Göttlich verliebt ist der wirklich gelungene und vor allem mitreißende Abschluss einer Trilogie, die man mit Sicherheit noch lange in Erinnerung behalten und garantiert irgendwann noch einmal lesen wird. Josephine Angelini hat mit der gesamten Reihe bewiesen, dass sie eine fantastische Autorin ist, die man auf jeden Fall im Auge behalten sollte und deren nächstes Werk man jetzt schon gespannt erwartet.
Nachdem die Götter den Olymp nun wieder verlassen können, müssen sich Helen, Lucas, Orion und alle anderen Scions auf einen neuen Kampf mit den Göttern vorbereiten, ob sie wollen oder nicht. Die Parzen haben prophezeit, dass es den Scions bestimmt ist ihre Eltern, die Götter, zu stürzen und Zeus wird alles daran setzen dies zu verhindern. Aber wie sollen die Scions die unsterblichen Götter besiegen, wenn sie selbst, trotz ihrer zahlreichen Fähigkeiten, immer noch sterblich sind?
Eigentlich müssten die vier Häuser einfach nur zusammen halten, denn Hekate verbietet einen Kampf zwischen einem Sterblichen und einem Unsterblichen. Doch stattdessen fangen die Scions an sich gegenseitig zu bekämpfen und spielen den Göttern damit in die Hände. Ihre Angst vor dem Tyrannen ist offenbar größer als die vor den Olympiern, weshalb sie sich vor Orion, der der Beschreibung scheinbar am nächsten kommt, fürchten. Helen, Lucas und Hector stehen geschlossen hinter ihrem Freund, aber auch Helen muss mit zunehmendem Misstrauen kämpfen als ihre Macht immer größer wird. Statt einander zu helfen und zu vertrauen, spalten sich die Scions mehr und mehr in zwei verschiedene Lager.
Während man über den Verrat einiger nicht sonderlich überrascht ist oder ihn gleichgültig hinnimmt, weil man die Personen nicht näher kennt, ist der Verrat anderer Figuren umso schmerzhafter und man kann bei bestimmten Charakteren gar nicht fassen, dass sie Helen tatsächlich hintergehen und sich gegen sie wenden.
Generell basieren fast alle der überraschenden Wendungen in Göttlich verliebt auf gewissen Entscheidungen der verschiedenen Figuren, mit denen man nie gerechnet hätte. Manche entscheiden sich dafür das Richtige zu tun und würden alles geben um geliebte Menschen zu retten, wofür man sie nur noch mehr ins Herz schließt. Andere treffen dafür aber überraschende, übereilte oder egoistische Entscheidungen, für die man sie nur verachten kann und die selbst zuvor lieb gewonnene Charaktere sämtliche Sympathie verlieren lassen. Während man bei der Person, die die Rolle von Achill einnimmt, irgendwie noch verstehen kann, warum sie so handelt, kann man das bei anderen nicht und ist teilweise völlig von ihren Handlungen geschockt. Letzteres trifft vor allem auf Claire, Ariadne und Daphne zu. Helens Mutter konnte man zwar nie sonderlich gut leiden, insbesondere weil sie Helen angelogen hat, was ihr angebliches Verwandtschaftsverhältnis zu Lucas betrifft, doch ihre Motive, die man nun endlich erfährt, sind so abgrundtief selbstsüchtig, dass man sie einfach nur noch hassen kann. Sie hat ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse so stark über die ihrer eigenen Tochter gestellt, dass sie bereit war Helens Glück für eine vage Chance für immer zu zerstören.
Da man Daphne ohnehin immer misstraut hat, wiegen die Taten von Ariadne und Claire jedoch noch schwerer, denn ihnen hat man bedingungslos vertraut und man hätte ihnen so etwas nie zugetraut. Während Daphnes Motive zumindest noch nachvollziehbar sind, kann man für die anderen beiden leider keinerlei Verständnis aufbringen und ihnen somit auch nicht vergeben.
Glücklicherweise gibt es jedoch nicht nur Figuren, die sich negativ entwickeln, sondern natürlich auch solche, die über sich hinauswachsen oder zumindest genauso sympathisch bleiben wie in den vorherigen Bänden. Jason hat man nach wie vor ganz gern, Noel und Hector muss man einfach lieben. Cassandra gewinnt in diesem Band schon allein dadurch an Sympathie, dass man sie ein wenig besser kennen lernt. Hades und Morpheus zeigen, dass nicht alle Götter böse sind.
Orion hatte man von Anfang an ins Herz geschlossen und daran ändert sich ach nichts. Eher im Gegenteil, Orion steht, genau wie Lucas, voll und ganz hinter Helen und ist auch sonst eine ausschließlich liebenswerte Figur. Lucas hatte das Herz des Lesers ebenfalls von Anfang an im Sturm erobert und das bleibt auch so, zumal sein Verhalten nicht mehr ganz so undurchschaubar ist wie im vorherigen Band. Man leidet mit ihm mit als er davon überzeugt ist, dass Helen und Orion inzwischen ein Paar wären und respektiert ihn dafür, dass er sowohl Orion als auch Helen dennoch beisteht und es ihnen gönnen würde miteinander glücklich zu werden.
Die größte Entwicklung von allen macht allerdings wohl Helen durch, die in diesem Finale über sich hinaus wächst – und das nicht nur in Bezug auf ihre außerordentlichen Fähigkeiten. Sie findet endlich heraus, was sie will, womit sie leben kann und womit nicht. Sie will selbst über ihr Leben bestimmen und sich nicht von den Parzen zu etwas zwingen lassen, was diese sich vor tausenden von Jahren vorgenommen haben. Sie beweist viel Mut und Intelligenz als sie sich zusammen mit Orion und auch durch die Hilfe von Lucas einen Plan ausdenkt, aber auch viel Mitgefühl und Verständnis. Sie trägt denen, die sie hintergangen haben, nichts nach und legt es auch nicht darauf an über irgendwen zu herrschen. Ihr einziger Wunsch besteht darin unschuldige Menschen und diejenigen, die sie liebt, zu beschützen.
Neben dem bevorstehenden Kampf in der Gegenwart erhält man in Göttlich verliebt außerdem Einblicke in die vergangenen Schlachten, einschließlich der in Troja, insbesondere in die vielen vergangenen Leben von Helen, die in jedem dieser Leben auf irgendeine Art und Weise mit Lucas bzw. Paris verbunden war und ihn geliebt hat. Die Informationen die man dadurch erhält, zum Beispiel warum Helena damals alle verraten hat, sind nicht nur interessant, sondern auch äußerst hilfreich, denn durch sie erlangt Helen das Wissen, das sie für den entscheidenden Kampf benötigt.
Obwohl der bevorstehende Kampf mit den Göttern im Mittelpunkt steht, gerät die Liebegeschichte zwischen Helen und Lucas bzw. das Liebesdreieck, wenn man Orion mit einbezieht, nicht vollkommen in Vergessenheit. Helen muss eine Entscheidung treffen und das tut sie schließlich auch. Diese Entscheidung kann man nur zu gut nachvollziehen und man freut sich, dass Helen sich ihrer Gefühle endlich sicher ist.
Etwas unerfreulich ist hingegen das künstlich aufgeblasene Problem der angeblichen Verwandtschaft zwischen Helen und Lucas. Dass sie anfangs nicht zusammen sein durften um die Häuser nicht zu vereinen, war nachvollziehbar. Das war am Ende des zweiten Bandes aber trotzdem geschehen. Dass Helen zunächst ein Problem damit hatte, in ihren Cousin verliebt zu sein, kann man vielleicht auch noch verstehen. Dass die Beiden aber, selbst nachdem Helen das überwunden hat, angeblich nicht zusammen sein können, weil Helen eine Tochter bekommen muss, diese aber auf Grund ihrer Verwandtschaft nicht mit Lucas bekommen könnte, trifft eher auf Unverständnis. Anders als bei Geschwistern oder Eltern und Kind besteht bei Cousins keine besonders enge Verwandtschaft und damit nur ein äußerst geringes Risiko deswegen ein (geistig) behindertes Kind zu bekommen Es wäre daher wesentlich sinnvoller gewesen, wenn die Autorin Helen und Lucas entweder zu angeblichen Halbgeschwistern gemacht oder für die letzte Etappe ein anderes Hindernis, das ihrer Beziehung im Weg steht, gewählt hätte. Wenn man allerdings bedenkt, dass Cousin und Cousine in knapp der Hälfte der US Bundesstaaten tatsächlich nicht heiraten dürfen, kann man es zumindest etwas besser nachvollziehen.
Das Ende ist Josephine Angelini dagegen besonders gut gelungen und es ist in sich sehr stimmig. Die Geschichte hat alles in allem einen wirklich schönen Ausgang, ist aber auch nicht zu übertrieben. Bei der entscheidenden Schlacht gab es auf beiden Seiten Verluste und die Zukunft könnte für die Scions durchaus noch den einen oder anderen Kampf bereithalten, sodass die Autorin zumindest theoretisch die Möglichkeit hätte die Serie irgendwann weiter fortzusetzen. Insgesamt ist die Handlung aber mit dem dritten Band abgeschlossen und lässt den Leser zufrieden zurück. Nur der Abschied von den Figuren, die man ins Herz geschlossen hatte, tut ein bisschen weh.
FAZIT
Mit Göttlich verliebt hat Josephine Angelini einen großartigen Abschluss zu einer Trilogie geschrieben, die man nicht so schnell vergessen und immer wieder gern zur Hand nehmen wird. Die Handlung ist genauso mitreißend wie bei den beiden Vorgängern, sodass man das Buch kaum aus der Hand legen kann und damit schneller ausgelesen hat, als es einem lieb ist, weil man den Abschied eigentlich lieber noch etwas hinausgezögert hätte. Die eine kleine Schwäche verzeiht man der Autorin angesichts der vielen anderen Vorzüge des Buches daher nur zu gern, zumal das Ende ihr ebenfalls sehr gut gelungen ist.
Mit dieser Serie hat Josephine Angelini ihren Lesern alles geboten, was das Herz begehrt: Eine fesselnde Liebesgeschichte, eine interessante sowie spannende Handlung und sympathische Figuren, eingehüllt in die griechische Mythologie. Da die Trilogie insgesamt in sich abgeschlossen ist, ist die Hoffnung auf einen weiteren Band wohl vergebens. Es bleibt daher nur zu hoffen, dass die Autorin möglichst bald ein weiteres Buch schreibt, welches man garantiert sofort nach dem Erscheinen lesen wird!