Hey Siri, wo bist du?
Die Lektüre von "Hey Siri, willst du mich heiraten?" lässt mich mit widersprüchlichen Gedanken zurück.
Zuerst einmal bin ich sehr enttäuscht, dass die Titel gebende und auch im Klappentext beschriebene ...
Die Lektüre von "Hey Siri, willst du mich heiraten?" lässt mich mit widersprüchlichen Gedanken zurück.
Zuerst einmal bin ich sehr enttäuscht, dass die Titel gebende und auch im Klappentext beschriebene Siri nur in einem einzigen Kapitel vorkommt. Wenn man Titel und Klappentext liest, geht man davon aus, dass Siri Hauptthema des Buches ist. Doch Siri ist einfach nur eine Episode aus Gus Leben, die gerade mal auf 12 Seiten beschrieben wird. Als Käufer und Leser des Buches wird man dadurch, nett ausgedrückt, total irregeführt.
Die restlichen 250 Seiten beschreiben vor allem viel Allgemeines über das Leben mit einem Sohn im autistisches Spektrum, das sehr spezielle Familiengefüge der Newmans und die Ängste der Autorin über die Zukunft ihrer Söhne. Sie hat einen witzigen Schreibstil, der das ernste Thema humorvoll aufbereitet.
Newmans Familie ist eh schon ein wenig aussergewöhnlich: 30 Jahre Altersunterschied zwischen Judith und John, verheiratet, sie leben nicht zusammen, schwanger (durch viel Geldinvestition) mit 40, und im Laufe der Zeit verschiedene Nannys, über die Newman auch einige Zeilen verfasst.
Vor allem gegen Ende hin wurde mir Newmans Selbstironie aber manchmal zu viel. Newman gibt zwar einen tollen Einblick in die Alltagsproblematik mit einem autistischen Sohn, doch meiner Meinung nach gibt sie viel zu viel Intimes über beide Söhne preis. Sie macht sich auf unendlich vielen Seiten Gedanken, was für einen Job Gus irgendwann mal ausüben kann, absolut berechtigt. Aber ihre Gedanken über Gus Intimleben - wird er jemals eine Partnerschaft eingehen, Sex haben und überhaupt checken was die Folgen sein könnten, Sterilisation ja oder nein? - wie auch anderes sehr Persönliches (welche Webseiten angeklickt wurden, dass Henry geldgierig ist und vieles mehr) gehört nicht in dem Ausmass in ein solches Buch. Ich hoffe sehr, dass ihre Söhne, wenn sie erwachsen sind und dieses Buch lesen, ihr nicht allzu böse sind. Ich würde Gus und Henry jedenfalls verstehen.
Durch die andauernden humorvoll vorgetragenen Ängste und Bemühungen um den autistischen Gus wirkt das Buch ein bisschen oberflächlich und lieblos, ich vermisste die nackte Ehrlichkeit - passende Schulen etc. zu finden und auch der Alltag zuhause war und ist ganz sicher kein Zuckerschlecken.
Fazit: Humorvoll und informativ, manchmal aber des Guten zu viel und viel zu wenig Siri.
4 Punkte.