Eher gut geschriebenes, unter die Haut gehendes Familiendrama, als reiner Thriller. Dennoch lesenswert!
Josie ist glücklich mit ihrem Freund Caleb, doch sie fürchtet sich vor dem Tag, an dem er sie darum bittet, ihn zu heiraten, da sie ihm die Unwahrheit über ihre Mutter und ihre Familie sagte. Caleb ahnt ...
Josie ist glücklich mit ihrem Freund Caleb, doch sie fürchtet sich vor dem Tag, an dem er sie darum bittet, ihn zu heiraten, da sie ihm die Unwahrheit über ihre Mutter und ihre Familie sagte. Caleb ahnt weder, dass Josie eine Zwillingsschwester hat, noch dass ihre Mutter sich nach der Ermordung ihres Ehemanns, von der Familie abwandte und einer Sekte beigetreten ist. Als Josie eines Tages einen Anruf von ihrer Cousine erhält, fällt sie aus allen Wolken, denn Josies und Lanies Mutter, hat Selbstmord begangen. Schon immer war ihre Mutter eine äußerst labile Person, doch obwohl Josie eigentlich dachte, dass ihre Gefühle für ihre Mutter schon lange zuvor erkaltet wären, erlebt sie das Gegenteil. Sie reist in ihre alte Heimatstadt, wo sie nicht nur an der Beerdigungsfeier für ihre Mutter teilnehmen will, sondern auch, nach so vielen Jahren, wieder auf ihre Schwester Lanie trifft.
Lanie ist mittlerweile verheiratet mit Josies erster großer Liebe und hat ein gemeinsames Kind mit ihm. Und dort wird sie auch wieder mit der alten Frage konfrontiert. Nämlich, wer ihren Vater einst tötete. Zwar sagte Lanie damals aus, dass es der Sohn der Nachbarn gewesen wäre, doch dieser hatte stets seine Unschuld im Gefängnis beteuert. Seitdem ein Podcast in aller Munde ist, in dem eine neugierige Journalistin angeblich nach neuen Informationen sucht, um Licht ins Dunkel zu bringen und den wahren Täter finden will, gerät Josies und Lanies Welt immer mehr aus den Fugen…
Momentan erwische ich, irgendwie, immer eine ähnlich gestrickte Thrillerform scheint mir, denn nach „Die gute Tochter“, von Karin Slaughter und „Das Geheimnis jenes Sommers“, von Susan Stairs oder „Die Überlebende“ von Lisa Gardner, ist auch „Schläfst Du noch?“, der neue Thriller von Kathleen Barber eher Familiendrama, als reiner Thriller.
Wenn die Charaktere jedoch gut ausgearbeitet sind und die Story meine Neugierde bis zuletzt schüren kann, habe ich damit durchaus kein Problem. Zugegeben, Josie und Lanie sind keine einfachen Charaktere. Die traumatischen Erlebnisse von einst, haben seelische Narben bei ihnen hinterlassen. Jede von ihnen, zeigt das auf eine andere Weise. Während Josie alles nur schnell hinter sich lassen will, gerät Lanie völlig außer Kontrolle, nimmt Drogen und hält sich an keine Regeln mehr. Man kann sich dennoch gut in die Zwillinge und ihre Gefühlswelt hineindenken; dazu fand ich den schwelenden Konflikt zwischen den Schwestern gut geschildert und aufgelöst. Der Grund für den einen Punkt Abzug liegt eher darin begründet, dass ich einfach ein Problem damit hatte, dass die Thrillerhandlung dadurch etwas ins Hintertreffen geriet. Sicher, die Romanpassagen, in denen die penetrant aufdringliche Journalistin Poppy, über ihren Podcast, angeblich neue, relevante Beweise verbreitet und die nachfolgende Hexenjagd von gelangweilten Hobbykriminalisten, denen gar nicht bewusst ist, wie sehr sie mit ihren Kommentaren die Angehörigen des Mordopfers in die Verzweiflung treiben, gingen mir sehr unter die Haut. Man leidet mit sämtlichen, in den Fall verwickelten Akteuren mit und es ist durchaus auch Thrill vorhanden, in dem aktuellen Roman der Autorin. Allerdings reichte dieser mir nicht aus; zumal man sich schnell denken konnte, wer Josies und Lanies Vater einst umbrachte, was der Spannung etwas abträglich war. Handwerklich ist „Schläfst Du noch?“, dennoch gut gemacht und wer Lust auf ein unter die Haut gehendes Familiendrama hat, sollte diesem Roman auf jeden Fall eine Chance geben.