Worum geht‘s?
Ende der 1960er Jahre kommt John McGurk – getrennt von seinen 7 Geschwistern – in ein Kinderheim in Schottland. Nachdem er im Elternhaus keine Liebe erfahren hat, beginnt nun der wirkliche Horror in seinem Leben. Trotzdem lässt er sich dieses Leben nicht nehmen und kämpft, steht immer wieder auf. Als erwachsener Mann ist sein einziges Ziel, dass das, was er in seiner Kindheit erfahren hat, anderen Kindern erspart bleiben soll. Er beginnt für die Rechte der Kinder zu laufen. Meter für Meter – Euro für Euro.
Mentale Hilfe findet er bei Gott. Ihn trifft er in seinen Träumen und in der Natur. Sehr reale Unterstützung erhält er hingegen von Menschen, die seine Einstellung teilen. Der Weg dorthin ist hart, aber John weiß, was er will und er gibt nicht auf!
Meine Meinung
Ich hatte die Leseprobe zu diesem Buch gelesen und bereits in diesen ersten beiden Kapiteln erzählt John über so viele Ungerechtigkeiten, dass der Abbruch mitten in einer Szene, in der man bereits erahnen konnte, wie es weiter gehen würde, dazu führen muss, dass man das Buch weiter lesen will. Ich bedanke mich an dieser Stelle beim Verlag für das Rezensionsexpemlar.
Im ersten Teil des Buches erzählt John über seine Kindheit und die Odyssee im Elternhaus und in den beiden Kinderheimen, in die er schließlich abgeschoben wird. Er erzählt eine Geschichte, die im Leser beinahe zwangsläufig zu einem Aufschrei führt und die ewige Frage aufwirft „Warum hilft diesem Kind denn niemand?“ Überhaupt ist die Frage „Warum?“ mein ständiger Begleiter gewesen. Wie kann es möglich sein, dass in einem zivilisierten Land wie Schottland solche Zustände möglich waren? Mehr als einmal musste ich kurz unterbrechen, weil mich das Gelesene so tief berührt hat, dass ich heulen musste.
Das Schlimmste dabei war für mich die Tatsache, dass so viele Menschen wussten, was passierte und nichts getan haben. John McGurk schreibt selbst (Zitat S. 127) „Mindestens genauso schlimm wie die Menschen, die hilflosen Kindern Gewalt antun, sind diejenigen, die genau wissen, was passiert, aber nichts dagegen unternehmen.“
Genau dieses Faktum ist es dann auch, welches John McGurks Leben nachhaltig beeinflusst. Er will etwas tun, er will helfen. Als er aus dem Kinderheim „entlassen“ wird, glaubt niemand – nicht einmal er selbst – daran, dass er eine Chance auf ein wirkliches Leben hat. Aber John kämpft. Es ist beeindruckend zu lesen, wie er sich Strukturen im Leben schafft, an denen er sich orientiert. Und das nicht nur einmal, sondern immer wieder. Dies ist auch etwas, dass er bereits in seiner Kindheit tat. Strukturen geben ihm Halt. Immer wieder holt ihn jedoch seine Vergangenheit ein und er stürzt wieder in einen Abgrund. Teilweise ist ihm das Leben sogar zuwider und es ist ihm alles egal. Dann jedoch träumt er! Und diese Träume bringen ihm eine Botschaft von Gott und er hat wieder den Mut und die Motivation sich neue Strukturen zu erschaffen und von vorn zu beginnen. Dieser unbedingte Wille etwas zu tun löste bei mir Bewunderung für diesen Mann aus.
Während er Geschichten aus seinem Leben erzählt bemerkt man recht deutlich, dass er selbst dem christlichen Glauben zwar anhängt, sich jedoch niemals das Recht heraus nähme, andere zu belehren. John McGurk ist einer der wenigen Menschen, die andere sein lassen, wie sie sind. Er verurteilt nicht – nicht einmal seine Eltern, die ihn in die Kinderhölle schickten. Er erzählt und zeigt auf. Mit seinem Buch berührt er den Leser ganz tief drinnen, indem er die Geschichte seines Lebens erzählt.
John McGurk ist heute beinahe 60 Jahre alt und er läuft immer noch für Kinder, auch wenn es ihm schwerer fällt als früher. Er konnte schon einiges bewegen, aber am Ziel ist er noch lange nicht. Eine der wichtigsten Erkenntnisse in seinem Leben ist es, dass jeder Mensch ein Recht auf Würde hat. Er hat sich seine zurück geholt!
Schreibstil
Wenn man dieses Buch in den Händen hält, fühlt es sich an, als würde einem der Autor gegenüber sitzen und erzählen, was passiert ist. Es geht hier nicht um einen großen Spannungsbogen oder dergleichen, aber John McGurk fesselt den Leser, indem er erzählt. Ich las das Buch an einem Tag durch, weil ich einfach nicht aufhören konnte!
Fazit
Dieses Buch ist eines derer, die aufrütteln, nachdenklich machen und den Leser tief im Inneren berühren. Der Titel ist Programm! Immer wieder aufzustehen und weiter zu machen prägt Johns Leben. Der Kilt ist sein Markenzeichen – er ist schließlich echter Schotte! - und kämpfen tut er. Jeden Tag! Bewundernswert!
5 von 5 Sternen.