--- Kurzinhalt ---
Julia ist eine Außenseiterin, dafür aber frech und schlagfertig. Ihr Bruder ist vor zwei Jahren gestorben und seither fühlt sich Julia sehr einsam, trostlos und verlassen. Er war neben ihrer Freundin Grace ihr einziger Verbündeter. Ihre Mutter tickt seitdem völlig aus, beschimpft und verprügelt sie bösartig. Doch dies versucht Julia mit allen Mitteln zu verschleiern. Sie hat sich einen Panzer aufgebaut, um ihre Verletzlichkeit niemanden Preis zu geben.
Ihr gegenüber steht Jeremy, mit dem sich Julia in der Schule ständige Wortgefechte liefert. Die beiden verstehen sich also anfangs überhaupt gar nicht.
Jeremy ist ein Football-Star an der Schule und natürlich gut aussehend, beliebt und Mädchenschwarm. Doch oberflächlich scheint er ganz und gar nicht zu sein, denn als er eines Tages Julia’s blaue Flecken sieht, gibt er auch nach Wochen nicht auf, sie endlich darauf zum Reden zu bringen...
--- Lesefluss ---
Das Buch ist aus beiden Perspektiven – Julia’s und Jeremys’s – erzählt, sie wechseln sich ab und es ist dann jeweils die Ich-Perspektive. Die meisten Sätze sind sehr flüssig und kurz, sodass das Lesen sehr angenehm ist. Es gibt sehr viele mündliche Reden.
--- Was mir gefallen hat ---
Durch die zwei Ich-Perspektiven - Jeremy und Julia - schlüpft man in die jeweilige Gedankenwelt, was natürlich sehr interessant ist. Manchmal empfinde ich zwar einen besonderen Reiz dabei, nur die eine Gedankenwelt zu kennen und die andere als Geheimnis zu erfahren, aber hier in diesem Buch hat es ganz gut gepasst.
Zudem fand ich die vielen mündlichen Reden sehr gut. Dadurch wirkte der Roman lebendig, menschlich und es kam (zumeist) keine Langeweile auf.
--- Was mir weniger gefallen hat ---
Nicht nur eine Person, sondern so gut wie alle Schüler können auf perfekte Art schnell und wortgewandt kontern. Herrje, hätte ich in meiner Schulzeit so kontern können, wäre ich wahrscheinlich der Klassenstar gewesen. Auch wenn die Konter teilweise lustig zu lesen sind, war es für mich doch sehr unglaubwürdig, dass wirklich so viele Schüler mit Worten so gut umgehen können.
Ab und zu wurde für meinen Geschmack zu viel von Football gefachsimpelt. Seitenlang wurde teilweise ein Spiel geschildert, was mich ja so gar nicht interessiert hat. Das hätte einfach kürzer gefasst sein können.
Es hat sehr sehr lange gedauert (etwa bis zur Hälfte des Buches), dass Jeremy und Julia überhaupt mal in einer anderen Art in Kontakt kamen, außer sich nur gegenseitig zu ärgern. Für mich hätte es vielleicht ein bisschen schneller gehen können, denn bis dato kamen auch noch keinerlei Anziehungsgefühle bei beiden auf. Die Lust am Lesen habe ich dadurch aber dennoch nicht verloren. Aber nach der Hälfte des Buches wurde es für mich dann endlich noch interessanter.
Mancherlei Verhaltensweisen konnte ich von den Protagonisten nicht nachvollziehen. Ich bin keine von denen, die Bücher nicht mögen, weil die Protagonisten nicht komplett auf meiner Wellenlänge sind, aber ich finde es sehr wichtig, dass Verhaltensweisen logisch erklärbar sind. Ich will an dieser Stelle drei Beispiele nennen: Julia ist sehr gläubig, geht anscheinend jeden Sonntag in die Kirche und glaubt daran, dass Gott einen Plan hat. Dieser Glaube stammt jedoch nicht aus dem Elternhaus, denn die Eltern würden ihr am liebsten sogar den Kirchgang verbieten. Für mich war Julia’s Glaube und wie sie dazu gekommen ist somit nicht nachvollziehbar, da ihr ja dann auch wiederum so viel Schlechtes widerfährt. Ich finde es ganz beeindruckend, wenn Menschen den Glauben trotz der widrigsten Umstände nicht verlieren. Aber wie ist sie überhaupt zu dem Glauben gekommen? Der Grund, warum sie nach wie vor am Glauben festhält wird dann schon fast am Ende des Buches während eines Gespräches mit Jeremy erläutert – wenigstens das, aber mir war es zu wenig Einsicht.
Die Umstände, warum z.B. auch die Mutter so hasserfüllt und verbittert ist, werden leider nicht erklärt. Ich mag es, wenn es erklärt wird, damit ich das Ganze besser nachvollziehen kann.
Das dritte Beispiel umfasst Jeremy. Wochenlang gibt er nicht auf, Julia auf ihre Blessuren anzusprechen, obwohl er sie zuvor nur gepiesackt hat. Sie lässt ihn immer wieder abblitzen und dennoch gibt er nicht auf. So viel Hartnäckigkeit für ein Mädchen, das er zuvor immer nur geärgert hat, empfand ich als etwas unnatürlich.
--- Mein Fazit ---
Alles in allem eine Geschichte, die mir teilweise unter die Haut ging, teilweise mich geärgert hat und letztendlich ich aber nicht aufhören konnte zu lesen.
Das Buch hat vier Bände. Das heißt, dieser erste Teil war erst der Anfang und ich muss zugeben, auch wenn sich Julia und Jeremy in diesen hunderten Seiten leider kaum näher gekommen sind, bin ich nun doch gespannt, wie es weitergeht und werde mir vermutlich auch noch den zweiten Teil besorgen. Aber auch nur vielleicht, ich lasse ein paar Tage sacken, um zu schauen, ob sich die Neugierde hält.
Ich kann das Buch dennoch empfehlen. Von mir gibt es 3-3,5 Sterne.