Interessanter neuartiger Plot mit vielen Längen
Die Inhaltsangabe versprach einen richtig interessanten Plot, der mich sofort dazu bewogen hat, mir den Roman genauer anzuschauen. Leider wurden die Vorgaben nicht ganz so umgesetzt, wie ich erwartet habe.
Die ...
Die Inhaltsangabe versprach einen richtig interessanten Plot, der mich sofort dazu bewogen hat, mir den Roman genauer anzuschauen. Leider wurden die Vorgaben nicht ganz so umgesetzt, wie ich erwartet habe.
Die Figuren tragen nur einen kleinen Teil dazu bei. Ich mochte sie wirklich: Anas Unsicherheit und Verbitterung, die daraus resultieren, dass sie auf keine hundert Jahre lange Erfahrung zurückgreifen kann, konnte ich prima nachvollziehen. Gleichzeitig ist sie sehr neugierig und dickköpfig, was mir ebenfalls gefallen hat. Zwischendurch allerdings war sie mir etwas zu passiv und ziellos, was gerade deswegen so störend war, weil sie an anderer Stelle durchaus beweist, wie mutig und willensstark sie sein kann.
Sam dagegen funktioniert toll als ausgleichender Protagonist, der Ana Halt, Schutz und Unterstützung bietet und zwar so gut, dass ich ihm eventuelle andere und düstere Seiten seines Charakters nie so recht abgekauft habe.
Die Nebenpersonen beleben zwar das Ensemble auf ihre jeweils eigene Art und Weise und ein paar unter ihnen sogar sehr glaubhaft. Leider bleiben sie meistens im Hintergrund, was ich in einigen Fällen viel zu schade fand.
Der Schreibstil ist wirklich etwas Besonderes, da er eine erfrischend andere Mischung aus flüssig zu lesenden Sätzen, trockenem Humor und einer leisen Poesie darstellt. Gleichzeitig werden die wichtigsten Schauplätze so detailliert beschrieben, dass man sie immer bildlich vor Augen hat. Darunter sind auch mehrere neuartige Ideen, was dem Buch einen großen Pluspunkt eingebracht hat. So entsteht eine schöne Hintergrundatmosphäre für den nicht ganz alltäglichen Plot, der mich schon im Klappentext fasziniert hat.
Leider fehlt der Erzählung an etlichen Stellen der nötige Schwung, um allein von Anas Entwicklung zu leben. Es gibt durchaus spannende Szenen, die einen mitreißen können, aber diese sind rar gesät, vor allem im ersten Drittel des Romans. Versteht mich nicht falsch, ich kenne Geschichten mit einem langsamen Tempo, die ich regelrecht verschlungen habe. Doch genauso wie die Hauptperson wirkt ihre Reise etwas planlos und unausgegoren, eine Tatsache, die umso schwerer ins Gewicht fällt, da sich die Ereignisse zum Schluss hin regelrecht überschlagen. Sie erscheinen so gedrängt und überhastet, was den eigentlich originellen Einfällen der Autorin nicht gerecht wird.
Fazit
Nur ein Leben ist ein überdurchschnittlicher Einstiegsband in Jodi Meadows Jugendbuchreihe rund um Das Meer der Seelen. Mit einem interessanten, originellen Plot und den dazu passenden Ideen, meist nachvollziehbaren Hauptfiguren und einem wunderbar stimmigen Schreibstil hat die Geschichte so einige Pluspunkte bei mir gesammelt.
Leider haben mich die vielen Längen und die unausgegorene Handlung so gestört, weil sie dem Schluss einiges von seinem Schwung nehmen und ihn überstürzt und viel zu knapp wirken lassen.
Wer gerne neuartige Welten erlebt, liebevoll gestaltete Schauplätze liebt und schon lange in High Fantasy eintauchen möchte, ohne von zu vielen fremden Details abgeschreckt zu werden, für den ist dieser Roman sehr gut geeignet.