Wenn der Vater mit dem Sohne ...
Was soll ich sagen? Ich fand den Roman großartig und freue mich, dass ich vor dem Lesen erst gar nicht auf die Idee gekommen bin, besagten Mr. Crippen bei Google zu suchen. Selbiges würde ich auch jedem ...
Was soll ich sagen? Ich fand den Roman großartig und freue mich, dass ich vor dem Lesen erst gar nicht auf die Idee gekommen bin, besagten Mr. Crippen bei Google zu suchen. Selbiges würde ich auch jedem zukünftigen Leser raten, will er sich nicht vorab die Spannung nehmen.
Für mich ist „Der freundliche Mr. Crippen“ bereits das fünfte Buch des wunderbaren irischen Schriftstellers John Boyne. Diesmal hat er eine Geschichte geschrieben, die auf einem wahren Hintergrund basiert. Tatsächlich war Hawley Harvey Crippen ein amerikanischer Mediziner und gleichzeitig die zentrale Figur eines Kriminalfalls, der im Jahr 1910 großes Aufsehen in der britischen Öffentlichkeit erregte.
Doch wer in Mr. Crippen ein Scheusal oder gar Monster zu sehen erwartete, wird enttäuscht gewesen sein. Liebevoll zeichnet der Autor von Anfang an ein Bild eines vom Leben betrogenen schüchternen Mannes, der einem beim Lesen direkt ans Herz wächst. Er wollte so viel und durfte so wenig. Ausgebremst durch eine religiös-fanatische Mutter und den Mangel an bitter nötigen Finanzmitteln blieb ihm ein Medizinstudium verwehrt. Und oh, er wäre ein guter Arzt geworden! So schlug er sich die Nacht mit harter Arbeit um die Ohren um wenigstens einige Kurse zu belegen, die sein medizinisches Wissen festigen. Als er schließlich seinem Elternhaus den Rücken kehrte, schien er schier nahtlos in die Arme der falschen Frau zu stolpern. Wer kann es ihm da zum Vorwurf machen, dass er irgendwann in seiner Verzweiflung auch ein Stückchen vom Glückskuchen abhaben wollte?
Mit seinem charmanten Wortwitz und den liebevoll gezeichneten Figuren hat mich John Boyne gefesselt bis zum Schluss. Die gelegentliche schöpferische Freiheit sei im vergönnt und verziehen. Ihm ist eine wahre Punktlandung gelungen und so bekommen Buch und Autor von mir die Bestnote mit einer absoluten Leseempfehlung. Ich freue mich heute schon auf den nächsten Schmöker aus seiner Feder.