Gewollt verkünstelt, zu viele Themen kurz angesprochen aber nicht vertieft
Eine alte Familienbibel.
Eine Buchrestauratorin in Jerewan
Eine Reise in die Geschichte Armeniens und zu den blinden Flecken des eigenen Lebens
(Klappentext)
Ich habe mich sehr auf dieses Buch, diese ...
Eine alte Familienbibel.
Eine Buchrestauratorin in Jerewan
Eine Reise in die Geschichte Armeniens und zu den blinden Flecken des eigenen Lebens
(Klappentext)
Ich habe mich sehr auf dieses Buch, diese Erzählung gefreut. Ich weiß nur sehr wenig von der Geschichte und dem Leben in Armenien und dachte, mit diesem Buch einen kleinen Einblick zu bekommen, aber ich wurde bitter enttäuscht. Von der Geschichte Armeniens erfährt man so gut wie gar nichts, über das Leben und die Personen in Armenien bestenfalls einige schlechte Klischees.
Dazu kommt die Hauptperson, die gar keine Charakterzüge zu besitzen scheint, die sich die komplette Zeit nur treiben lässt, sich extrem halbherzig auf die Suche nach ihrer Familie begibt (ohne sich wirklich dafür entschieden zu haben, es scheint ihr einfach zu passieren) und bei der ersten Schwierigkeit sofort aufhört.
Dazwischen ist die „Geschichte“ einer Familienbibel gewebt, die Helen, die Hauptperson restaurieren soll. In Rückblenden erfährt man Bruchstücke einer Flucht, ohne jemals auch nur einen kleinen Überblick geschweige denn eine Einordnung des Ganzen zu bekommen.
Die Sprache ist so gewollt gekünstelt, dass die Sätze absolut nicht im Gedächtnis bleiben. Ich habe mehrere Abschnitte mehrfach gelesen, ohne es zu merken, weil ich vieles von dem, was ich Stunden vorher gelesen hatte, schon wieder vergessen hatte. Die zusammenhanglos ineinander gewebten Geschichten sind so nichtssagend, dass das Buch überhaupt nicht zu fesseln vermag. Es ist eine aneinandergereihte Sammlung von Episoden aus dem Leben einer unsympathischen Protagonistin, unterbrochen von unlogischen und gewollt absurden Dialogen. Beispiel gefällig?
„Helen, du fehlst hier. Letzte Nacht ist die Lampe im Flur runtergekracht. Ich dachte, es wäre ein Erdbeben oder eine Bombe. Ich dachte, das war´s, und du bist nicht da.“
„Warum ist die Lampe runtergekracht?“
„Das weiß ich nicht. Der Haken. Der Putz.“
„Rauchst du?“
„Ich mache das Fenster auf.“
„Das habe ich nicht gemeint. Hast du viel zu tun?“
„Ich muss zu dieser Tagung, dann fahre ich ein paar Tage an die Ostsee.“
„Mit Tim?“
„Allein.“
„Danil, haben wir zusammen den Film Schießen sie auf den Pianisten gesehen, mit Charles Aznavour?“
„Nein noch nie gesehen.“
„Was macht der Oleander auf dem Balkon?“
„Vertrocknet.“
„Gut“
Ich verstehe nicht, wie dieses Buch auf der long-list für den Deutschen Buchpreis landen konnte, es ist Buch, dass ich sofort nach dem Lesen vergessen werde – zum Teil schon währenddessen -, von dem ich absolut keine Information erhalten habe und dessen Geschichte so träge vor sich hingeplätschert ist und dem so der rote Faden gefehlt hat, dass ich mich eher zwingen musste, es fertig zu lesen, als dass es wirklich Spaß gemacht hätte.