Seit Erich Kästners bemerkenswertem Klassiker der Kinderliteratur "Emil und die Detektive", aber spätestens seit den wenige Jahre später erschienenen spannenden Romanen der Vielschreiberin Enid Blyton erfreuen sich Kriminalromane für Kinder ungebrochener Beliebtheit! Längst ist der Dschungel der Kinderkrimis undurchdringlich geworden und man muss schon Glück haben, auf solche zu stoßen, die ein wenig herausragen aus dem Überangebot. Die Reihe um die Nordseedetektive ist schon wegen seiner erfrischenden Charaktere eine solche erfreuliche Vertreterin ihrer Gattung!
Die Kinderliedermacherin Bettina Göschl und der allseits bekannte Autor der Ostfriesenkrimis Klaus-Peter Wolf haben sich vor nicht langer Zeit zusammengetan, um Kinderkrimis zu schreiben - eine gute Idee, wie man nach der Lektüre des ersten Bandes um die selbsternannten Nordseedetektive Lukas, Emma und Vater Mick - auch gibt es noch Mutter Sarah, die allerdings hier nicht auftaucht, weil sie als Schauspielerin und Sängerin durch die Lande tourt - feststellen kann! Die Krimis haben eine für die Zielgruppe angenehme Länge, erfreuen mit nicht zu kleiner Schrift und durchgängigen, sehr ansprechenden Illustrationen, für die Franziska Harvey verantwortlich zeichnet.
Vorliegender erster Band erzählt so witzig wie aufregend und ohne unnötig zu verkomplizieren, wie alles begann mit den unkonventionellen Nordseedetektiven, wie nämlich unsre Protagonisten, die Janssens, quasi über Nacht nicht nur zu Besitzern einer alten und ziemlich heruntergekommenen Villa werden, sondern mit dem Haus auch die Profession des verstorbenen Onkels geerbt haben. Letzterer war ein cleverer Privatdetektiv, wie die Janssens bald herausfinden, bei dem das Geld aber offensichtlich knapp war, denn das Erbstück, die Villa, ist dringend reparaturbedürftig, es gibt keinen Strom und die Heiztanks sind auch leer! Nun, von derartigen Lappalien lassen sich Vater Mick, der rothaarige Lebenskünstler mit den beiden linken Händen und dem unpraktischen Kopf und seine beiden ebenso rothaarigen Kinder, die voller nützlicher Ideen stecken und sich mit Improvisationen aller Art auskennen - Kunststück, mussten sie sich doch, wie vermutet werden darf, ihr ganzes Leben lang irgendwie behelfen! - nicht entmutigen. Was kostet die Welt, das kriegen wir schon hin - scheint das Motto der Familie zu sein. Und recht haben sie, zumal das Glück auf der Seite der fröhlichen Janssens ist - und alsbald schon der erste Klient vor der Tür steht, eine reichlich seltsame Dame, die auf der Suche nach ihrem verschwundenen Ehemann ist. Zuversichtlich, den Gatten zu finden und zudem mit einer tüchtigen Anzahlung verlockt, die sie dringend brauchen können, denn der Magen knurrt schon ganz gehörig, nehmen Mick, Lukas und Emma den Auftrag an! Bewaffnet mit dem Handbuch für Detektive, das der Onkel zum Glück ebenso hinterlassen hat wie einen Koffer voller Werkzeuge, gehen sie systematisch zu Werke - und geraten alsbald in eine spannende und nicht ungefährliche Geschichte, und gleichzeitig von einem Missgeschick ins nächste, woran der bislang erfolglose Schriftsteller Mick nicht ganz unschuldig ist! Doch obwohl sie blutige Anfänger im Detektivgeschäft sind, lösen sie am Ende auf ihre eigene pfiffige Weise den Fall, bei dem nichts so ist, wie es zunächst den Anschein hatte....
Fazit: ein erheiternder und etwas anderer Kriminalroman für Kinder, bei denen Spaß und Kriminalfall gleichwertig nebeneinanderstehen, der sicherlich keinen großen Anspruch auf Kinderliteratur a la Kästner stellt, was aber der Spannung und dem Vergnügen keineswegs Abbruch tut. Im Gegenteil wartet man, längst gut Freund mit der rothaarigen Familie, schon neugierig auf den nächsten Fall....