Hat die Liebe eine Chance?
Der 17-jährige Julian hat zu seiner Mutter eigentlich ein recht gutes Verhältnis, doch mit dem Freund seiner Mutter Bernd kommt er nicht so gut aus. Als er dann auch noch erfährt, dass er mit seiner Mutter ...
Der 17-jährige Julian hat zu seiner Mutter eigentlich ein recht gutes Verhältnis, doch mit dem Freund seiner Mutter Bernd kommt er nicht so gut aus. Als er dann auch noch erfährt, dass er mit seiner Mutter zu Bernd nach Köln ziehen muss, ist er wenig begeistert darüber.
Dann trifft er im Park und später in der Schule auf den 23-jährigen Markus und seine Gefühle fahren Achterbahn. Kann es vielleicht sein, dass er sich zu Markus hingezogen fühlt? Und wie würde sein Umfeld darauf reagieren?
Julian blieb für mich bis zum Ende hin recht blass. Er hat keine wirklichen eigenen Hobbys und auch seine persönliche Meinung und Einstellung kristallisiert sich erst spät heraus. Er lässt sich vielmehr von der Meinung anderer beeinflussen anstatt sein eigenes Ding durch zuziehen. Insgesamt erschien er mir häufig sehr unreif, was aber mit seinem doch recht jungen Alter begründet werden kann.
Markus hingegen ist deutlich erwachsener, was ich auch in seiner Bevormundung gegenüber Julian immer wieder zeigt. Er achtet darauf, dass dieser nicht zu viel Alkohol trinkt, dass er für die Schule lernt und weigert sich vor Julians 18. Geburtstag intim mit ihm zu werden. Außerdem liebt Markus Motorräder, studiert Mathematik auf Lehramt und flüchtet gerne, wenn es ihm zu viel wird.
Als Nebencharaktere spielen vor Allem Tim (Julians bester Freund) und Phillipp (Markus' bester Freund) eine Rolle. Die beiden werden zwar regelmäßig erwähnt, haben aber in meinen Augen keine tragende Rolle für die Story. Auffällig ist nur, dass auch die beiden nicht heterosexuell sind.
Weiterhin gibt es noch Lukas, der gewissermaßen einen Antagonisten darstellt und Julian die ganze Zeit mobbt.
Irgendwie hatte ich teilweise Probleme die ganzen Namen auseinander zu halten, die es zwar einige Charaktere gibt, aber eben nur Julian und Markus im Vordergrund stehen. Die Nebencharaktere bleiben blass.
Julians "Eltern" mochte ich von Anfang an nicht. Ich mochte hier einfach nicht, wie die beiden mit Julian und seinen Gefühlen umgehen. Hier lief mir auch insgesamt zu viel nach Schema F ab und es gab wenige Überraschungen. Auf mich wirkte die ganze Reaktion der beiden auf Julians Homosexualität zu gestellt und so als solle hier nur Dramatik eingefügt werden in die ansonsten blasse Story.
Der Schreibstil war mir an manchen Stellen zu plump und wirkte nicht ganz ausgereift. Die Geschichte ließ sich dennoch flüssig lesen, obwohl es manchmal etwas sprunghaft war. Gut gewählt war die Erzählperspektive aus Julians Sicht, da man so sein Gefühlschaos hautnah mitbekommen hat und sogar schon vor ihm selbst wusste, was mit ihm los ist. Dennoch war mir der Schreibstil manchmal zu emotionslos, wenn man bedenkt, dass Julian mitten drin gesteckt hat in dieser Gefühlsachterbahn.
Lediglich etwa die letzten 100 Seiten des Buches konnten mich richtig fesseln. Ansonsten hat es mir leider an Spannung gefehlt. Die Handlung plätscherte so dahin und es ist recht wenig passiert. Die Liebesgeschichte hat sich zwar schön aufgebaut und war auch weitestgehend authentisch, bei mir ist der Funke aber leider nicht übergesprungen.
Ich denke, mein Hauptproblem mit dem Buch war einfach, dass ich keinen Zugang zu Julian gefunden habe und so nicht richtig mitfühlen konnte bei seiner Story.
Gut gefallen hat mir aber, der kleinere Handlungsstrang um Julians Freund Tim, der für meinen Geschmack gerne weiter hätte ausgebaut werden können.
Fazit:
Leider konnte mich "Herzflüstern - Julian & Markus" von Katharina B. Gross nicht überzeugen. Die Story wirkte mir zu gestellt und konstruiert und ich habe leider keinen Zugang zum Protagonisten finden können. Dennoch war die Liebesgeschichte ganz süß.