Cover-Bild Schöne Ruinen
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9,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Heyne
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 464
  • Ersterscheinung: 09.06.2014
  • ISBN: 9783453415898
Jess Walter

Schöne Ruinen

Roman
Friedrich Mader (Übersetzer)

Im Frühjahr 1962 checkt eine schöne, melancholische junge Amerikanerin in Pasquales kleiner Pension nahe Portovenere ein. Mit ihr kommt die Welt in das verschlafene Fischer dorf: die Verheißungen Amerikas und der Glanz von Cinecittá. Fast fünfzig Jahre später reist Pasquale nach Amerika, um nach der Frau, an die er einst sein Herz verlor, zu suchen.

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Veröffentlicht am 04.05.2018

Wir wollen, was wir wollen!

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Der abgehalfterte, aufgespritzte und inzwischen erfolglose Regisseur Michael Deane träumt von vergangenen Zeiten. Erfolgreich und berühmt war er und zu seinen Freunden zählten auch Liz Taylor und Richard ...

Der abgehalfterte, aufgespritzte und inzwischen erfolglose Regisseur Michael Deane träumt von vergangenen Zeiten. Erfolgreich und berühmt war er und zu seinen Freunden zählten auch Liz Taylor und Richard Burton. Sie machten zusammen den Film „Cleopatra“. Eine der Schauspielerinnen ist Dee Moray und sie wird krank. Um sich zu erholen und dann weiter in die Schweiz zur Behandlung zu fahren, schickt sie Michael Deane nach Porto Vergogna.

Pasquale Tursi übernimmt, als sein Vater stirbt, die Pensione in Porto Vergogna einem verschlafenen Ort an der ligurischen Küste im Jahre 1962. Nichts wünscht sich Pasquale mehr, als amerikanische Gäste bei sich aufzunehmen. Jährlich kommt ein Autor aus Amerika für zwei Wochen zu Besuch, um sein Buch zu schreiben. Aber dann geschieht das Außergewöhnliche, die amerikanische Schauspielerin Dee Moray kommt nach Vergogna, nein kein Irrtum, wie sich herausstellt; denn sie will tatsächlich in die Pensione „Zur ausreichenden Aussicht“. Pasquale ist total hingerissen von der amerikanischen Schönheit und trotz einiger Verständigungsschwierigkeiten gelingt es, dass sich Dee und Pasquale auf Anhieb verstehen. Sicher nicht jedes Wort wird richtig interpretiert, aber er versteht, dass Dee an Magenkrebs leidet und nach einem Treffen mit ihrem Freund weiter zur Behandlung in die Schweiz reisen will.

Das ganze Dorf ist in Aufruhr, eine Schauspielerin, die in „Cleopatra“ mitspielt, befindet sich im Ort und es soll noch ein Gast folgen. Mutter und Tante reden Pasquale ins Gewissen, die Schöne doch sofort zu heiraten und dann nach Amerika zu gehen.

Als dann aber der Freund nicht auftaucht ist Dee traurig. Pasquale reist nach Rom, um den Freund aufzusuchen und auch in seine Vergangenheit, um seine große Liebe Amedea zu sprechen. Er trifft sie, aber sie will nichts von ihm wissen. Dann endlich trifft er auf Michael Dean und der erzählt ihm, was wirklich mit Dee los ist und gibt ihm Geld, damit sie in die Schweiz reisen kann, auch Pasquale kriegt eine Art Schweigegeld.

Als er zurück im Dorf ist, ist Dee fort und er konnte sich nicht einmal von ihr verabschieden.

Dann taucht auf einmal der betrunkene Richard Burton auf.

So mehr verrate ich jetzt nicht vom Inhalt, lest selbst, wie es mit Pasquale Tursi, Richard Burton, Michael Dean und Dee Moray weitergeht.

Fazit:

Der Autor Jess Walter schreibt hier eine tolle Liebesgeschichte, die wir von 1962 bis ins jetzt verfolgen dürfen. Die verschiedenen Fäden, die uns durch die Jahre und Geschichten führen werden am Ende ganz geschickt zu einem großen Knäuel zuammengeführt und wir erfahren, was genau geschehen ist.

Jedem Protagonisten verleiht der Autor mit viel Einfühlungsvermögen ein Gesicht. Dee Moray mochte ich hier wirklich am liebsten. Ihre Geschichte reißt mich mit und ich bin in ihr gefangen. Auch alle anderen Charaktere, ob wichtig oder unwichtig, werden hier ausnahmslos mit allen Details und ihren Ecken und Kanten beschrieben. Ich konnte mit ihnen lachen, weinen, fluchen und leiden. Das hat mir wirklich sehr gut gefallen.

Viele Orte lernen wir kennen und auch die Schilderungen hierzu sind sehr präzise, so dass man sich wirklich mitten im Geschehen befindet.

Der Schreibstil ist gut und lässt sich flüssig lesen. Jedes Kapitel hat eine Überschrift mit der dazugehörigen Jahreszahl, damit der Leser sofort weiß, wo genau er sich befindet. Das ist aber auch wichtig, denn sonst käme man schnell durcheinander bei dieser Zeitreise.

Einzig störte mich dieses Übersetzungsgemetzel, das musste nicht sein.
Sicher konnte Pasquale nicht perfekt englisch sprechen, aber es dann
auch so abgehackt zu schreiben, gefiel mir gar nicht. Das ist aber auch
wirklich das Einzige, was ich bemängele.

Alles in allem ein wirklich gelungenes Buch, was ich gerne weiterempfehlen werde.

Hier kommen von mir volle 5 Sterne, trotz des kleinen Mangels, den ich erwähnte.

Veröffentlicht am 10.04.2020

Ein vielschichtiger Sommerroman

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Meine Meinung:
Von diesem Buch erwartete ich viel italienisches Lebensgefühl, Hollywood, Witz, Tragik und - wie es der Titel schon sagt - einige traurige und berührende Erinnerungen und zerplatzte Träume. ...

Meine Meinung:
Von diesem Buch erwartete ich viel italienisches Lebensgefühl, Hollywood, Witz, Tragik und - wie es der Titel schon sagt - einige traurige und berührende Erinnerungen und zerplatzte Träume. Diese Erwartungen an den Inhalt wurden ziemlich übertroffen und übersteigert.

Das Buch beginnt indem es Ereignisse aus dem Jahr 1962 schildert. In Italien steht der junge Pasquale bis zu den Knien im warmen Meerwasser und baut ohne Unterlass an "seinem" Strand. Während dieser Arbeit, die von den anderen Dorfbewohnern belächelt wird, träumt er von einem grossen Tennisplatz über den Klippen und eine amerikanische Touristin reist mit dem Boot bei ihm an. So vermischen sich Wunschtraum und Träumerei und werden zu einer ziemlich plötzlich über Pasqual hereinbrechenden Realität. Trotzdem bleibt dieser in Italien spielende Erzählstrang sehr chronologisch. Immer, wenn die Geschichte angehalten und ins Jahr 1962 zurück geblickt wird, ist Pasquale die Hauptfigur, welche durch die Geschichte leitet. Sowohl an der ligurischen Küste und bei Wanderungen mit der hübschen Schauspielerin als auch in Rom, wenn er verflossenen Träumen nachrennt und reiche Männer zur Vernunft und Einsicht bringen will.

Im Jetzt haben wir ganz andere Ausgangssituationen: Ein Hollywood-Produzent, welcher krankhaft versucht, jung zu bleiben oder zumindest so auszusehen verbeisst sich in Ideen, welche zum Scheitern verurteilt sind, hat aber trotzdem immer ein grosses Ziel vor Augen. Dieser Produzent, Michael Deane mit Namen, wird sehr überspitzt und für meinen Geschmack manchmal zu egozentrisch und zu lächerlich dargestellt. Trotzdem finde ich es sehr gelungen, dass man während der ganzen Geschichte merkt, dass er nicht einfach verblödet oder geldgeil geworden ist, sondern durchaus berechnend und intelligent handelt.
Seine Assistentin Claire ist da schon viel besonnener, ja sogar penibel und sehr angestrengt und auch anstrengend bei der Sache. Sie zweifelt immer, lässt sich nicht gehen, hat ständig Bedenken und will immer auch irgendwie gross raus kommen oder zumindest jemandem dabei helfen, ganz grosses Kino zu machen. Sie war mir sehr sympathisch, wenn auch ein wenig zu einseitig dargestellt.
Shane hingegen zweifelt nicht, sondern glaubt so sehr an sich, dass er es wagt, bei Deane einen Film zu pitchen. Zufällig kann er ein wenig Italienisch, was ihm ein offenes Ohr bei Deane und einige spannende Erkenntnisse verschafft. Er war mir insgesamt zu fade dargestellt. Die Nummer mit dem ewig gescheiterten aber trotzdem von sich überzeugten Lebemann zieht einfach nicht ein ganzes Buch lang. Nicht einmal, wenn seine Einstellung sich noch ändert.

Und nun kommt es, wie es kommen muss: die Ereignisse überschlagen sich. Pasquale taucht genau in dem Moment bei Michale Deane auf, als Shane (der ja zufällig Italienisch spricht) seinen Film pitchen will, erzählt von einer amerikanischen Schauspielerin und bringt Leben, Liebe, Vergangenheit und Zukunft durcheinander.
Fünfzig Jahre Geschichte prallen auf den Zeitdruck in Hollywood, zersplittern in tausend Teile und müssen von einer ganzen Menge Menschen durchegekaut und wieder zusammen gesetzt werden, dass einige organisatorische Finessen von Nöten sind.
Doch gelingt es wirklich, fünfzig Jahre alte Fehler wiedergutzumachen? Und kann eine Liebe so stark sein, dass sie Verdrängungen, falscher Stolz und betrogene Gefühle verzeihen kann?

Dieses Buch ist ein wirklich sehr gelungener, unterhaltsamer und auch nachdenklich stimmender Sommerroman über ganz grosse Gefühle und ganz grosses Kino, über Italien, Hollywood, die Liebe und die Fähigkeiten, zu verzeihen und immer wieder aufzustehen.
Eine Reihe gescheiterter Persönlichkeiten versucht, sich durchs Leben zu manövrieren und trifft dabei immer mal wieder auf ein Riff an der ligurischen Küste oder ein beschränktes Budget in Hollywood.

Fazit:
Dieses tiefgründige, nicht zu komplexe und sehr unterhaltsame Buch eignet sich bestens als Ferienliteratur am Strand. Vorzugsweise natürlich an der italienischen Küste.

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