Zukunftsvision
Als die Welt stehengeblieben ist und die Dinge einfach aufhörten zu funktionieren, ist Drehbuchautor Journeyman gerade auf dem Bio- Bauernhof seiner Schwester Maddy zu Besuch. Wie sich herausstellt kein ...
Als die Welt stehengeblieben ist und die Dinge einfach aufhörten zu funktionieren, ist Drehbuchautor Journeyman gerade auf dem Bio- Bauernhof seiner Schwester Maddy zu Besuch. Wie sich herausstellt kein so schlechter Ort, um im Stillstand zurechtzukommen. Der Hof liegt idyllisch mit einigen Anderen auf einer Halbinsel, die Bewohner, Späthippies, Aussteiger, Eigenbrötler, sind es gewöhnt sich selbst zu versorgen. Was sie nicht gewöhnt sind ist, sich und ihre Enklave zu verteidigen, doch auch dafür gibt es Lösungen.
Autor Jonathan Letham schafft in diesem Roman eine Art Postapokalypse, mit einer kleinen Schar Überlebender, die sich recht gut in ihrem neuen Leben arrangiert haben. Was genau den Zusammenbruch, den Stillstand verursacht hat, wird nicht näher erläutert, wie es ausserhalb der kleinen Blase, in der die Gemeinschaft um Maddy lebt, aussieht wird nur angedeutet. Vieles bleibt hier der Fantasie des Lesers überlassen, man bekommt den Eindruck, dass auch die Figuren nicht wirklich an dem interessiert sind, was sich jenseits der Ortsgrenzen abspielt. Die Figuren sind alle etwas merkwürdige Charaktere, die man aus der Sicht Journeymans kennenlernt, der allerdings nicht als Ich-Erzähler fungiert. Ihre Interaktion miteinander beschränkt sich auf das Nötigste, was sich erst ändert, als Journeymans früherer Partner Todbaum auftaucht. Todbaums Figur ist hier eindeutig der Bösewicht, was besonders aus den Rückblicken deutlich wird, obwohl auch hier einiges etwas nebulös bleibt, wie die Vorkommnisse zwischen ihm und Journeymans Schwester Maddy.
Anhand des Klappentextes hatte ich mit einer Story im Stil von "Postman", oder "Waterworld" gerechnet, vielleicht sowas roadmovieartiges wie "Die Strasse", gern auch ein bisschen Komik wie in "Zombieland", aber irgendwie ist diese Geschichte nichts davon und doch von allem ein bisschen. Es ist schwer zu greifen, eben wie auch Todbaum, seine Intention, seine Geschichten schwer zu greifen sind. In Grundzügen ist die Story sehr spannend, gibt mir als Leser aber irgendwie nicht genug "Futter", um dranzubleiben. Das Potential wäre da, das atomgetriebene Ungetüm, mit dem Todbaum ankommt, die Hass zwischen ihm und Maddy, die Gruppe der Beschützer/Bewacher, immer wird etwas angedeutet, aber nicht konsequent zu Ende gebracht. Es hängt letztlich zu viel in der Luft, als würde man von mir als Leser erwarten, die Geschichte selber weiter zu spinnen (was im Übrigen gar kein so abwegiger Gedanke ist, schreibt Todbaum doch schon seit Ewigkeiten an einem Apokalypse-Drehbuch, das er wieder und wieder und wieder überarbeitet und ändert).
Stellenweise wurde ich richtig gut unterhalten, stellenweise fand ich die Story weitschweifend und langatmig, ganz abgesehen davon, dass keine der Figuren irgendwelche Sympathien bei mir wecken konnte. Ich habe wegen der Sternevergabe mit mir gehadert und lange zwischen 2 und 3 geschwankt, wobei zwei schon fast Totalausfall bedeutet hätte, allerdings wollte ich das Buch zu keinem Zeitpunkt abbrechen, es hat sich sogar ganz flott und flüssig lesen lassen. Wenn ich könnte würde ich wohl am ehesten 2,5 Sterne vergeben.