Charmant, skurril, aber anders als erwartet
Katherine Blacks Roman "May Morrigans Mysteriöse Morde" spielt im kleinen, idyllisch wirkenden Dorf Blackheath. Im Mittelpunkt stehen die pensionierte Buchhändlerin May Morrigan, ihr Mitbewohner und langjähriger ...
Katherine Blacks Roman "May Morrigans Mysteriöse Morde" spielt im kleinen, idyllisch wirkenden Dorf Blackheath. Im Mittelpunkt stehen die pensionierte Buchhändlerin May Morrigan, ihr Mitbewohner und langjähriger Freund Fletcher, sowie der junge Reporter Danny Fox. Gemeinsam mit weiteren Bewohnern bilden sie ein ungewöhnliches Ermittlerteam, das versucht, mehrere Vermisstenfälle aufzuklären.
Während Mays elegante, kultivierte Fassade die Dorfbewohner täuscht, steckt in ihr eine kompromisslose Persönlichkeit, die vor unorthodoxen Methoden nicht zurückschreckt. Die Frage, ob May selbst eine moralische Grenze überschreitet, wird von der Autorin jedoch eher angedeutet als explizit behandelt.
Katherine Black schreibt in einem sehr angenehmen, flüssigen und beschreibenden Stil. Die Dialoge sind pointiert und witzig, und die Figuren, allen voran May, Fletcher und Danny, werden mit liebevollen Details und skurrilen Eigenheiten versehen. Erzählt wird die Geschichte aus den Blickwinkeln von May, Fletcher und Danny. Die Kapitelüberschriften mit Songtiteln, die die jeweilige Stimmung einfangen, verleihen dem Roman eine originelle Note.
Der Roman hat einen leichten und lockeren Stil, der sich gut für entspannte Lesestunden eignet. Die Dynamik zwischen May und Fletcher ist herrlich zu verfolgen. Die Mischung aus skurrilem Humor, unaufdringlichem Tiefgang und spannender Ermittlungsarbeit sorgt für kurzweilige Unterhaltung.
Trotz dieser Stärken fällt das letzte Drittel des Romans deutlich ab. Das Finale wirkt gehetzt, die Auflösung der Fälle zu abrupt, und manche Fäden, die im Verlauf gesponnen wurden, bleiben lose. Hier hätte der Geschichte etwas mehr Raum gutgetan, um die Spannung und Plausibilität aufrechtzuerhalten.
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Vermarktung des Romans. Der deutsche Titel und die Beschreibung legen einen Fokus auf Mays dunklere Seite, die im Buch selbst jedoch eher am Rande bleibt. Wer sich auf eine komplexe Auseinandersetzung mit einer moralisch ambivalenten Serienmörderin gefreut hat, könnte daher enttäuscht werden. Der englische Titel "A most unusual demise" trifft den Ton der Geschichte weitaus besser und spiegelt die Balance aus skurrilem Humor und unterschwelliger Spannung treffender wider.
Insgesamt ist "May Morrigans Mysteriöse Morde" ein humorvoller, unterhaltsamer Krimi mit charmanten Figuren und einer ungewöhnlichen Protagonistin. Trotz des gehetzten Finales und der etwas missverständlichen Vermarktung ist der Roman ein echter Lesespaß, der Lust auf eine Fortsetzung macht.