Nicht das holländische Bier
sondern.ein Prachtkerl aus dem Land der Kaasköppe war es, der Kerstin Schweighöfer vor Jahr und Tag den Kopf so sehr verdrehte, dass sie ihre Siebensachen packte und von München nach Leiden zog. Ob Nomen ...
sondern.ein Prachtkerl aus dem Land der Kaasköppe war es, der Kerstin Schweighöfer vor Jahr und Tag den Kopf so sehr verdrehte, dass sie ihre Siebensachen packte und von München nach Leiden zog. Ob Nomen in diesem Fall Omen ist, erfährt der an Holland und seinen Eigenarten interessierte Leser, wenn er sich dieses Buch zu Gemüte führt. Doch soviel sei bereits vorweggenommen, Frau Schweighöfer muss in ihrer Wahlheimat nicht (nur) leiden, sondern macht dort überaus vielschichtige Erfahrungen, die sie auf höchst unterhaltsame, humorvolle und lehrreiche Art und Weise präsentiert. Man kann sich also aus vollem Herzen auf und mit Heineken - das hier quasi als pars pro toto für alles Niederländische steht - ein(d)ecken: wer sich darauf einlässt, der wird unsere westlichen Nachbarn besser und von den verschiedensten Seiten kennenlernen!
Ich habe schon viele Bücher zum Thema Aufeinanderprallen von Kulturen gelesen und bin bspw. ein Riesenfan der Marcipane-Bücher von Jan Weiler. Doch es gibt auch viel Schlechtes in dieser Sparte: ich rate jedem, alle bisherigen Erfahrungen außer acht zu lassen und beherzt zu diesem Buch zu greifen, denn Kerstin Schweighöfers Ausführungen lassen sich nicht mit etwas bisher dagewesenen vergleichen - sie sind kein müder Abklatsch, sondern im Gegenteil höchst spritzig und individuell. Fast spielerisch erhält der Leser Einblick in politische und gesellschaftliche Entwicklungen in den Niederlanden seit 1990, doch auch in weiter zurückliegende historische Zusammenhänge vor allem in bezug auf das deutsch-niederländische Verhältnis - die Autorin hat nicht nur ein lustiges, sondern zudem ein höchst kluges Buch geschrieben.
Ich würde mich jedenfalls freuen, bald eine Reihe von Heineken- oder Schweighöfer-Büchern neben meine Marcipane-Bände stellen zu können. Aber zunächst genieße ich das, was ich habe: ein vielschichtiges Buch über ein Nachbarland, das ich gewiss immer mal wieder zur Hand nehmen werde, um nochmal nachzulesen, was genau die Rolle der Niederlande in Srebrenica war oder wie unsere Nachbarn uns sehen - denn auch dunkle Kapitel spart die Autorin nicht aus - oder auch, um einfach noch einmal zu rekapitulieren, wie man in Holland Geburtstag feiert und wie denn eigentlich Matjes fachgerecht "vernascht" werden.