ein humorvoller Grisham
John Grisham ist mir als Spannungsautor bekannt, in dessen Mittelpunkt immer juristische Themen stehen. Sein letztes Buch "Das Geständnis" hat mir ausnehmend gut gefallen,aber auch seine ersten Bücher ...
John Grisham ist mir als Spannungsautor bekannt, in dessen Mittelpunkt immer juristische Themen stehen. Sein letztes Buch "Das Geständnis" hat mir ausnehmend gut gefallen,aber auch seine ersten Bücher "Die Firma", "Die Akte" oder "Das Urteil" sind mir in guten Erinnerung als Spannungsromane der Extraklasse. Um so erstaunter war ich über den Inhalt dieses Buches, dass mit Spannung kaum aufwartet, dafür aber um so humorvoller ist.Dieses Buch widmet sich den kleinen Anwaltskanzleien, die sich ihre "Fälle" auf der Straße, oder in Leichenschauhäusern holen und sich über jeden Scheidungsfall freuen, der in ihrer Praxis landet.Das die Juristerei so humorvoll erzählt werden kann, wird jeder feststellen können , der dieses Buch liest und Jura für eine trockene Sache hält.
David Zinc, Anfang dreizig und Harvard Absolvent, verbringt seit fünf Jahren sein Leben in einer der angesehensten Großkanzleien Chicagos.In einem kleinen Raum ohne Fenster arbeitet er 15 Stunden am Tag, um das Vermögen der Partner zu mehren.Sein Gehalt ist auch sehenswert, doch nach 15 Stunden hochkonzentrierter Arbeit, fällt er zu Hause nur noch ins Bett und das ohne seiner Frau den Wunsch nach einem Kind erfüllen zu können.denn dafür ist er zu müde.Die Frage, ob dies sein Leben sein soll, beantwortet er eines Tages damit, dass er auf dem Weg zu seinem Arbeitsplatz umkehrt und den Tag in einer Bar verbringt , um über seinen weiteren beruflichen Werdegang nachzudenken.Auf dem Weg nach Haus, mittlerweile mehr als betrunken, sieht er aus dem Taxifenster heraus die Reklame einer Kanzlei namens Finnley&Figg.Als der Taxifahrer nach dem Ziel seiner Fahrt fragt, lässt er sich genau zu dieser Kanzlei fahren, die in einer der schlechtesten Gegenden Chicagos liegt. In mehr als angetrunkenem Zustand stellt er sich vor und bittet um Anstellung.Als er am nächsten Tag, nun wieder nüchtern, in der Kanzlei vorspricht, hat keiner mit seiner Rückkehr gerechnet.Trotzdem wird er eingestellt zu einem Hungerlohn und mit der Gewissheit , es hier mit absolut chaotisches Chefs zu tun zu haben.Oskar Finnley und Wally Figg halten ihre Kanzlei mit kleinen Verkehrsdelikten und Ehescheidungen über Wasser, bei denen sie auch vor unlauteren Methoden nicht zurückschrecken, um an ihre Fälle zu kommen. Als Wally, schon dreimal geschieden und zur Zeit wieder auf Alkoholentzug, von einem Medikament hört, dass angeblich einen plötzlichen Herztod zur Folge hat,wittert er eine Chance an das ganz große Geld zu kommen, Er hängt sich an eine große Anwaltspraxis , um ein Vergleichsverfahren mit einer großen Pharmafirma Amerikas abzuschließen, um somit nicht nur für seine Mandanten, sondern auch für seine Kanzlei das große Geld zu bekommen.David der Neuling der Kanzlei hat keinerlei Prozesspraxis und ihm schwant, dass auch seine Chefs nicht unbedingt sehr versiert sind, um es mit so einem Pharmariesen aufnehmen zu können. Doch die Weichen sind gestellt und es gibt kein Zurück.
Was mir neben der flüssigen und sehr humorvollen Schilderungen der kleinen Anwaltskanzlei und seiner Besitzer sehr gefallen hat war, das sehr gut herübergebracht wurde, dass der keine Anwalt bei einem Prozess gegen so einen großen Konzern keinerlei Chance hat, da er nicht über die finanziellen Mittel verfügt, sich dementsprechend vorzubereiten.Das Einholen von Gutachten und das Beschaffen von Zeugen, die überzeugend und kompetent wirken, ist eine rein finanzielle Sache. Um so mehr hat es mir Spaß gemacht,zu beobachten, wie wenigstens eine kleine Genugtuung erfolgte, als man über die Machenschaften mancher Konzerne berichtete.In diesem Buch wird wirklich eine Lanze für die kleinen Anwaltskanzleien gebrochen,die sicherlich nicht immer Juristen a la Finnley und Figg aufweisen,aber trotzdem manchmal ums nackte Überleben kämpfen müssen. Trotzdem haben mich die Besitzer dieser Kanzlei über 460 Seiten gut unterhalten, die Figuren sind sehr humorvoll, aber trotzdem realistisch dargestellt worden. Auch der Fall des kleinen Thuya hat mich begeistert. Ich habe mich nicht eine Minute gelangweilt und ich finde, dem Autor ist dieser Roman ausgezeichnet gelungen. Spannung darf man von diesem Buch nicht erwarten , aber 460 Seiten großartige Unterhaltung.