Die Thematik bietet unglaublich viel Potenzial, das auf der Strecke bleibt
Katrien wächst behütet im Schoß ihrer Familie in Südafrika auf, doch das Familienidyll findet durch ein tragisches Unglück ein Ende. Von jetzt auf gleich ist nichts mehr wie es war und Katrien verliert ...
Katrien wächst behütet im Schoß ihrer Familie in Südafrika auf, doch das Familienidyll findet durch ein tragisches Unglück ein Ende. Von jetzt auf gleich ist nichts mehr wie es war und Katrien verliert den Boden unter den Füßen. Das lässt sie zu einer kleine Rebellin werden - nicht gerade die beste Eigenschaft, um in Südafrika ein ruhiges Leben zu führen.
Wladek möchte seiner Heimat Polen zu mehr Unabhängigkeit verhelfen und schließt sich der Gewerkschaftsbewegung um Lech Walesa an - auch dieser Schritt bleibt für ihn nicht ohne Konsequenzen und er muss zu seinen Verwandten nach Südafrika fliehen.
Nach anfänglichen Startschwierigkeiten scheint sich Wladek in dem fremden Land einzuleben und dann steht er Katrien gegenüber...
"Warten auf den Wind" packt ein unglaublich heißes Eisen an - nämlich das Thema Apartheid, Rassenhass und Unterdrückung in Südafrika und ist mit dieser Thematik aktueller denn je. Trotz politischer Brisanz und gegenwärtigen Diskussionen in den Medien, was Hautfarbe und Abstammung betrifft, gelingt es Irma Joubert nicht wirklich, ihre Protagonisten dem Leser zugänglich zu machen.
Katrien ist wirklich ein rebellischer Charakter - sie eckt an, nutzt jede Gelegenheit, um die Ellenbogen auszufahren und aufzumucken. Was mir auf der einen Seite imponiert, stößt mich aber auf der anderen Seite auch von ihr ab und ich finde keinen richtigen Zugang zu ihr. Katrien bleibt mir über den gesamten Verlauf des Buches fremd und unnahbar.
Wladek gefällt mir da um einiges besser - seine Figur ist für mich eher greifbar und seine Erlebnisse fühlen sich authentischer an. Er muss einen steingien Weg gehen, um bei sich selbst anzukommen.
Die Geschichte ist gut recherchiert, weist aber unglaublich viele Längen auf, die das Lesen mühsam gestalten und so den Lesefluss hemmen. Das ist den vielen Fußnoten geschuldet, die sich als doch sehr ausufernde Erklärung direkt auf der soeben gelesenen Seite befinden - ich hätte es besser gefunden, wenn eine ausführliche Erklärung der Fußnoten im Anhang erfolgt wäre.
Die Handlung ist sehr nah an der Realität, zeigt den Kampf gegen die Apartheid in Südafrika mit all ihren Schrecken auf, gibt die Bemühungen der Gewerkschafter in Polen für mehr Unabhängigkeit und Selbstbestimmung sehr detailliert wieder und lässt die Zeit des Eisernen Vorhangs wieder lebendig werden. Aber dann driftet das ganze ab in eine Liebesgeschichte, deren Ende doch recht einfach zu erahnen ist.
Die Thematik bietet unglaublich viel Potenzial, um den Leser an die Seiten zu fesseln, aber in meinen Augen wird diese Möglichkeit nicht genutzt, um die interessanten Aspekte und vorhandenen Kapazitäten in der Geschichte zu einem rundherum stimmigen Roman zusammenzuführen.
Schade :(