Gerade eben habe ich „Die Spuren meiner Mutter“ von Jodi Picoult beendet. Hierbei handelt es sich um einen Roman, der Ende August 2016 im Penguin-Verlag erschienen ist.
Die dreizehnjährige Jenna sucht ihre Mutter. Alice Metcalf verschwand zehn Jahre zuvor spurlos nach einem tragischen Vorfall im Elefantenreservat von New Hampshire, bei dem eine Tierpflegerin ums Leben kam. Nachdem Jenna schon alle Vermisstenportale im Internet durchsucht hat, wendet sie sich in ihrer Verzweiflung an die Wahrsagerin Serenity. Diese hat als Medium der Polizei beim Aufspüren von vermissten Personen geholfen, bis sie glaubte, ihre Gabe verloren zu haben. Zusammen machen sie den abgehalfterten Privatdetektiv Virgil ausfindig, der damals als Ermittler mit dem Fall der verschwundenen Elefantenforscherin Alice befasst war. Mit Hilfe von Alices Tagebuch, den damaligen Polizeiakten und Serenitys übersinnlichen Fähigkeiten begibt sich das kuriose Trio auf eine spannende und tief bewegende Spurensuche – mit verblüffender Auflösung.
Zunächst lässt sich sagen, dass es mir bei diesem Roman wahnsinnig schwer fällt, eine Rezension zu verfassen. Zum einen liegt das daran, dass ich noch mitten in der Geschichte feststecke und nicht fassen kann, dass es bereits zu Ende ist. Zum anderen daran, dass ein zentraler Punkt meiner Rezension das Ende ist, welches ich allerdings möglichst umschreiben werde, um die Rezension spoilerfrei zu gestalten.
Wie bis jetzt immer bei Jodi Picoults Büchern habe ich etwas Zeit für den Einstieg in das Buch gebraucht, was an und für sich aber nichts Schlimmes ist, da der Grund dafür in der Vielschichtigkeit der Charaktere liegt. Es kann dem Leser nicht direkt auf der ersten Seite gelingen, die Hauptpersonen zu durchdringen, da diese so viele verborgene Charaktereigenschaften enthalten, die sich erst im Laufe der Geschichte entlarven.
Allgemein wird „Die Spuren der Mutter“ aus mehreren Sichten erzählt. Jenna, Serenity, Virgil sowie Alice kommen hierbei zu Wort und berichten hierbei Vergangenes und gerade Geschehendes aus ihrer Perspektive. Dies hat mir sehr gut gefallen, da so die Beweggründe der verschiedenen Charaktere perfekt beleuchtet werden konnten und sich erst gegen Ende die verstreuten Details mancher Erzählungen zu einem kompletten Bild zusammen setzen konnten. Besonders die Kapitel aus Alices Sicht bleiben das ganze Buch über sehr kryptisch. Erzählungen über Elefantenherden, ihre Forschungen rund um Trauer bei Elefanten und das Elefantenreservat – auch wenn ich dies sehr interessant fand, kann ich erst im Nachhinein den Sinn darin erkennen. Ich kann daher absolut die Leser verstehen, die von Berichten über Elefanten und Forschungen eher genervt waren, da diese nicht aktiv zum Fortschreiten der Geschichte beitragen. Nur jemand, der sich für Elefanten interessiert oder allgemein für wissenschaftliche Forschungen und Erkenntnisse bezüglich Gefühle bei Tieren, wird diese Kapitel wirklich genießen.
Jenna, Serenity und Virgil als vorherrschende Charaktere lassen sich – wie der Klappentext so schön sagt – wirklich aus kurioses Trio betiteln. Mit Unterhaltungscharakter machen sich die drei starken Persönlichkeiten, die eigentlich überhaupt nicht zusammenpassen, auf eine Suche nach Jennas Mutter. Meiner Meinung nach hat Jodi Picoult auch diesmal in „Die Spuren meiner Mutter“ wunderbare Charaktere erschaffen, da jeder einzelne etwas Lehrendes dem Leser zu verraten hat.
Was ich persönlich so sehr an Jodi Picoults Büchern schätze, ist der eben bereits angesprochene Lehrwert. „Die Spuren meiner Mutter“ enthält so viele wichtige Erkenntnisse über Trauer und Liebe, Leben und Tod bei Menschen und Elefanten gleichermaßen. Im Vergleich zu „Bis ans Ende der Geschichte“ wird hier zwar kein national wichtiges Thema weitergegeben, aber schlussendlich betreffen diese Erkenntnisse doch jeden einzelnen von uns.
Alles in allem hat das Ende dieses Buchs meinen Blickwinkel auf die Bewertung und den Inhalt maßgeblich verändert. Vor der Auflösung habe ich mich an mancher Stelle gefragt, warum spezielle Szenen überhaupt wichtig waren, sich die Geschichte etwas zieht oder warum die Spurensuche gerade so abgelaufen ist. Vor der Auflösung hätte ich das Buch wahrscheinlich schlechter bewertet, da mir das Tiefgründige, was ich von Jodi Picoult kenne, etwas gefehlt hat. Im Nachhinein, da ich nun das Ende kenne, ergibt doch jede einzelne Szene Sinn und führt den Leser zu einer verblüffenden, aber runden Auflösung, die den Leser alles bisherige überdenken lässt. Von meiner Seite aus lässt sich sagen, dass „Die Spuren meiner Mutter“ allein aufgrund des Endes ein lesenswerter Roman ist.
Insgesamt bin ich schwer begeistert von der Auflösung und damit von der gesamten Geschichte von Jenna, Virgil, Serenity und Alice. Jedoch bringe ich es nicht über‘s Herz, mehr als 4,5 Sterne zu vergeben, da meine Begeisterung erst durch das Ende so sehr angefacht wurde und ich – wäre dieses nicht gewesen – andere Bücher von Jodi Picoult deutlich besser gefunden hätte.
Vielen Dank an den Penguin-Verlag und die Verlagsgruppe Random House bzw. die Betreiber des Bloggerportals für dieses Rezensionsexemplar!
Somit zählt diese Buchbesprechung offiziell als Werbung. Ich betone aber, dass niemand meine Meinung erkauft.