Stella Fortuna - Überlebenskünstlerin oder vom Pech verfolgt?
Zunächst muss ich erstmal eine Warnung für dieses Buch aussprechen, da Themen wie sexueller Missbrauch, Vergewaltigung, Misshandlungen und Tod eine Rolle im Roman spielen. Falls ihr durch derartige Themen ...
Zunächst muss ich erstmal eine Warnung für dieses Buch aussprechen, da Themen wie sexueller Missbrauch, Vergewaltigung, Misshandlungen und Tod eine Rolle im Roman spielen. Falls ihr durch derartige Themen oder Beschreibungen getriggert werdet, solltet ihr dieses Buch lieber nicht lesen.
Juliet Grames schreibt über die (zweite) Stella Fortuna, deren Leben ein wenig anders verläuft als bei anderen Menschen. Denn Stella entkommt sieben oder acht Mal dem Tod und ist folglich eine echte Überlebenskünstlerin (oder ein vom Pech verfolgter Mensch). Die Arten ihrer Beinahe-Tode sind sehr unterschiedlich, aber alle in ihrer eigenen Art und Weise schlimm. Dabei sind die Beschreibungen sehr detailliert und definitiv nichts für schwache Nerven. Manchmal wollte ich gar nicht weiterlesen, weil ich schon ahnte, was passieren wird. Es war eine Mischung aus Abneigung und Neugier, dass mich während bestimmter Szenen antrieb, weiterzulesen. Denn Juliet Grames (& die Übersetzung von Werner Löcher-Lawrence) zieht einen mit ihrem Schreibstil in den Bann. Laut Klappentext soll die Geschichte auf das Leben ihrer Großmutter beruhen, aber bevor die Geschichte beginnt, betont die Autorin, dass es ein Roman sei. Mir ist nicht ganz klar geworden, inwieweit Ereignisse nun wirklich stattgefunden haben oder nicht – um ehrlich zu sein, hoffe ich es ganz stark nicht. Denn, wenn die Großmutter nur die Hälfte der Sachen in diesem Roman erlebt hat, wäre ich schon stark schockiert.
Aber abgesehen von den schrecklichen Ereignissen, die Stella Fortuna durchleben musste, war der Roman ein Highlight. Die Geschichte ist bewegend und berührend, auch wenn man manchmal einfach wütend wurde und am liebsten in die Szene eingegriffen hätte, um es zu verhindern. Juliet Grames‘ Buch macht etwas mit einem, während man die Geschichte liest. Es fühlt sich gar an, als würden die Figuren ihre Geschichte einem selbst erzählen. Und auch der Schreibstil, wie die Autorin Vorausblicke gab und sich selbst hineingeschrieben hat, ließ einen fühlen, als hätte alles tatsächlich so stattgefunden. Von der ersten bis zur letzten Seite verspürte ich in keiner einzigen Sekunde Langeweile und würde am liebsten immer weiterlesen. Die knapp 500 Seiten sind in Nullkommanichts verflogen, aber die Geschichte bleibt definitiv noch länger hängen. Möglicherweise habe ich bereits eines meiner Jahreshighlights entdeckt.