Als der Ex-Soldat und Scharfschütze Jake Sharp, der seinerzeit vorzeitig entlassen wurde aus der Armee wegen eines posttraumatischen Stresssyndroms, einen Job als Bodyguard angeboten bekam, war er heilfroh über die Gelegenheit, nicht nur fortan gutes Geld verdienen zu können, sondern dazu Ablenkung von seinen Flashbacks zu erhalten. Nun ist mittlerweile einige Zeit vergangen und Jake hat sich in seiner Branche einen guten Ruf gemacht.
Eines Tages erhält er die Anfrage eines reichen, intriganten Geschäftsmannes, der sich in seiner Welt bereits reichlich Feinde gemacht hat. Jake soll dessen Tochter, ein, wie er glaubt, reiches, verwöhntes Töchterchen schützen, welche bereits als drogenabhängiges Model für Schlagzeilen gesorgt hat. Jakes erster Impuls ist es, den Auftrag nicht anzunehmen. Doch dann erleidet er kurz darauf eine Panikattacke, die dermaßen schlimm ist, dass er nur einen Ausweg sieht. Er sagt schließlich zu, damit er etwas hat, auf das er sich fokussieren kann. Als er Camille Logan persönlich kennenlernt, bemerkt er recht schnell, dass sie völlig anders ist, als er dachte. Von Drogen keine Spur! Stattdessen bemüht sich Camille nach Kräften, endlich auf eigenen Füßen zu stehen. Sie plant mit ihrer Freundin Heather eine neue Modekollektion und hat ihren drogensüchtigen Ex-Freund, der sie im Drogenrausch mehrfach schlug, aus ihrem Leben verbannt.
Obwohl es für Jake anfangs nur ein Job war, steigert sich sein Interesse für Camille mehr und mehr. Sie fasziniert ihn und weckt Beschützerinstinkte in ihm. Schließlich schlafen beide miteinander, trotz Jakes zahlreicher Probleme, fühlt er sich seit langer Zeit endlich wieder einmal zu einem anderen Menschen hingezogen. Dennoch, er muss auf der Hut sein, denn Feinde von Camilles Vater planen, Camille zu entführen oder gar umzubringen. Jake ahnt gleich, dass mehr dahinter steckt, als Camilles Vater ihm offenbart und beginnt damit, auf eigene Faust zu ermitteln…
Zugegeben, es war zunächst der „Bodyguard“ Plot, der mich neugierig gemacht hat, auf Jodi Ellen Malpas Roman „Mit allem was ich habe“, denn ich gebe es offen zu, ich erhoffte mir ein wenig das Flair des legendären „Bodyguard“ Films, mit Kevin Costner und Whitney Houston, der mich vor vielen Jahren so begeistert hat. Und tatsächlich bekommt man es hier mit ähnlich gestrickten Charakteren zu tun. Einem wortkargen, harten, aber attraktiven Bodyguard; allerdings mit posttraumatischen Belastungsstörungen gehandicapt und einer schönen Frau, die nun, nach diversen Rückschlägen mitten im Leben steht, sich behaupten möchte und anfangs erst gar nicht davon begeistert ist, dass sie einen Bodyguard aufs Auge gedrückt bekommt.
Die Geschichte wird im stetigen Wechsel, aus zwei Erzählperspektiven vorangetrieben, so dass man interessante und tiefe Einblicke in die Gedankenwelt des Heldenpaars geboten bekommt und ihre Handlungsweisen somit schneller verstehen lernt. Während Jake sehr vielschichtig gestrickt wurde, fand ich allerdings, dass Camille ein wenig blasser bleibt. Dennoch hat mich dieser kleine Punkt nicht wirklich gestört, weil Jakes seelische Heilung so viel Raum in diesem Roman einnimmt und er einfach die spannendere Hauptfigur ist.
Wo wir gerade bei kleinen Kritikpunkten sind. Ich konnte die Waffenvernarrtheit des Heldenpaars in einer Szene, die fast schon an Verherrlichung grenzte, absolut nicht nachvollziehen und fand diese Momente einfach nur deplaziert und schlimm. Man hat als Autor schließlich Verantwortung und sollte sich vorab genau überlegen, was man seinen (womöglich auch jüngeren) Lesern serviert. Daher gibt es von mir auch einen Punktabzug. Ein wenig hat mich dazu, Jakes zum Teil recht schnoddrige Ausdrucksweise gestört, weil er in anderen Momenten dann plötzlich dermaßen romantisch und blumig in seiner Darstellungsweise wurde. Zuviel Widerspruch für mich. Dazu spricht Jake, Camille, irgendwann nur noch mit dem Kosewort „Engel“ an, was nach mehrfacher Wiederholung ein wenig nervig wurde.
Soviel zu den negativen Dingen. Positiv fand ich, dass der Roman trotz seiner immerhin 464 Seiten, nie langweilig wurde. Ich hatte weder mit irgendwelchen Längen zu kämpfen, wie andere Rezensenten angaben, noch fand ich die Liebesszenen hölzern geschrieben. Im Gegenteil sie sind explizit und „hot“ und trotzdem steht die Charakterentwicklung der Akteure stets im Fokus. Zugegeben, Jake schweigt sich sehr, sehr lange aus, über seinen privaten Hintergrund. Ich hätte mir gewünscht, dass er Camille gegenüber ein wenig eher ausgepackt hätte; zumindest nach gewissen Liebesgeständnissen, wäre es höchste Zeit gewesen. Doch ansonsten mochte ich „Mit allem, was ich habe“, sehr.
Spannungselemente waren ebenfalls vorhanden, das Showdown gegen Ende hätte vielleicht noch ein Tickchen ausführlicher und packender sein können, aber für meinen Geschmack war es befriedigend genug. Und der kleine Tränchenmoment auf den letzten Seiten, war einfach rührend und hatte es in sich.