Eine unterhaltsame und spannende Geschichte voller fantastischer Momente
Kinder können grausam sein. Das muss auch Beat Menüsli erfahren, welcher stets und ständig wegen seines Äußerem gehänselt wird. Jeden Tag muss er sich Beleidigungen wie Zwerg, Winzling, Hobbit, Kleiner ...
Kinder können grausam sein. Das muss auch Beat Menüsli erfahren, welcher stets und ständig wegen seines Äußerem gehänselt wird. Jeden Tag muss er sich Beleidigungen wie Zwerg, Winzling, Hobbit, Kleiner oder halbe Portion und das nur, weil er um einiges kleiner ist als seine Mitschüler. Leider hat der arme Beat noch andere Sorgen. Seit seinem 10. Lebensjahr muss er sich nämlich regelmäßig rasieren, um keinen Vollbart zu bekommen. Spätestens jetzt müsste man als Elternteil alarmiert sein. Doch das sind seine Eltern nicht. Sie sehen zwar die Unterschiede zu anderen Kindern, nehmen diese aber einfach hin, da ihre Berufe im Vordergrund stehen.
Während andere an dieser Situation verzweifeln, hat Beat etwas gefunden was ihm Spaß macht und mit dem er seinen oft sehr unschönen Alltag ausgleicht. In einer Pfadfindergruppe hat er nicht nur Freunde gefunden, sondern auch Kinder, die ebenfalls etwas anders sind als andere. Von Übergeweicht bis hin zu sozialen Problemen brachten alle Gruppenmitglieder eine Sorge mit. Trotzdem hatte ich es stets mit fröhlichen Kindern zutun, die sich auf ihre Ausflüge freuten. Immerhin waren sie hier unter Personen die sie mögen und deren Fehler sie zu akzeptieren wussten.
Wer die Kurzbeschreibung gelesen hat, der bekommt schon mal einen tollen Einblick in die Welt, welche der Autor Jens Schumacher erschaffen hat. Versteckte Höhlen, Zwerge und nicht zu vergessen, die putzigen Erdferkel. Doch das ist bei weiten nicht alles. Das Buch sprüht vor fantastischen Ideen und überraschte mich immer wieder mit unterhaltsamen aber auch spannenden Momenten. Dazu fühlte sich alles sehr lebendig an, da der Autor mit viel Liebe zum Detail gearbeitet hat. Besonders die Art und Weise, wie die Zwerge unter der Erde ihr Leben leben, war ein Abenteuer für sich.
Wenn ich schon bei Abenteuer bin, möchte ich auch gleich die Covergestaltung ansprechen. Dieses schaffte es nämlich mich für eine längere Zeit zu fesseln, da einfach so viel darauf zu entdecken ist. Dabei schaffte es der Illustrator und Autor Thomas Hussung das Bild nicht zu überfüllen, aber trotzdem genug Kleinigkeiten einzubauen, das man einfach stets nach neuen Dingen sucht. Ich persönlich hätte mich sehr gefreut, wenn es im Inneren des Buches mehr Bilder gegeben hätte. Viele Bereiche der Stadt Umbrika waren zwar sehr ausführlich beschrieben, aber eine Illustration, hätte dem ganzen noch die Krone aufgesetzt. Dafür bekam ich aber wunderschön gestaltete Kapitelanfänge, die zwar nicht die fehlenden Illustrationen ersetzten, aber trotzdem ein Eyecatcher waren.
Was ich ebenfalls als gelungen empfand, war der Ansatz zur Umweltaufklärung. Die unterirdische Stadt der Zwerge lag in einem Bereich, der bisher unangetastet war und nun zerstört werden sollte. Die Lösung dafür war zwar nicht perfekt ausgearbeitet, aber verdeutlichte klar, das Wälder ein Ort des Lebens und der Erholung sind.
Zum Schluss habe ich noch einen kleinen Kritikpunkt. Ich fand den Gewaltfaktor des Buches ab und an zu hoch. Ich finde nicht das ein 10-jähriges Kind lesen sollte, wie Zwerge andere Zwerge ausschalten, weil sie im Weg sind. Besonders da dies auf sehr grausame Art geschah. In einem Spionagethriller für Erwachsene finde ich das ok, aber nicht für ein Kinderbuch.
Dieses Buch bot mir eine unterhaltsame Geschichte, welche mit spannenden und fantasiereichen Elementen keine Langweile aufkommen ließ. Wie auch, wenn man es nicht nur mit tollen Ideen, sondern auch mit den süßesten Mulchen zu tun hatte. Doch auch der Schreibstil trug mit seiner locker leichten Art dazu bei. Er richtet sich zwar an Kinder, konnte mich als Erwachsene ebenso begeistern.