„Dark Queen“ ist ein Buch, bei dem man für sehr lange Zeit nicht weiß, wohin das Buch steuert. Der Prolog ist sehr düster und unheimlich und lässt schon erahnen, in welche Richtung die Handlung gehen könnte. Aber bis das Buch tatsächlich diese Richtung einschlägt, vergeht sehr viel Zeit. Der Leser wird zunächst mit den Hauptfiguren des Buches bekannt gemacht und in das Gesellschaftssystem eingeführt. Dabei ist es sehr von Nutzem, dass der Klappentext schon viel darüber verrät, denn stellenweise begnügt sich die Autorin zu sehr mit Andeutungen und so fällt es manchmal recht schwer, die Zusammenhänge und Hintergründe zu verstehen. Als Aufhänger für ihr Buch hat Kimberly Derting wirklich eine tolle Grundidee entwickelt, aber sie macht daraus nur sehr wenig. Es wäre interessant gewesen, zu erfahren, wie sich das Gesellschaftssystem entwickelt hat, wie die verschiedenen Sprachen und Dialekte entstanden sind und wieso es so wichtig ist, sich nur innerhalb seines Standes und seiner Sprache zu unterhalten, welche Gefahren drohen, wenn sich nicht an die Grundregeln gehalten wird und was mit dem System bezweckt wird. Aber, wie gesagt, hier hält sich die Autorin mit Informationen eher bedeckt, was schade ist. Dadurch wirkt die Handlung unzugänglich und es fällt schwer, sich in das Buch rein zu lesen.
In den ersten zwei Dritteln plätschert die Handlung eher vor sich hin, am Ende des Buches überschlagen sich die Ereignisse dafür. Das Verhältnis ist leider zu unausgewogen. Es gibt einige überraschende Wendungen in diesem Buch, während andere Ereignisse vorhersehbar sind. Auch dieses Verhältnis ist zu unausgeglichen. Der Leser erfährt viel über Charlies Familienleben und Alltäglichkeiten, wie das Treffen mit Freunden oder den Besuch der Schule. Dabei wird immer wieder auf die Unterschiede zwischen den verschiedenen Ständen hingewiesen und dadurch wird stellenweise deutlich, wie sich die verschiedenen Gesellschaftsformen unterscheiden. Auch hier wären jedoch noch mehr Details und Erklärungen nötig gewesen, um dem Leser das Vorstellen der dystopischen Welt zu erleichtern.
Das Buch ist stellenweise sehr düster, vor allem zum Ende hin verstärkt sich dieser Eindruck. Insgesamt wird die Handlung von ständiger Überwachung, Bedrohung und Angst dominiert. Auf dem Marktplatz finden öffentlich Hinrichtungen von Menschen statt, die sich nicht an die Regeln der Königin halten, Diese Szenen bereiten Gänsehaut. Das Buch hat auch etwas Magisches und Fantastisches, diese Elemente eine nicht ganz unentscheidende Rolle.
Die Charaktere sind bis auf Charlie und ihre kleine Schwester zu blass und zu oberflächlich. Als Leser fällt es schwer, eine Verbindung zu ihnen aufzubauen. Allein Charlie wirkt durch ihre Rolle als Ich-Erzählerin aktiver und zugänglicher, ihre kleine Schwester gewinnt die Sympathie des Lesers aufgrund der Tatsache, dass sie anders ist als andere Mädchen in ihrem Alter und dadurch Beschützerinstinkte weckt. Als Jugendbuch mangelt es natürlich nicht an der obligatorischen Dreiecks-Geschichte. Charlie steht zwischen zwei Jungen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und beide versuchen, ihr Herz zu gewinnen. Als Leser steht man ebenso wie Charlie zwischen den Stühlen, da keiner der beiden Jungs überzeugend genug gezeichnet ist, um sich für ihn zu entscheiden. Ob Charlie am Ende eine Entscheidung trifft – und wenn ja, für wen – das lest ihr am besten selbst.
Der Stil der Autorin ist sehr angenehm und für ein Jugendbuch passend, sodass sich das Buch leicht und flüssig lesen lässt. Stellenweise hat Kimberly Derting vor allem in den Dialogen einen feinen Humor eingebaut, der den Lesefluss zusätzlich erleichtert. Zu viel Poesie oder Wortmalerei sollte man nicht erwarten, das passt einfach nicht zur Stimmung des Buches.
Mein Fazit:
Ein dystopischer Roman mit einer tollen Grundidee, aus der man noch mehr hätte machen können, und leider zu blassen und oberflächlichen Charakteren.