Sozialkritischer Roman
„...Der Frühling war endlich gekommen. Katja stand am Küchenfenster und beobachtete das Rotkelchen im Kirschbaum. Es putzte sein Gefieder. Morgentau glitzerte in den Zweigen...“
Der idyllische Beginn ...
„...Der Frühling war endlich gekommen. Katja stand am Küchenfenster und beobachtete das Rotkelchen im Kirschbaum. Es putzte sein Gefieder. Morgentau glitzerte in den Zweigen...“
Der idyllische Beginn des Buche hält nicht lange an. Sehr schnell landen nicht nur die Protagonisten in den Beschwernissen des Alltags.
Der Autor hat einen gesellschaftskritischen Roman geschrieben. Der Schriftstil besticht durch leise Töne und detaillierte Beschreibungen.
Katja ist Lehrerin. Ruhe findet sie zu Hause bei ihrem Kater Valentin.
„...Wenn Ihnen ihre Katze Beute mitbringt, handelt es sich um ein wertvolles Geschenk. Schimpfen Sie nicht, denn es ist ein Liebesbeweis...“
Katja hat ja im Allgemeinen nichts gegen gute Ratschläge, aber die Maus auf dem Frühstückstisch gefällt ihr nicht. Sie setzt Valentin vor die Tür. Als sie von der Schule kommt, ist von dem Kater weit und breit nichts zu sehen.
Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Katja mag ihren Beruf. Sie setzt auf Leistung. Das finden nicht alle Kollegen gut. Außerdem sind Probleme mit den Eltern vorprogrammiert.
Von den Schülern lerne ich als Leser drei näher kennen. Ricky möchte gern Journalistin werden. Sie hat einen Blick für gute Themen, verzettelt sich aber. Sie will zu viel auf einmal.
Caro hat ihr Abitur schon abgeschrieben. Ihre Welt ist nicht mehr die Schule.
Friedrich ist der Primus der Klasse. Wird er um Hilfe gebeten, ist er dazu bereit. Ansonsten bleibt er eher für sich. Sein Vater ist Arzt und leitet eine Klinik.
Die Geschichte spielt in einer Kleinstadt in Sachsen-Anhalt. Die gesellschaftlichen Probleme werden gekonnt in den Bereich Schule projiziert.
Erst gegen Ende der Geschichte wird klar, dass vieles nicht so ist, wie es scheint. Die Protagonisten tragen eine Maske, hinter der sich ihre wirklichen Befindlichkeiten verbergen. Das kann Einsamkeit, aber auch Angst vor dem Ruhestand sein. Man lebt zusammen, weiß aber kaum etwas voneinander. Katja bringt es gegen Ende des Buches auf den Punkt:
„...Wir kennen bestenfalls die Fassade hinter der Fassade. Und schwerer zu durchschauen als jede Lüge sind Halbwahrheiten...“
Katja erlebt bei der Suche nach ihren Kater, dass Menschen nicht nur Mitleid kennen, sondern auch Häme und Neid. Letzteres lässt man sie vor allem spüren, als sie über eine hohe Belohnung nachdenkt.
In die Geschichte sind verschiedene, teils bittere, Schicksale integriert. Ein heftiger Showdown zeigt die wahren Gesichter hinter der Maske.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es lebt von einer inneren Spannung, die sich aus dem komplexen Beziehungsgeflecht zwischen den Protagonisten ergibt.