Eine vielschichtige Geschichte über Täter und Opfer
Katharina Höftmann Ciobotarus „Alef“ ist eine vielschichtige Geschichte über Täter und Opfer und die Bewältigung der Vergangenheit und für mich bereits jetzt eines der wichtigsten Bücher, dass ich überhaupt ...
Katharina Höftmann Ciobotarus „Alef“ ist eine vielschichtige Geschichte über Täter und Opfer und die Bewältigung der Vergangenheit und für mich bereits jetzt eines der wichtigsten Bücher, dass ich überhaupt je gelesen habe. Es geht um Vertreibung und Flucht, Stolz und Stärke, Wurzeln und Flügel und die große Frage, ob man jemanden mit jeder Faser seines Seins lieben und dabei man selber bleiben kann. Ist die Liebe alle Widrigkeiten des Lebens wert?
Ich habe in der Schule, wie sicher jede*r hier, viel über den Holocaust gelernt und auch den obligatorischen Besuch im KZ gemacht. Ich habe Anne Franks Tagebuch, verschiedene Aufzeichnungen von Überlebenden und auch fiktive Geschichten gelesen und diverse Filme (Spielfilme sowie Dokumentationen) über den zweiten Weltkrieg gesehen. Ich habe die Schuld meiner Vorfahren in vielen Situationen aufgezeigt bekommen und verstanden aber sie war dennoch nie wirklich meine Geschichte. Das hatte bei aller Grausamkeit eine Distanz, die ich nicht wirklich überbrücken konnte. Ich war entsetzt, ja, fassungslos, habe mitgefühlt und verachtet aber wirklich MICH angesprochen und gemeint hat es nicht. Eitan und Maja aber haben mich mitgenommen in die Vergangenheit, die nicht vergangen ist sondern immer noch präsent und somit auch zu mir gehört, mein Leben betrifft, mich schuldig spricht. Eitan hat meinen Blick auf das Schwert mit dem Hakenkreuz im eigenen Wohnzimmer gelenkt, auf den offenen Antisemitismus, der immer noch da und real ist und auch mein Leben streift. Ich habe mit Bella am Fenster gesessen und auf Sigi gewartet, 69 Jahre lang, was ist da schon vergangen und vergessen? Ich habe vielleicht zum ersten Mal verstanden, was der Holocaust bis heute mit den Menschen macht und welche Kreise er zieht, bis wo sein Arm reicht.