Eine Hommage an den Meister des Grauens, mit Humor
Dieser Titel ist Programm, denn ich empfinde ihn als Hommage an Stephen King und es ist nicht nur der Titel, der dem Meister des Horrors huldigt. Aber keine Sorge, auch wenn dieser Band deutlich gruseliger ...
Dieser Titel ist Programm, denn ich empfinde ihn als Hommage an Stephen King und es ist nicht nur der Titel, der dem Meister des Horrors huldigt. Aber keine Sorge, auch wenn dieser Band deutlich gruseliger als der vorherige war, ist es immer noch ein humorvoller Krimi gespickt mit skurillen Gestalten und friesischer Frische.
Halloween naht und Tadje, eine der Zwillingstöchter des inzwischen zum Polizeihauptmeister beförderten Thies Detlefsen macht ihr erforderliches Praktikum im frisch eröffneten Hotel auf der Hallig Westeroog. Der alte Kasten zieht, die Heizung streikt und wunderliche Dinge geschehen. Die ersten Gäste machen dort ein Seminar zum Thema „Hellsehen und Hellfühlen“ unter der Leitung der ehemaligen Schulelternvorsitzenden. Doch es sind die seltsamen Erscheinungen und die Geschichte dieses ehemaligen Kinderheimes, die Tadje einen Schauer über den Rücken jagen. Der Sohn des Eigentümers hat vor 42 Jahren dort seine Zwillingsschwestern ermordet. Aber auch an der Küste geht es nicht geruhsam zu. Eine Einbruchsserie verunsichert die Bewohner, der neue Starfriseur Eddi mit seinen scharfen Scheren bringt den Salon Alexandra zum Beben und Tante Telse ist mit dem gelobten Mustang des Schimmelreiters verschwunden. Bis beide gemeinsam im Watt wieder auftauchen, wobei der geflutete Oldtimer in besserem Zustand ist, als die ermordete Tante. So hatte sich Nicole Stappenbek ihre Rückkehr in die verschlafene Dorfwache nicht vorgestellt!
Es klingt absurd, übertrieben und nach jeder Menge uriger Gestalten, die man einfach ins Herz schließen muss, um mit ihnen über das Leben und seinen Lauf zu lachen. Ein aufziehender Herbststurm erhöht nicht nur die Schwierigkeiten der Ermittler immer und überall zugleich zu sein, er macht die Situation auch dramatischer und unheimlicher. Nachdem es im letzten Band der Reihe die Runde aus dem Imbiss nach Hamburg in die Großstadt verschlagen hat, sind nun fast alle wieder da wo sie hingehören und es gibt ein Wiederhören mit allen, die das fiktive Fredenbüll zu einem unvergesslich skurrilen Ort machen. Aber natürlich kommen auch ein paar neue, interessante Charaktere hinzu, sonst würde Fredenbüll bei der Anzahl der Leichen die Thies und Nicoles Weg pflastern, bald aussterben. Sehr charmant fand ich auch, dass ein Trauernder aus einem früheren Fall wieder die Bühne betritt und die Jugend zur Digitalisierung der Verwandschaft beitragen will. Denn neben den klassischen Gruselelementen aus Klassikern des Genres gibt es hier ein neues Grauen, das der Moderne, die omnipräsente Alexa, die ihren eigenen Kopf hat, sich bestens in der Fußballgeschichte auskennt, aber unbedingt den am Knie operrierten Piet Paulsen, zur Ernährungsumstellung bringen und vom Imbiss fernhalten will. Denn Alexa hört alles, aber eben nur, solange man in ihrer Nähe und nicht im Imbiss ist! Diese Idee finde ich eine lustige Ergänzung, Alexa als Onkelsitterin. Denn auch die Imbisstruppe wird nicht jünger, da wird man bisweilen zwangsdigitalisiert, oder doch nicht? Da Alexa in Fredenbüll steht, ist sie netterweise, genauso eigensinnig wie die übrigen Bewohner und nicht vorhersehbar. So kann man sich auch von diesem Küstenkrimi des Halloweengrauens, immer wieder erschaudernd überraschen lassen.
Nach zweifachem Sprecherwechsel und dem Ausscheiden von Hinnerk Schönemann und Bjarne Mädel liest nun der Autor seine ungekürzten Werke selbst. Klar, er weiß ja schließlich am Besten, wie er sich die Pointen gedacht hat, aber er versteht sie auch wirklich entsprechend zu lesen. Nicht immer sind die Autoren auch gute Sprecher, aber Krischan Koch, der eben neben Kurzfilmen, Filmkritiken und Krimischreiben auch Kabarett macht, kann es halt. Dabei finde ich es sehr positiv, dass ich anders als bei seinen Vorgängern, beim Klang seiner Stimme kein Gesicht vor meinem inneren Auge habe und so meiner Fantasie keine Grenzen bei der Visualisierung der bunt gewürften Truppe in Fredenbüll und auf Hallig Westeroog gesetzt sind. Pointiert, aburd und frischisch trocken, erweckt er diese Verbrechensserie des Grauens zum Leben.
Ich bin ja ein bekennender Fan von Tonträgern und die Hörbuchhülle ist wieder so toll gestaltet, dass sie einfach ein Gewinn ist, außerdem findet man auf ihr Rezepte aus der Geschichte. Wer diese liest wird feststellen, dass der Autor auch gerne kocht und zwar mit Gefühl. Die Rezepte sind also auch für Köche nach Gefühl, weil genaue Mengen- Zeit- und Temperaturangaben fehlen. Dadurch ist aber auch klar: Variieren nach eigenem Geschmack erwünscht!
Eine frech-fröhliche Hommage an Stephen King und andere Klassiker des Genres, eingebettet in die beliebte Küstenkrimireihe rund um Thies Detlefsen und die skurrilen Gestalten aus dem Imbiss „De hidde Kist“. Deutlich spannender und gruseliger als der Vorgänger, blitzt die gute Laune immer wieder durch, wie die Sonne in dem aufziehenden Herbststurm über Fredenbüll.