Zwei Frauen gegen den Rest der Welt
September 911: In einem Kerker in Rouen treffen zwei junge Frauen aufeinander: Runa, die aus Norvegur (dem heutigen Norwegen) stammt, von ihrem Vater zur Auswanderung ins Nordmännereich gezwungen wurde ...
September 911: In einem Kerker in Rouen treffen zwei junge Frauen aufeinander: Runa, die aus Norvegur (dem heutigen Norwegen) stammt, von ihrem Vater zur Auswanderung ins Nordmännereich gezwungen wurde und sich nach dessen Ermordung allein durchschlagen musste, und Gisla, die uneheliche Tochter des fränkischen Königs, deren Vater sie zur Heirat mit dem Nordmänner-Führer Rollo zwingen will und die einen riskanten Trick anwendet, um der Ehe mit dem berüchtigten Heiden zu entgehen.
Gemeinsam gelingt ihnen die Flucht und sie müssen nun in einem für sie beide fremden Land ums Überleben kämpfen, wobei sie gleich von mehreren gefährlichen Feinden verfolgt werden.
Soviel zur Haupthandlung dieses Buches. Daneben – in durch eine andere Schriftart gekennzeichneten Einschüben - wird auch eine Geschichte erzählt, die 936 in einem Kloster in der Normandie spielt: Ein schwerverletzter junger Mann kann sich mit letzter Kraft gerade noch bis zur Klosterpforte schleppen. Seine Ankunft versetzt vor allem die Äbtissin in Aufregung, die nun von einem Geheimnis aus ihrer Vergangenheit eingeholt wird.
Schon allein die Frage, wie diese beiden Handlungsstränge zusammenhängen, verleiht dem Buch einiges an Dramatik, der regelmäßige Wechsel zwischen den Schauplätzen hält die Spannung aufrecht und gipfelt in einer interessanten Auflösung.
Die Autorin siedelt ihren Roman im Frühmittelalter an, einer Epoche, die trotz ihrer großen Bedeutung für den weiteren Verlauf der Geschichte in historischen Romanen relativ selten behandelt wird.
Das Buch lebt in gewisser Weise von Gegensätzen – einerseits wird der Konflikt zwischen den Franken und den aus Skandinavien eingewanderten Nordmännern im Gebiet der heutigen Normandie thematisiert, andererseits repräsentieren auch die Hauptfiguren unterschiedliche Charaktere (hier die toughe, lebenserfahrene Runa, dort die zarte, behütet aufgewachsene Gisla). Daraus ergibt sich eine faszinierende Dynamik.
Die Grundstimmung des Buches ist allerdings eher düster, die Protagonistinnen sind die meiste Zeit damit beschäftigt, entweder vor ihren Feinden zu fliehen oder gegen sie zu kämpfen und machen überwiegend negative Erfahrungen.
Wer über diese bedrückende Atmosphäre hinwegsehen kann, findet hier aber jedenfalls einen gut geschriebenen und spannenden Roman, durch den man nebenbei auch einiges über die nordische Lebensweise und Götterwelt erfährt.