Authentisch und liebenswürdig
Ich folge ihrem Befehl, drehe mich an der Tür aber noch einmal zu ihr um. "Danke für die seltsame Limo."
Ein Lächeln huscht über ihr Gesicht, bei dem ich wieder ihre spitzen kleinen Eckzähne sehen kann. ...
Ich folge ihrem Befehl, drehe mich an der Tür aber noch einmal zu ihr um. "Danke für die seltsame Limo."
Ein Lächeln huscht über ihr Gesicht, bei dem ich wieder ihre spitzen kleinen Eckzähne sehen kann. "Danke für die fleckigen Kopien."
Fünf Sekunde später bin ich auf dem Flur und beginne, in Richtung Ausgang zu joggen. Das Echo meiner Schritte vibriert durch meinen Körper, und in meinen Adern summt das Adrenalin. Erst als ich in die Nachmittagssonne hinaustrete, fällt mir ein, warum ich so unter Strom stehe: Ich habe einen Rucksack voller Gras, das nur darauf wartet, vertickt zu werden. Genau, daran muss es liegen. Woran zur Hölle denn sonst?
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INHALT:
Als Kunststudentin Kris in einem Café auf Alex trifft, können die beiden sich auf Anhieb nicht leiden - und als sie sich bei einer Party wiedertreffen, fliegen die Fetzen. Doch irgendwo liegt dahinter auch eine gewisse Anziehung verborgen und als sie sich ein drittes Mal treffen, können beide die Chemie nicht leugnen, die bald zu mehr wird. Sie haben jedoch Lasten aus ihrer Vergangenheit mitzuschleppen - und Alex lebt sogar ziemlich gefährlich. Sein Versuch, sich für Kris zu ändern, droht furchtbar schief zu gehen...
MEINE MEINUNG:
Die ehemalige Selbstpublisherin und nun erfolgreiche Verlags-Autorin Kira Gembri legt mit "Wir beide in Schwarz-Weiß" Teil 2 um die Jungs-WG von Jay und Alex vor. Letzterer erzählt dieses Mal abwechselnd mit Kris seine Geschichte. Den Roman kann man auch sehr gut lesen, wenn man den Vorgänger nicht kennt, weil die Handlung zur gleichen Zeit spielt und nicht auf der anderen aufbaut. Das ist etwas verwirrend, wenn man ein wenig über das andere Buch weiß, dennoch kommt man schnell rein. Das liegt wahrscheinlich vor allem am flüssigen Schreibstil, der insbesondere mit den realistischen, jugendlichen Dialogen punktet.
Kris bringt einen mit ihrer natürlichen, mutigen Art schnell dazu, sie zu mögen. Sie hat ihre Probleme mit der Verarbeitung einer Familientragödie und verrennt sich daher in die Performance-Kunst, die ihr gar nicht liegt - dieser Schutzmechanismus ist aber vollkommen nachzuvollziehen. Alex ist da ein wenig schwieriger, was vor allem an seiner Psyche liegt. Er ist sehr schlecht darin, zu vertrauen, wofür er selbst aber nichts kann. Beide machen glaubwürdige Entwicklungen durch und finden dadurch nicht nur zueinander, sondern auch zu sich selbst. Mit Kris' Hippie-Eltern und Alex' Mitbewohnern - die versierte Leser ja bereits aus Band 1 kennen - hat die Autorin außerdem interessante Nebenfiguren geschaffen, die allerdings teilweise ein wenig zu kurz kommen.
Viele Elemente der Geschichte sind einem natürlich bereits aus anderen (Liebes-)Romanen bekannt: Junge und Mädchen treffen sich, verlieben sich, vermuten unüberwindbare Hindernisse und streiten sich. Kira Gembri erzählt diese Geschichte aber so herzerwärmend, witzig und sympathisch, dass einem das größtenteils egal ist. Alex und Kris sind ein sehr niedliches Pärchen, das man gerne beim Meistern der Schwierigkeiten begleitet - vor allem, weil es bei ihnen keine kitschige Instalove ist. Und auch die Probleme der beiden sind relativ neu und werden vor allem sensibel mit eingebunden. Nur das Verhältnis von Kris und ihrer Familie zu den Ereignissen der Vergangenheit wurde definitiv nicht zufriedenstellend gelöst, sondern eher so belassen, was schade ist. Nichtsdestotrotz schlägt man den Roman mit einem zufriedenen Gefühl zu - und freut sich bereits auf den nächsten der Autorin.
FAZIT:
Kira Gembri hat eine wunderbar humorvolle und realistische Art, ihre Geschichte zu erzählen. Die süße, nachvollziehbare Liebesgeschichte und die interessanten Figuren tragen zum Wohlfühlfaktor bei - nur eines der Probleme fand ich nicht ganz zufriedenstellend gelöst. Das fällt aber nicht allzu sehr ins Gewicht. Nach der Geschichte von Kris und Alex habe ich jedenfalls richtig Lust, auch den Vorgänger zu lesen. Wer beide Bücher noch nicht kennt, sollte das dringend ändern. Gute 4 Punkte!