Anstrengender Schreibstil und nur wenig Spannung
Vielen lieben Dank an den Goldmann-Verlag und das Penguin Randomhouse-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.
Aufmachung:
Also, ...
Vielen lieben Dank an den Goldmann-Verlag und das Penguin Randomhouse-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.
Aufmachung:
Also, es gibt zugegebenermaßen schönere Cover, aber ich finde trotzdem, dass es gut zum Inhalt passt und trotz der Person darauf nicht zu aufdringlich ist. Es ist auf Anhieb als historischer Roman erkennbar, und der Lorbeerkranz aus Metall, den die Person als Kopfschmuck trägt, erinnert einen sofort an das antike Rom und man weiß, in welche Epoche man das Buch einordnen muss.
„Die Seherin von Troja“ ist zwar kein besonders einfallsreicher Titel (da finde ich den Originaltitel „Black Ships“ ein bisschen spannender), aber er passt ebenfalls gut zum Inhalt und man weiß, was einen erwartet.
Meine Meinung:
Ich kann leider schon von Anfang an sagen, dass ich für den Inhalt leider ähnlich wenig Begeisterung aufbringe. Das finde ich ganz besonders ärgerlich, da ich eigentlich ein großer Fan griechischer Mythologie und auch von Erzählungen rund um den trojanischen Krieg bin. Die Idee, Vergils Aeneis hier aus Pythias Sicht zu erzählen, finde ich spitze und dementsprechend habe ich mich auf das Buch gefreut.
Direkt im ersten Kapitel habe ich dann aber schon gemerkt, dass das Buch meinen Erwartungen nicht gerecht werden kann. Das liegt hauptsächlich am Schreibstil, der wirklich sehr anstrengend zu lesen ist. Ich würde von mir behaupten, dass ich angesichts der Tatsache, dass ich einige historische Romane lese und auch viel High Fantasy, die beide ja eher für komplexere Schreibstile bekannt sind, mich in der Regel gut auf anspruchsvollere Schreibstile und auch solche, die eher „altertümlich“ anmuten sollen, einlassen kann.
Die Umsetzung Grahams fand ich hier allerdings recht unelegant. Zwar bedient sie sich durchaus „antiker“ Sprache (wenn man mal von der Verwendung von dem Wort „Baby“ absieht), aber auf mich wirkte das sehr gezwungen, so als wollte sie unbedingt, dass ihr Buch „alt“ klingt, ohne dass ihr das auf natürliche Weise gelingen will. Dadurch liest sich das Buch sehr stockend und man kann sich gar nicht gut auf die Geschichte einlassen. Manche Passagen musste ich sogar mehrfach lesen, damit ich sie verstehen konnte. Da lässt sich das lateinische Original der Aeneis tatsächlich leichter lesen!
Dass ich einige Abschnitte daraus im Lateinunterricht in der Schule übersetzt habe, hat mir hier beim Lesen sehr geholfen. So wusste ich ungefähr, was ich zu erwarten habe, und konnte mich auch hier darauf einstellen. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass jemand, der die Aeneis nicht kennt, große Schwierigkeiten haben wird, der Handlung zu folgen, eben wegen des komplizierten Schreibstils.
Wenig hilfreich ist dabei auch, dass vor allem in der ersten Hälfte überhaupt keine Spannung aufkommt. Zwar passiert den Protagonisten hier bereits einiges, aber das Ganze liest sich eher wie ein trockener Bericht, in dem man von einem Geschehen zum anderen kommt. Man kann sich nicht in die Szenen hineinversetzen und muss sich teilweise überwinden, weiterzulesen, weil man so wenig gefesselt ist.
Erst ab der Hälfte des Buches wird es zwischendurch durchaus mal spannender und das Lesen macht wieder ein bisschen Spaß (wenn man den Schreibstil außer Acht lässt).
Ebenso wenig konnte ich mit Möwe/ Pythia und auch den anderen Figuren anfangen. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob es wirklich an fehlender Charakterisierung liegt, oder ob mir auch in diesem Aspekt der Schreibstil das Leben schwergemacht hat, aber tatsächlich war für mich keine der Figuren auch nur ansatzweise greifbar, geschweige denn sympathisch. Ich hatte stets eine gewisse Distanz zur Protagonistin und zu allen, denen sie begegnet. Das hat dann vermutlich auch noch dazu beigetragen, dass „Die Seherin von Troja“ mich nicht so sehr fesseln konnte.
Fazit:
„Die Seherin von Troja“ hätte wirklich interessant werden können! In der Schule hatte ich bei der Übersetzung einzelner Passagen der Aeneis viel Spaß, dementsprechend habe ich mich natürlich sehr gefreut, Aeneas´ Reisen einmal aus Pythias Sicht zu lesen.
Während die erste Hälfte des Buches allerdings noch sehr langweilig ist, kommt in der zweiten Hälfte dann aber durchaus Spannung auf. Leider konnte auch das meine anfängliche Begeisterung für das Buch nicht wieder zurückbringen, da Jo Grahams Schreibstil wirklich anstrengend ist – ein anderes Wort gibt es dafür gar nicht. Obwohl ich das Original kenne, konnte ich der Handlung aufgrund des Schreibstils nur sehr schwer folgen, manche Textstellen musste ich sogar mehrfach lesen, um sie zu verstehen. Auch die Distanz zu den Figuren konnte ich dadurch nicht überbrücken.
Wegen der tollen Idee, die durchaus hätte interessant werden können, und der paar mitreißenden Stellen in der zweiten Hälfte des Buches kann ich also der „Seherin von Troja“ noch 2,5/5 Lesehasen geben, aber ein großes Lesevergnügen war es vor allem wegen des Schreibstils insgesamt nicht.