Leichte Unterhaltung
„Die Tochter des Arztes“ stand seit letztem Jahr ziemlich hoch auf meiner Wunschliste und nun ergab sich endlich die Gelegenheit, das Buch zu lesen. Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen, wobei sich ...
„Die Tochter des Arztes“ stand seit letztem Jahr ziemlich hoch auf meiner Wunschliste und nun ergab sich endlich die Gelegenheit, das Buch zu lesen. Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen, wobei sich ca. ¾ mit der Vergangenheit befassen. Ellen beginnt als Schwesternschülerin in der psychiatrischen Klinik Ambergate und ist erschrocken über die Art der Unterbringung und die lange Zeit, die manche Patienten bereits dort sind. Ich habe bereits den ein oder anderen Roman gelesen, der die früheren Zustände in diesen Kliniken thematisiert und konnte mir aus diesem Buch nichts neues mitnehmen. Die Therapien werden auch nicht groß thematisiert, außer dass Elektroschockbehandlungen ein beliebtes Instrument waren und die Patienten meist mit Medikamenten ruhig gestellt wurden. Im Zentrum steht die junge Frau Amy, die an Depressionen und Gedächtnislücken leidet. Amy bedarf definitiv psychiatrischer Behandlung, die ihr aufgrund des damaligen medizinischen Stands überwiegend verwehrt bleibt.
Der Schreibstil von Kathryn Hughes lässt sich angenehm leicht lesen und macht „Die Tochter des Arztes“ trotz der ernsten Thematik zu einem guten Unterhaltungsroman. Persönlich empfand ich vieles als eher oberflächlich abgehandelt, insbesondere hatte ich den Eindruck, dass zu viele Handlungsstränge unvollständig blieben. Zum Beispiel lernt Ellen an ihrem ersten Tag eine ältere Patientin kennen, die ihr halbes Leben in Ambergate verbracht hat. Diese Bekanntschaft nimmt in den ersten 2 bis 3 Kapiteln sehr viel Raum ein, kommt später allerdings überhaupt nicht mehr vor.
Amys erste Monate in Ambergate werden quasi minutiös beschrieben. Dann endet die Handlung abrupt und setzt erst 50 Jahre später wieder ein. Die Zusammenfassung dieser Jahre war mir zu knapp und lückenhaft. Ich hatte noch immer Fragen.
Auch Ellens Verlobung kam quasi von ungefähr.
Die Handlung in der Gegenwart umfasst nur wenige Kapitel und es wundert mich, warum als deutscher Titel ausgerechnet „Die Tochter des Arztes“ gewählt wurde, denn Sarah ist nicht viel mehr als eine Nebenfigur. Auch stellt die Person auf dem Cover Ellen dar und nicht Sarah. Trotz der vielen Kritikpunkte war dies ein Unterhaltungsroman für mich, der sich leicht lesen lässt. Man sollte nur nichts besonderes erwarten.