Cover-Bild Als das Leben wieder schön wurde
(16)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: ROWOHLT Wunderlich
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 512
  • Ersterscheinung: 26.01.2021
  • ISBN: 9783805200455
Kerstin Sgonina

Als das Leben wieder schön wurde

Mit Lippenstift und Lebensmut. Drei Frauen bringen mit ihrem mobilen Schönheitssalon Farbe in das Hamburg der 50er Jahre.

1954 sind die dunklen Jahre vorbei, die Wunden des Krieges jedoch noch lange nicht verheilt. Greta Bergström hat fast ihr gesamtes Leben in Stockholm verbracht, bei ihrer Ankunft in Hamburg ist der Himmel über der Stadt so grau wie die Seelen der Menschen. Mit ihrer offenen Art eckt die fröhliche Schwedin überall an, eine Stelle als Kosmetikerin sucht sie vergebens. Alles ändert sich, als Greta sich mit zwei Frauen anfreundet: Marieke, die aus Ostpreußen fliehen musste und den Nachbarinnen in den Altonaer Nissenhütten die Haare macht; und Trixie, die im feinen Blankenese lebt und unglücklich in einen amerikanischen Soldaten verliebt ist. Gemeinsam beschließen die drei Frauen, einen mobilen Schönheitssalon zu eröffnen. Ihre Kundinnen sollen sich wieder wohl in ihrer Haut fühlen, das Leben endlich wieder genießen. Nach den schweren Jahren ein Stück vom Glück zu finden, davon träumen auch die drei Freundinnen…

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.01.2021

Schnieke Deern

0

„Hüte dich vor der Ollen! Und vor der Lütten, die ist nicht viel besser, der Apfel fällt eben ... Na, ich will euer Verhältnis nicht belasten, bevor es sich entwickelt hat. Die Butti wacht über ihren Liebling ...

„Hüte dich vor der Ollen! Und vor der Lütten, die ist nicht viel besser, der Apfel fällt eben ... Na, ich will euer Verhältnis nicht belasten, bevor es sich entwickelt hat. Die Butti wacht über ihren Liebling wie ein Drache über sein Gold. Ich … rate auch dir, dich an den einzig feinen Menschen der Familie zu halten. An Mickey.“ (S. 13 / 14) – so wird Greta bei ihrem Neustart in Hamburg vor der Familie ihres Vaters Harald gewarnt. Sie war 1939 mit ihrer Oma Annie in deren Heimat Schweden zurückgegangen. Ihre Mutter Linn wollte nachkommen, hat das aber nie getan. 1941 kam die Nachricht, dass sie verschwunden ist. Nach Annies Tod will Greta bei ihrem Vater leben, an den sie sich kaum erinnern kann. Doch der ist ein gebrochener Mann und seine neue Frau Trude macht keinen Hehl aus ihrer Abneigung gegen Greta. In der Familie herrscht eisiges Schweigen. Ihre Halbschwester Ellen sieht trotz ihrer 14 Jahre auf Greta herab. Nur ihr Halbbruder Mickey nimmt sich ihrer an. Über ihn lernt sie Marieke kennen, die aus Ostpreußen fliehen musste und jetzt in einer der Nissenhütten lebt. Sie verdient ihren Lebensunterhalt, indem sie anderen Frauen die Haare schneidet. Geld gibt es dafür kaum, aber Lebensmittel oder Dinge, die man tauschen kann. Greta ist Kosmetikerin, aber in Hamburg will sie niemand einstellen. Als sie wieder einmal bei Marieke ist und eine von deren Kundinnen zugibt „Ich weiß … nicht mehr, wie das geht, sich wohlzufühlen.“ (S. 95) behandelt Greta sie einfach und der Traum vom eigenen Schönheitssalon wird geboren. „Ein Salon, in dem die Frauen für sich waren und dessen Tür doch offen blieb, niemandem verschlossen. Hatte sie nicht immer von so einem Ort geträumt?“ (S. 105) Da sie etwas Startkapital brauchen, nehmen sie Trixie dazu. Die kommt aus gutem Haus, wollte Modedesign studieren, als der Krieg kam, und hat ein untrügliches Gespür dafür, was ihren Kundinnen steht.

„Als das Leben wieder schön wurde“ lässt mich sehr zwiegespalten zurück, weil ich etwas völlig anderes erwartet hatte. Eine Geschichte voller Neubeginn, Träume und Hoffnungen, positiv und fröhlich, aber stattdessen ist sie sehr problembeladen. Träume haben die drei jungen Frauen zwar mehr als genug, aber vor allem hat jede ein Geheimnis oder etwas in ihrer Vergangenheit, dass sie am liebsten vergessen würde oder verdrängt hat. Zudem kommt die „Schnieke Dirn“, der Schönheitssalon der Freundinnen, für meine Begriffe etwas zu kurz, hauptsächlich dreht es sich um Gretas Suche nach ihrer Mutter.
Greta kommt nur schwer über den Verlust ihrer Großmutter und den Abschied von Schweden hinweg. Sie ist nach Hamburg gekommen, um ihre Mutter oder wenigstens einen Hinweis über ihren Verbleib herauszufinden, außerdem hatte sie insgeheim gehofft, dass ihr Vater sie mit offenen Armen empfängt. Doch der lässt niemanden an sich ran und will auch nicht über Linn reden. „Ihr Vater wirkte wie jemand, der sich lieber freiwillig in einer Höhle verkriechen würde, als sich dem Familienleben zu widmen. Oder überhaupt anderen menschlichen Wesen, für die er wenig übrig zu haben schien.“ (S. 127) Das „Familienleben“ hat mir regelmäßig eisige Schauer über den Rücken gejagt. Während sich Trude und Gretas Halbschwester damit anscheinend abgefunden haben, begehrt Mickey regelmäßig dagegen auf. Er ist – wie Greta – ein lebensfroher Freigeist und träumt von einer Kariere als Jazzmusiker.
Über viele Umwege und einige Zufälle erfährt Greta, was mit Linn geschehen ist – das lässt ihr (und auch dem Leser) das Blut in den Adern gefrieren. Aber auch Marieke und Trixie haben ihre Traumata, die sie im Laufe der Handlung überwinden bzw. sich damit anfreunden.

Die drei Freundinnen und die Interaktion zwischen ihnen werden sehr glaubhaft und lebendig beschrieben. Sie sind sich nicht immer grün, müssen sich erst zusammenraufen und immer wieder Probleme bewältigen.

Kerstin Sgonina zeichnet ein sehr lebendiges Bild der damaligen Zeit. Die Parolen und Ansichten der Nazis sind z.T. noch fest in den Köpfen verankert (eine erschreckende Vorstellung), es herrscht auch 9 Jahre nach Kriegsende noch Wohnungsnot und Hunger. Die Menschen trauen ihrem Gegenüber nicht mehr oder noch nicht wieder. Greta läuft gegen eine Wand des Schweigens, wenn sie nach ihrer Mutter fragt. Das macht die damalige Zeit sehr lebendig, allerdings hatte die Handlung für mich einige Längen und Wiederholungen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere