Das Buch ist klar und verständlich geschrieben und deshalb auch wunderbar für Laien geeignet.
Inhalt
Schon im ersten Kapitel geht es gleich ans Eingemachte. Peichl listet einige Sätze auf, die der Innere Kritiker oftmals von sich gibt, und trifft damit genau ins Schwarze. Man erkennt sich bzw. ...
Inhalt
Schon im ersten Kapitel geht es gleich ans Eingemachte. Peichl listet einige Sätze auf, die der Innere Kritiker oftmals von sich gibt, und trifft damit genau ins Schwarze. Man erkennt sich bzw. den Quälgeist sofort wieder. Gleich im Anschluss gibt es einen Test (befindet sich im Anhang des Buches). Auf einer Skala von 1-7 bewertet man 70 Fragen und je nachdem wie stark diese auf einen zutreffen bekommt man mehr Punkte oder eben weniger. Im Anschluss werden die Punkte in eine weitere Auswertung übertragen und zusammengerechnet woraus der effektive Summenwert für jeden der einzelnen Kritiker entsteht. Es ist sehr simpel aufgebaut aber sehr effektiv.
Das zweite Kapitel beleuchtet das Team der inneren Kritiker (Kontrolleur, Perfektionist, Antreiber, Allen-Rechtmacher und Be- und Verurteiler). Sie werden dem Leser vorgestellt und die wichtigsten Eigenschaften werden aufgezählt.
Kapitel drei und vier vermitteln eher trockenes Wissen (das sagt Peichl zum Schluss sogar selbst) darüber das ein Mensch aus mehreren Ich-Anteilen besteht und wie die Kritiker entstanden sind und weshalb sie grundsätzlich wichtig sind für die Entwicklung vom Baby zum Erwachsenen.
Kapitel 5 behandelt besonders den Be- und Verurteiler (genannt der Innere Kritiker) und weshalb er solche Macht über uns erlangen kann.
Im sechsten Kapitel wird der Leser erneut aufgefordert in den Anhang zu springen und die Botschaften der Kritiker aufzuschreiben. Dieses Kapitel beschäftigt sich danach mit der Thematik zu wem der innere Kritiker eigentlich spricht. Anhand eines persönlichen Beispiels zeigt Peichl auf das der Kritiker nicht zu uns spricht, sondern zu einem verletzten Kindanteil in uns.
Kapitel Sieben zeigt auf wie wir den inneren Kritiker als Kind erschaffen und ihn nähren und das er eigentlich nur gute Absichten hegt. Im Grunde wird dem Leser klargemacht, dass uns der innere Kritiker nur schützen möchte vor erneuten Blamagen, Demütigungen und ähnliches.
Kapitel Acht behandelt das kritisierte Kind in uns. Ich erläutere das kurz anhand eines Beispiels. Angenommen ein Erziehungsberechtigter sagt zum Kind: „Du bist unausstehlich!“. Kinder identifizieren sich damit, logisch ihr Umfeld ist schliesslich ihr Massstab, und sie machen daraus, unbewusst und heimlich: „Ich bin unausstehlich und niemand mag mich!“. <- Das ist der verletzte Kindanteil in uns und genau dann kommt der innere Kritiker ins Spiel der diesen verletzten und kritisierten Kindanteil in uns schützen will.
Kapitel Neun liefert einen genauen Steckbrief des inneren Kritikers und einen einleuchtenden Vergleich zwischen dem Zauberer von Oz und dem inneren Kritiker selber.
In Kapitel 10 erfährt der Leser wie der Innere Kritiker genau arbeitet. Beispiel? Es geht darum einen Vortrag zu halten. Der innere Kritiker fährt somit schwere Geschütze auf und zeigt auf, was alles schief gehen kann. Immer neue, peinliche Szenen laufen wie ein Horrorszenario vor dem inneren Auge des Menschen ab. So versucht uns der innere Kritiker zu manipulieren und uns zum aufgeben zu zwingen.
Kapitel Elf bis Vierzehn gibt Lösungen an die Hand, wie der Leser den eigenen Inneren Kritiker zum Verbündeten machen kann. Gemäss Peichl wird es dem Leser niemals gelingen den inneren Kritiker loszuwerden, weil er dann nur noch lauter und stärker zurückkommen wird. Kleiner Einschub: Kapitel 12 behandelt zu guter Letzt noch unsere innere Schutztruppe (bestehend aus Verteidiger, Stolz, Rebell und Ankläger). Sie stellen sich gegen den inneren Kritiker zur Wehr, zumindest versuchen sie es, scheitern jedoch meist kläglich.
Meinung:
Das Buch ist klar und verständlich geschrieben und deshalb auch wunderbar für Laien geeignet. Trockene Theorie hält sich hier in Grenzen und bekommt gerade mal so viel Raum, wie notwendig ist, um die Sache zu verstehen und nachvollziehen zu können.
Toll fand ich den Fragebogen im Anhang, damit man die Kritischen Stimmen den einzelnen Teammitgliedern zuordnen konnte. Was mir jedoch gefehlt hat, war der nachträgliche Nutzen des Fragebogens. Ich konnte zwar anhand Punktezahl herausfinden welcher Kritiker bei mir besonders ausgeprägt ist aber wie ich nun mit der Erkenntnis umgehen sollte ist dabei zu kurz gekommen. Hier muss ich aber anmerken, dass es im Buch grundsätzlich nur um den Inneren Kritiker geht und nicht um das gesamte innere Team. Trotzdem hat Jochen Peichl es sich nicht nehmen lassen und die anderen Teammitglieder kurz vorgestellt.
Was ich sehr schätze ist die Tatsache, dass der Autor dem Leser erläutern möchte, dass man den inneren Kritiker als Verbündeten und nicht als einen Feind betrachten soll. Peichl gibt Lösungen an die Hand wie man mit dem inneren Kritiker umgehen kann und wie man es schafft ihn zum Freund zu machen.
Was mich zwischenzeitlich gestört hat war das ewige „aber dazu später“. Sprich er erläutert etwas und plötzlich der Satz „aber dazu später“. Wieso später? Ich will das JETZT wissen, wenn er das schon anspricht.
Dann gab es noch die Übung mit den Selbstanteilen, welche darin bestand eine Art Landkarte von seinen Selbstanteilen anzufertigen. Leider wurde auch diese Übung im Buch überhaupt nicht mehr benötigt und kommt auch später nicht mehr zu Sprache. Logisch, ich hab jetzt eine kleine Landkarte von meinem Innern aber was mach ich jetzt daraus? Zugunsten des Autors nehme ich an, dass es den Rahmen gesprengt hätte, wenn er weiter darauf eingegangen wäre.
Fazit/Empfehlung:
Alles in allem ist es ein sehr hilfreiches Buch mit vielen Aha-Momenten. Ich würde es jedem empfehlen der mit und nicht gegen seinen inneren Kritiker arbeiten will. Wichtig ist, dass man sich auch wirklich darauf einlässt, zumal man mit dem inneren Kritiker in Kontakt treten muss. Das heisst: Man muss mit ihm sprechen. Man muss in seiner Seele wühlen und die verletzten Kindanteile aufdecken, die der innere Kritiker so vehement zu schützen versucht und es braucht viel Übung.
Zudem darf man nicht erwarten, eine Wunderwaffe in den Händen zu halten. Man muss bereit sein mit dem Buch zu arbeiten.