War sie wirkliche eine skrupellose Mörderin?
Er ließ ihn nicht los. Dieser Horst Buchholz, auf den er ein Auge haben soll. Jeden Abend geht Kahle durch „sein“ Gefängnis und vergewissert sich, dass Horst noch lebt. Und trotzdem hat dieser es geschafft, ...
Er ließ ihn nicht los. Dieser Horst Buchholz, auf den er ein Auge haben soll. Jeden Abend geht Kahle durch „sein“ Gefängnis und vergewissert sich, dass Horst noch lebt. Und trotzdem hat dieser es geschafft, sich zu töten. Wie? Das steht in den Sternen. Niemand kann nachvollziehen, wie die Splitter einer Rasierklinge in den Rachen des Gefangenen gelangten. Horst wurde doch vor der Nachtruhe ans Bett gefesselt. Konnte sich nicht bewegen. Welch ein Schlag ins Gesicht für den langjährigen Mitarbeiter der Haftanstalt.
Es war Liebe auf den ersten Blick für die junge Ruth. Sie sah den attraktiven Arzt zum ersten Mal und wusste sofort, „den oder keinen“. Ruth Heine und Wolfgang Trautmann heirateten bald nach ihrem Kennenlernen. Nein, von seiner Seite wohl nicht aus Liebe. Ruth stahl für ihn und nahm es mit der Wahrheit ebenfalls nicht so genau. Dass sie schwanger war, verschwieg sie ihrem Angebeteten. Für sie war es eine toxische Beziehung und es stellt sich die Frage, ob ihr weiterer Lebensweg eine Folge dieser Verbindung war.
„Ruth Blaue Die Axtmörderin mit dem Madonnengesicht“ liest sich wie ein Schauerroman. Dabei ist das, was hier geschrieben steht, die harte Wirklichkeit. Die Autorin zeigt auf, in welcher Weise Ruth von ihrem ersten Ehemann abhängig war. Und auch der zweite Mann gab ihr nicht den nötigen Rückhalt nach der Enttäuschung. Aber war es wirklich Horst, der sie bedingungslos liebte und nie an ihre Vergangenheit dachte?
Ja, das Buch fesselte mich. Es zeigt auf, wie schnell eine junge Frau, die sich nach Liebe und Anerkennung sehnt, in eine krankhafte Abhängigkeit geraten kann. Mir stellt sich nach dem Lesen die Frage, ob Ruth auch heute zur lebenslangen Haft verurteilt worden wäre. Hätten die Geschworenen nicht viel mehr berücksichtigt, dass sie ausgenutzt wurde? Wie wäre das Urteil ausgefallen, wenn die Geschworenenbank aus Frauen u n d Männern zusammengesetzt gewesen wäre? Diese Fragen sind zwar erlaubt, helfen der Verurteilten aber nicht mehr. Sie starb am 27.12.1972 in Lübeck.
Die Autorin schreibt im Anhang sehr genau, welche Erkenntnisse es zum Fall gab. Ebenfalls gibt es Hinweise zu Quellen, die als Grundlage für dieses Buch dienten.