Schöner Roman mit kleinen Irrungen und Geheimnissen
Lady Miranda schreibt anstatt Tagebuch Briefe an den verschollenen Freund ihres Bruders seit sie ein kleines Mädchen ist. So verarbeitet sie ihren Ärger und Kummer, denn wie viele junge Damen in ihrem ...
Lady Miranda schreibt anstatt Tagebuch Briefe an den verschollenen Freund ihres Bruders seit sie ein kleines Mädchen ist. So verarbeitet sie ihren Ärger und Kummer, denn wie viele junge Damen in ihrem Alter wünscht sie sich einen standesgemäßen Ehemann und eine eigene kleine Familie. Leider gibt es niemanden, der sie umwerben möchte, alle begehren ihre jüngere Schwester Georgina, die erst ihr Debüt in der Gesellschaft gegeben hat. Lady Miranda fällt dies alles sehr schwer und sie ist entmutigt, sodass sie wieder einmal einen der geheimnisvollen „Tagebuch“-Briefe verfasst. Leider wird dieser allerdings vom neuen Kammerdiener ihres Bruders, Marlow, tatsächlich an den Adressaten, den Herzog von Marshington, abgeschickt. Lady Miranda ist völlig außer sich und hat Angst, dass ihre wahren Gefühle ans Licht kommen und sie zum Gespött in der Gesellschaft wird. Aber der angeschriebene Herzog Marshington antwortet ihr freundlich und es entwickelt sich zwischen beiden eine Brieffreundschaft. Als man erfährt, wer tatsächlich hinter dem geheimnisvollen Kammerdiener Marlow steckt, wird einem so manches klarer. Es entwickelt sich eine zarte Liebesgeschichte und man darf auf ein Happy End hoffen.
Kristi Ann Hunter beschreibt in flüssiger und gut verständlicher Sprache sehr bildhaft die Welt zu Beginn des 19. Jh. in England hinsichtlich des gesellschaftlichen Aspektes, Erwartungen an junge Damen und deren Hoffen auf das große Glück, eine gute Ehe eingehen zu können. Das Cover des Buches ist sehr ansprechend- genau so stellt man sich die junge Lady Miranda vor, in einem ausufernden Kleid im Stil ihrer Zeit. Ein bisschen fühlt es sich so an, als ob man sich in Jane Austens „Stolz und Vorurteil“ befindet gepaart mit einigen Dingen aus „Downton Abbey“ (auch wenn das erst im 20 Jh. spielt). Immer wieder werden die Standesunterschiede zwischen Herzog und Lady und der Dienerschaft eben jener aufgezeigt. Auch als sich Lady Miranda zum Kammerdiener ihres Bruders hingezogen fühlt, verbietet sie sich immer wieder diese Gedanken, da eine solche Ehe nicht standesgemäß wäre. Doch Miranda ist anders als junge Damen ihrer Zeit. Sie kennt zwar die genau an sie gestellten Erwartungen, allerdings ist sie abenteuerlustig und reagiert durchaus auch mal hitzköpfig, anstatt sich zurück zu nehmen. Doch als sie die Wahrheit über den Kammmerdiener und seine wahre Herkunft erfährt, ist auch sie zutiefst verletzt und vor den Kopf gestoßen. Es entspinnt sich damit eine Geschichte voll des Hin und Her und der großen Frage, ob alle beteiligten Charaktere ihr Glück finden können. Zum Schluss kommt nochmal insbesondere Spannung auf, wer hinter den Drohungen steckt, die sowohl den Herzog von Marshington als auch Lady Miranda erreicht haben.
Die Charaktere gefallen mir alle außerordentlich gut und die Geschichte ist auch so, wie ich sie mir vorgestellt habe. Allerdings kommt mitten im Buch eine langatmige Phase auf. Das Hin und Her mit den Gefühlen, die Lady Miranda, gegenüber dem Herzog von Marshington entwickelt hat, sie sich aber aufgrund ihrer Verletztheit nicht eingestehen will, ist etwas ermüdend und nahm mir zwischenzeitlich ein wenig den Lesespaß. Ich habe immer gewartet, dass die Geschichte sich mal wieder etwas nach vorne entwickelt. Froh bin ich, dass es dennoch zu einem Happy End gekommen ist, obwohl es erst nicht danach aussah.
Mein Fazit: Ein kurzweiliger Roman, mit dem man gemütliche Lesestunden verbringen kann und für alle Fans ein Muss, die die zum einen historische Romane lieben als auch die Regency-Zeit in England. Kristi Ann Hunter kann zwar nicht mit Jane Austen konkurrieren- trotzdem macht es mindestens genauso viel Spaß ihren Roman zu lesen.