Schöne Idee, aber keine gelungene Umsetzung
Inhalt:
Manchmal können 180 Sekunden reichen, damit sich dein Leben verändert. So geht es zumindest Allison, die die meiste Zeit ihres Lebens in Pflegefamilien verbracht hat, ehe sie endlich adoptiert ...
Inhalt:
Manchmal können 180 Sekunden reichen, damit sich dein Leben verändert. So geht es zumindest Allison, die die meiste Zeit ihres Lebens in Pflegefamilien verbracht hat, ehe sie endlich adoptiert wurde. Doch auch ihrem Adoptivvater Simon gegenüber kann sie sich kaum öffnen und beginnt ihre Collegezeit zurückgezogen und mit möglichst wenig Kontakt zur Außenwelt. Als sie dann durch Zufall Teil eines Sozialexperiments von Social-Media-Star Esben wird, kann sie sich nicht länger nur in ihren vier Wänden verstecken. Denn manchmal muss man mutig sein.
Cover:
Das Cover überzeugt durch seine sanfte Farbgebung in Blau- und Rosatönen und ist auf den ersten Blick als LYX-Buch erkennbar.
Meinung:
Von Beginn an hatte ich Probleme in die Geschichte reinzukommen. Dies liegt zum einen an der Tatsache, dass das Buch im Präsens geschrieben ist und mir dies regelmäßig durch bestimmte Formulierungen immer wieder ins Gedächtnis gerufen wurde, wenn ich mich gerade daran gewöhnt hatte. Zum anderen gab es unglaublich viele Ausdrücke, über die ich gestolpert bin und die mich so in meinem Lesefluss unterbrochen haben. Auch einige Gedanken oder Ausdrucksweisen der beiden Protas fand ich so manches Mal einfach nur cringe.
Auch mit der Protagonistin Andie bin ich bis zum Schluss nicht warm geworden. Ich habe zwar verstanden, dass und auch warum sie keinen Kontakt zu Menschen sucht, allerdings hat sie sich diesbezüglich für meinen Geschmack zu schnell geändert, nachdem sie erstmalig auf Esben getroffen ist. Im Verhalten der Protagonistin habe ich die ein oder andere Parallele zu mir selbst entdecken können, dennoch konnte ich mich kein bisschen mit ihr identifizieren, da man mit ihr keine Entwicklung durchmachen konnte, sondern immer rasante Sprünge gemacht hat, die für mich zu groß waren. So scheint sie beispielsweise von heute auf morgen zu beschließen, dass sie nun endlich mutig sein und sich nicht länger verstecken möchte. Grundsätzlich eine gute Entscheidung, allerdings etwas sehr schnell und daher unrealistisch.
Auch Esben als männlicher Protagonist ist mir die gesamte Geschichte hinweg über nicht sehr nah gegangen. Die Autorin hat hier einen recht glatten Charakter erschaffen, mit kaum einem Makel, was ihn für mich leider überhaupt nicht greifbar gemacht hat. Die Last, die er durch ein Geschehen aus seiner Vergangenheit trägt, hätte man wunderbar ausarbeiten und vertiefen können, doch stattdessen wurde das auf wenigen Seiten erwähnt und direkt abgehandelt.
So wie man Andies persönliche Entwicklungen aufgrund der Zeitsprünge kaum hinterherkommen kann, so fiel es mir auch schwer die Beziehung zwischen ihr und Esben zu verstehen. Scheinbar sofort sind sie auf einer Wellenlänge und auch wenn ich selber davon überzeugt bin, dass man bei einigen wenigen Menschen das Glück haben kann, mit diesen von der ersten Sekunde an zu harmonieren, konnte ich die Entwicklung von Gefühlen zwischen den beiden hier leider kaum verstehen. Es fehlte an Zeit und an Tiefe.
Am sympathischsten war mir in dieser Geschichte definitiv Andies beste Freundin Steffi, deren Handlungen ich noch am ehesten nachvollziehen konnte.
Erst ab Seite 263 wurde die Geschichte für mich interessant, da der für mich unvorhergesehene Plottwist doch sehr gut gewählt war. Leider erschien es mir ab dem Punkt dann schon etwas zu gezwungen, was die Dramatik betrifft, da bisherige „Konflikte“, falls man diese überhaupt so betiteln kann, viel zu schnell gelöst wurden. Mit dem Ende hat Jessica Park das Buch ganz gut abgerundet und es war stimmig. Insgesamt hat die Autorin ihre Geschichte etwa auf den letzten 100 Seiten gerettet, dennoch würde ich es nicht empfehlen, wenn man den Anspruch von ein bisschen Tiefgang und nachvollziehbaren Entwicklungen hat.
Lieblingszitat:
„Manchmal ist jeder etwas meschugge. Dann lieber backen als zum Beispiel das Haus abfackeln.“