Der Hörer wird von der ersten Minute in guter alter Thrillermanier mitgerissen und Sawatzki, eine meiner Lieblingsstimmen, liest brilliant. Ich kann der Handlung bis zu einem gewissen Punkt gut folgen sowie das Verhalten der Protagonistin verstehen. Nachdem diese jedoch zum x-ten Mal wieder eine falsche Entscheidung trifft bzw. nicht die Wahrheit sagt oder bewusst lügt, nervt sie mich. Irgendwann muss man doch aus seinen Fehler lernen und Verantwortung übernehmen!
Zuerst aber zum Inhalt: Faith Saunders reist mitten in der Nacht sehr überstürzt, mit zuviel Alkohol im Blut, ihrer Tochter Maggie auf dem Rücksitz nach einem Streit mit ihrer Schwester und deren Mann, von dort ab. Sie läßt ihre Handtasche mit Geld und Handy im Eifer des Gefechts zurück und verfährt sich auch noch in einer Gegend, die v.a. vom Zuckerrohranbau beherrscht wird. Plötzlich stößt sie mit etwas zusammen, das ein Menschen hätte sein können, doch sie kann niemanden sehen. Da es in dieser Nacht auch noch sehr heftig regnet, entscheidet sie, sich einige Stunden Schlaf zu gönnen. Durch ein Klopfen wird sie aus dem Schlaf gerissen und eine verzweifelte, ängstliche und verletzte junge Frau, die um Hilfe fleht, blickt durch die Autoscheibe. Faith reagiert nicht, zögert und nach kurzer Zeit erscheint ein Mann der die junge Frau wegführt. In einigem Abstand nimmt Faith einen zweiten Mann wahr, fährt jedoch ohne etwas zu tun, zu ihrem Mann nach Hause zurück.
So weit, so gut. Es gibt 1000 Gründe, warum sie die Wagentür nicht öffnete, allerdings informiert sie auch nicht die Polizei, erzählt nicht mal ihrem Mann von den Geschehnissen in jener Nacht. Sie hat jedoch nicht damit gerechnet, dass ihre kleine Tochter alles genau beobachtete, die Situation richtig einschätzen kann und diese haarklein ihrem Vater erzählt. Auf sein Drängen hin macht Faith zwei Wochen nach dem Vorfall eine Aussage bei der Polizei, auch Maggie wird verhört. Faith hält immer noch mit der Information zurück, dass einer zweiter Mann ebenfalls mit im Spiel war, obwohl es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um einen Serienkiller bzw. um ein Killerduo handelt. An dieser Stelle kommt mein Verständnis für die Protagonistin abhanden. Diese trinkt wieder regelmäßig und zuviel. Anscheinend nichts Neues, nicht von ungefähr leidet ihre Tochter unter Entwicklungsstörungen, die Alkoholkonsum in der Schwangerschaft verursacht. Ihr Mann stellt sie irgendwann vor die Wahl: Alkohol oder Familie und zieht mit der Tochter aus. Wer denken mag, die Handlung sei bis jetzt tragisch genug und Faith beginnt nun endlich, aus ihren Fehlern zu lernen und Verantwortung zu übernehmen, der täuscht sich. Es geht immer noch tragischer.
Das Hörbuch fängt sofort mit einem großen Spannungsbogen an, der dann aber durch die unterschiedlichen Probleme wie z.B. Alkoholsucht, Eheprobleme, Sadismus usw. zerissen wird und sich die Ganze Geschichte über nicht halten kann. Ich möchte die Protagonistin am liebsten schütteln, damit sie aus ihrer Lethargie und ihrer Opferrolle aufwacht.