Eine wunderbare Reise in die amerikanische Philosophie
Es ist ein bisschen Sachbuch, ein bisschen Biografie, ein bisschen Philosophiegeschichte – doch ist das beschriebene Geschehen so unglaublich und so wunderbar erzählt, dass es sich fast wie ein Roman liest.
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Es ist ein bisschen Sachbuch, ein bisschen Biografie, ein bisschen Philosophiegeschichte – doch ist das beschriebene Geschehen so unglaublich und so wunderbar erzählt, dass es sich fast wie ein Roman liest.
Der Autor John Kaag ist Professor für Philosophie an der University of Massachusetts, Lowell, und was er erlebt hat, bietet wahrlich den Stoff für einen Roman. Kaag stößt bei einer Reise ins Hinterland von New Hampshire auf die in Vergessenheit geratene Bibliothek des großen amerikanischen Denkers William Ernest Hockning. In einem Wald auf dem Grundstück des Hockney-Anwesens, am A… der Welt. Dieser Fund erweist sich als wahrer Schatz, wenngleich einer, der jahrzehntelang unter alles andere als konservatorisch sinnvollen Umständen vor sich hin moderte: handgeschriebene Notizen von Walt Whitman. Bücher, die nachweislich Robert Frost und Ralph Waldo Emerson gehörten. Briefwechsel.
Die Erbinnen, drei betagte Schwestern, haben sich zwar redlich bemüht, die Bibliothek zu erhalten, doch aus zeitlichen und gesundheitlichen Gründen sowie aus Mangel an Fachkenntnis gedieh dieser Versuch nicht besonders gut. Sie gestatten Kaag, die Bücher zu sichten, zu restaurieren, zu katalogisieren und sich mit ihnen zu befassen. Und so stürzt sich der junge Philosophieprofessor – der sich zu jenem Zeitpunkt selbst in einer Krise befindet – in ein wahres Abenteuer.
„Das Bücherhaus“ ist ein ganz wunderbares Buch. Kaag nimmt uns nicht nur auf seine philosophische Reise mit, sondern er verquickt seine Erkenntnisse mit eigenen Erlebnissen bzw. eigenen biografischen Details und stellt sie in einen geisteswissenschaftlichen Kontext. Liebhaber*innen der amerikanischen Philosophie werden ihre Freude daran haben, doch auch für Laien wie mich, die allenfalls Interesse, aber keine tieferen Kenntnisse besitzen, bietet dieses Buch eine erkenntnisreiche und zudem charmante Lektüre. Mir persönlich wurde wieder einmal bewusst, auf wie viele Fragen die Philosophie Antworten liefert. Auch in der jetzigen Zeit:
„Die angemessene Reaktion auf unsere existenzielle Situation ist nicht, zumindest nicht für [William] James, absolute Verzweiflung oder Selbstmord, sondern der immer neue brennende, sehnsuchtsvolle Versuch, etwas Gutes aus den gefährlichen Optionen des Lebens zu machen.“ (S. 19)