Unterhaltsame „Western-Romance“
New York 1891:
Die junge Sarah kommt aus gutem Hause. Zwar ist sie eine Bürgerliche, doch hat es ihr Vater durch kaufmännisches Geschick im Laufe der Jahrzehnte zu viel Macht, Geld und Einfluss gebracht. ...
New York 1891:
Die junge Sarah kommt aus gutem Hause. Zwar ist sie eine Bürgerliche, doch hat es ihr Vater durch kaufmännisches Geschick im Laufe der Jahrzehnte zu viel Macht, Geld und Einfluss gebracht. Und Sarah soll diesen Einfluss noch mehren. So hat ihr Vater geplant, sie mit dem Sohn eines Geschäftspartners zu verheiraten. Doch Sarah, die bereits zuvor zwei Männer die um ihre Hand anhielten, abgelehnt hat, würde auch dieses Mal lieber passen. Denn sie wünscht sich eine Ehe, die auf Liebe basiert. Der Auserwählte ihres Vaters stellt sich nämlich als äußerst brutaler, skrupelloser Mann heraus, der Sarah am Tag ihrer Verlobung, heimlich in eine Kammer zieht und sie missbraucht.
Die Vergewaltigung bleibt nicht ohne Folgen und ausgerechnet am Tag, als Sarah ihren Eltern beichtet was geschehen ist, stürzt sie schwer von einer Treppe im Haus und wacht erst im Krankenhaus wieder auf. Dort muss sie erfahren, dass ihre Eltern sie verstoßen haben, weil sie Sarahs Version der Dinge keinen Glauben schenken und Angst vor der New Yorker Gerüchteküche haben. Nur Sarahs Freundin ist es zu verdanken, dass sie die erste Zeit in New York übersteht. Sie findet eine vorübergehende Anstellung im Waisenhaus, doch ab dem Moment, als bekannt wird, wo sich Sarah aufhält, begreift sie, dass sie keine Zukunft mehr in New York hat und beschließt, auf eine Heiratsanzeige zu antworten.
Der Rancher und Cowboy Joseph aus Wyoming hat knapp vier Jahre zuvor seine Frau verloren und leidet immer noch sehr unter seinem Verlust. Fast hat er sich aufgegeben und hängt an der Flasche. Doch sein väterlicher Freund und Vorarbeiter Charly kann das nicht mehr mit ansehen und setzt, zusammen mit einer befreundeten Witwe, eine Anzeige für Joseph auf…
Ich lese sehr gerne Historical Romances, die im Wilden Westen spielen, doch leider sind diese, seit einigen Jahren eher Mangelware. Kaum ein deutscher Verlag bringt noch Historical Romances heraus und wenn, dann sind es doch eher Regencyromane, Medievals oder Storys mit schottischem Setting, die übersetzt werden. Beim Stöbern, stieß ich, eher zufällig, auf „Weites Land der Hoffnung“, der deutschen Autorin Karen Wynne und wurde neugierig. Ich hatte eine Art Inspirational Romance erwartet, doch entpuppte sich die Story dann doch als etwas anderes. Stattdessen bekommt der Leser nämlich einen historischen Roman geboten, in dem das harte Leben auf dem Land thematisiert wird. Die Autorin erzählt, sehr authentisch wirkend, welche Entbehrungen die Menschen einst in Kauf nehmen mussten, wie einfache Siedler ausgebeutet wurden und natürlich wird auch die Stellung einer Frau, auf unbeschönigte Art und Weise angesprochen. Ich mochte das Heldenpaar dieses Romans, Sarah und Joseph sehr, beide sind sympathische Romanfiguren die hart im Nehmen sind, was allerdings besonders für Sarah gilt.
Das sich ihre Familie jedoch, obwohl sie geliebtes Einzelkind ist, abwendet und den Vergewaltiger ihrer Tochter nicht zur Rechenschaft zieht, lediglich aus finanziellen Motiven und ihre Tochter praktisch mittellos im Stich lässt, konnte ich nicht so wirklich nachvollziehen. Diesen Handlungsstrang hätte man vielleicht auch etwas runder gestalten können. Zudem fand ich, dass sich die Romanfiguren zeitweilig doch etwas zu modern ausdrückten, für die angegebene Zeitepoche.
Das hat mein Lesevergnügen aber nicht großartig geschmälert, im Gegenteil! Beim Lesen habe ich erstmal festgestellt, wie sehr ich die gute alte Wildwest Romance vermisst habe. Wobei dieser Roman ja, streng genommen, nicht mehr zu Zeiten des Wilden Westen spielt sondern etwas später.
Die Liebesgeschichte entwickelt sich zunächst etwas zögerlich, was aber verständlich ist, da Sarah und Joseph erst einmal einige Schwierigkeiten überwinden müssen. Dennoch hätte ich es mir gewünscht, dass sie sich nicht nur durch gegenseitige Anpassung näher kommen (so muss Sarah erst einmal lernen, wie man kocht und eine gute Farmersfrau wird), sondern durch zahlreiche Gespräche, die sich nicht nur auf den täglichen Small Talk beschränken.
Die Liebesszenen sind eher recht züchtig und unspektakulär gehalten, was mich aber nicht großartig gestört hat, denn den Werdegang des Paares hat die Autorin dagegen sehr spannend geschildert und so habe ich „Weites Land der Hoffnung“, interessiert gelesen.
Kurz gefasst: Unterhaltsame „Western-Romance“.