Cover-Bild Leute von früher
(26)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Suhrkamp
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 316
  • Ersterscheinung: 15.04.2024
  • ISBN: 9783518474006
Kristin Höller

Leute von früher

Roman | Eine Liebe auf der Insel Strand im nordfriesischen Wattenmeer | Die perfekte Urlaubslektüre für den Sommer

»Ein zärtlich-böser Roman über das Jungsein, über die Faszination des Alten und unsere Hilflosigkeit, wenn die Geschichte uns tatsächlich einholt.« Antje Rávik Strubel

Marlene hat gerade ihr Studium beendet und fängt als Verkäuferin in einem Erlebnisdorf an, in dem alles so ist wie um 1900 – Brauchtum, Handwerk, Kleidung. Die aufwändige Inszenierung wird von zahlreichen Saisonkräften aufrechterhalten, die jenseits der »Kostümgrenze« in einfachen Baracken wohnen. Bald lernt Marlene Janne kennen, die hier aufgewachsen ist, und fühlt sich ungewohnt stark zu ihr hingezogen. Doch nicht nur die Gefühle für sie, auch die Insel selbst scheint Marlenes Wahrnehmung zu verändern. Im Watt erinnern die Überreste der versunkenen Stadt Rungholt ständig daran, welches Unheil durch den steigenden Meeresspiegel droht. Je näher sie und Janne sich kommen, desto deutlicher spürt Marlene, dass Janne ein Geheimnis hat, das weit in die Vergangenheit der Insel reicht. Und sie ist nicht die Einzige. Immer öfter beobachtet Marlene merkwürdige Vorfälle, bis sie schließlich einen Zusammenhang erahnt.

Strand war eine Insel in der Nordsee, von der heute nur Pellworm und Nordstrand übrig sind. Leute von früher erzählt vom Bewahren und Verschwinden, von Abschied und Neubeginn. Von alten Legenden und moderner Lohnarbeit, vom Verliebtsein und von der Suche nach einem Platz im Leben. Humorvoll, klug und mit großer Wärme.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.04.2024

Geister und Makrelen

0

"Es war ein Wetter ohne Jahreszeit: vierzehn Grad und ein schwerer Himmel. ... Es war, als hielte alles hier die Luft an, oder vielmehr: als würde vorher nochmal Luft geholt. Marlene schaute ...

"Es war ein Wetter ohne Jahreszeit: vierzehn Grad und ein schwerer Himmel. ... Es war, als hielte alles hier die Luft an, oder vielmehr: als würde vorher nochmal Luft geholt. Marlene schaute aufs Wasser, in der Erwartung, dass es etwas in ihr auslösen würde. Aber das Meer glich dem Himmel darüber, bloß auf den Kopf gestellt." (S. 9)

Nach dem Abschluss ihres Studiums sehnt Marlene sich nach Halt, doch in ihr ist eine große Leere: Sie fühlt sich eingeengt von den Erwartungen der Gesellschaft an sie als junge Frau, und gleichzeitig verloren in ihrer Erwartungslosigkeit an eine mögliche Zukunft. Sie braucht Abstand. Von den fragenden Blicken, von ihrem Leben und beschließt daher, für den Sommer in einem Erlebnisdorf im nordfriesischen Wattenmeer zu arbeiten. 

Auf der Insel Strand scheint die Zeit stillzustehen: In altertümlichen Trachten, die sie innerhalb der „Kostümgrenze“ zu tragen haben, bewirten die zahlreichen Saisonkräfte die Urlaubsgäste, verkaufen authentische Handwerkskunst und frisch geräucherten Fisch. Marlene ist für die Zeit ihres Aufenthalts im Hofladen eingeteilt; jeden Morgen versteckt sie ihre Haare unter einer Spitzenhaube, bindet sich die schweren Schnürstiefel, streift Bluse und Rock über, und verkauft Kekse, Inselhonig und Sanddornbonbons, bis die Abenddämmerung den Horizont färbt. Bald lernt Marlene Janne kennen, die auf der Insel aufgewachsen ist. Es kribbelt in ihrer Brust, wenn sie an sie denkt, ihr Herz klopft schneller, wenn sie sie unter der Traufe der Räucherei stehen sieht. Je näher sie einander kennenlernen, ihre Geschichten und Körper erkunden, desto mehr verändert sich Marlenes Wahrnehmung der Insel und ihrer Bewohner:innen. Sie beginnt, sich für das Unsichtbare zu interessieren, das, was hinter alldem liegt, was den Urlauber:innen tagtäglich vorgespielt wird. Aber auch Janne hat Geheimnisse, die sie nicht greifen.

„[Durch die Glasscheibe sah Marlene] eine in Packpapier eingewickelte Makrele [auf der Fensterbank liegen]. Auf dem Papier stand mit Edding ‚Bis nächste Woche‘ geschrieben. Nervös zählte sie an den Fingern die Nächte bis Johannisnacht ab: Es waren sechs.“ (S. 180)

Diese ersten Seiten, das fühlte sich an wie das Betreten einer anderen Welt, wie Urlaub: salziger Wind, Sand zwischen den Zehen, Wellenrauschen. Am liebsten wäre ich direkt in die Bahn gestiegen und ab ans Meer, im Handgepäck: „Leute von früher“ von Kristin Höller. Von Urlaub kann Marlene in diesen ersten Tagen auf Strand nur träumen. Ihre Gedanken wiegen schwer, der Geburtstagskuchen knistert in der Plastikfolie, als sie ihr Zimmer für den Sommer bezieht, doch die Neugier über das, was sie erwartet, tritt mit jedem Schritt in den Vordergrund. Und mit der Neugier auch die Beklemmung. 

Ich lerne Marlene als eine rastlose, emphatische junge Frau kennen, die zuhört und anpackt, uneitel und pragmatisch ist, und von sich selbst sagt, dass sie „absichtlich unachtsam“ sei, und nie gelernt hätte, in sich hineinzuhören. Eng an ihrer Seite: ihre besten Freund:innen Luzia und Robert. Sie hatten sich zu Beginn des Studiums kennengelernt und sind einander Ohr und Schulter. Und Kühlpack-Halter, Wartezimmer-Begleitung, In-den-Schlaf-gleit-Beschützer. Wir alle brauchen einen Robert in unserem Leben. Das Verhältnis zu ihren Eltern hingegen ist distanziert, angespannt; wie ihre Großmutter, der sie jede Woche eine Postkarte schreibt, wissen sie nichts von Marlenes Sommerjob. 
.
"Die tun ja nichts. Das sind nur Leute von früher." (S. 301)
.
Als Marlene Janne kennenlernt, verändert sie sich. Sie wird offener, sich selbst und ihrer Gefühle bewusster, verletzlicher. Ihre Beziehung beginnt leise, ein heimliches Kribbeln wird zu einem klopfen Herzen, zärtlich schwebend ist ihre Annäherung, gewinnt immer mehr an Konturen, bis auch diese unter der Anziehung verschmelzen. Sie sind fühlbar aufregend wärmend und gleichermaßen subtil tastend neugierig, diese Blitze zwischen ihnen, die Worte, die Kristin Höller für das Zwischenmenschliche findet, beklemmend die Atmosphäre, die auf der Insel vorherrscht. Immer satter wird das Bild des Urlaubsdorfes und seiner Schausteller:innen, der Strukturen des Tourismus und die Auswirkungen des Klimawandels auf das Inselleben und seine Menschen. Doch kein Licht ohne Schatten. Vielleicht wollte ich festhalten an dem Zauber, diesem Leben in der Schwebe, denn, nachdem ich mich auf den ersten zweihundert Seiten komplett verloren habe, quasi auf der Insel gelebt habe, hat mich das Ende verloren. Something was off, die Magie war weg. Und ich ziemlich gefrustet. Vielleicht kam es zu schnell, vielleicht habe ich es auch einfach nicht verstanden? In meinem Kopf bleibt das Bild der schwankenden Fähre, der ersten unsicheren Schritte auf dem sandigen Boden - und diese zarte Liebe.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.04.2024

Geheimnisvolle Insel

0

Auf literarischem Wege Deutschland mit all seinen Mythen und Fantasien zu entdecken macht mir immer wieder Spaß. Diesmal geht es auf die Insel Strand in der Nordsee.

Hier arbeitet Marlene als Saisonkraft ...

Auf literarischem Wege Deutschland mit all seinen Mythen und Fantasien zu entdecken macht mir immer wieder Spaß. Diesmal geht es auf die Insel Strand in der Nordsee.

Hier arbeitet Marlene als Saisonkraft in einem historisch nachempfundenen Dorf als Attraktion für die Besucher und Gäste. Fast auf der ganzen Insel gilt Kostümpflicht, nur die Angestelltenbaracken hinter den Dünen sind freie Zone.

Dieses Buch bietet von allem ein bisschen was. Etwas coming of age, wenn man Marlene dabei zusieht, wie sie nach dem Studium versucht, einen Weg und Ziel für sich zu finden. Eine kleine Prise Lovestory dank Janne, der sie auf der Insel langsam näher kommt. Und etwas Mystizismus, der sich erst nach und nach offenbart.

Für meinen Geschmack ist die Mischung gelungen, was zum Teil auch an dem sehr ruhigen, leichten Schreibstil liegt, der einen durch das Buch treiben lässt. Wenn man keine hochanspruchsvolle Lektüre erwartet, ist man hier sehr gut aufgehoben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.03.2024

Ein Zauber liegt über der Insel Strand

0


Marlene ist fertig mit ihrem Studium und fängt an, auf einer Insel im nordfriesischen Wattenmeer als Verkäuferin zu arbeiten. Der Ort ist eine Art Erlebnisort, alles ist auf alt gemacht und die Leute, ...


Marlene ist fertig mit ihrem Studium und fängt an, auf einer Insel im nordfriesischen Wattenmeer als Verkäuferin zu arbeiten. Der Ort ist eine Art Erlebnisort, alles ist auf alt gemacht und die Leute, die dort arbeiten, tragen Anziehsachen von früher. Marlene lernt dort andere Leute kennen, beschreibt für den Leser, was es heißt, auf der Insel zu leben und was die Leute für Rhythmen entwickeln.
Kristin Höller führt haargenau aus, welche Emotionen und Gedanken sich in Marlene abspielen, der Roman ist dadurch sehr in sich gekehrt.
Man merkt, dass Marlene, obwohl sie schon fast Dreißig ist, noch nicht recht erwachsen geworden ist, sie hat mit einigen Personen schwierige Beziehungen und dadurch war es nicht immer angenehm ihr zu folgen, aber immer interessant.
Auf der besagten Insel lernt sie Janne kennen, die von dort herkommt und das Leben dort versteht. Man liest wie sie sich annähern und freut sich mit, aber einfach ist es auch zwischen den beiden nicht immer. Manchmal hat Marlene auf der Insel ein sehr seltsames Gefühl, das sie bis zum Schluss begleitet. Diese mystische und teils unheimliche Atmosphäre zieht sich leise durch die ganze Geschichte.
Dieser Ausschnitt aus dem Buch zeigt meiner Meinung nach gut diese spannende Atmosphäre, die man beim lesen erlebt:

"Sie sah an sich herunter, auf ihre Lederschuhe, den groben Stoff ihrer Schürze, und unter alldem kam sie sich wahnsinnig echt for, als wäre sie in einen Brunnen oder ein Erdloch gefallen und liefe nun durch eine Traumwelt, in der nur sie selbst real war."

Mir hat Leute von Früher sehr gut gefallen, es ist eine interessante Abwechslung und etwas, das ich so in dieser Form noch nie gelesen habe.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.03.2024

Leben im Museumsdorf

0

Marlene fängt nach ihrem Studiumsabschluß einen Saisonjob in einem Erlebnisdorf auf der nordfriesischen Insel Strand an. Während für die Gäste ein Leben wie im 19 Jahrhundert geführt wird, geht es hinter ...

Marlene fängt nach ihrem Studiumsabschluß einen Saisonjob in einem Erlebnisdorf auf der nordfriesischen Insel Strand an. Während für die Gäste ein Leben wie im 19 Jahrhundert geführt wird, geht es hinter der Kostümgrenze ganz anders zu. Damit alles so echt wie möglich wirkt, müssen sich die jungen Saisonkräfte verkleiden und dürfen keine Handys oder ähnliche modernen Geräte haben.

Marlene hilft in einem Krämerladen aus und entdeckt so manche Schummelei. Neben der Arbeit leben die Saisonkräfte in Baracken am anderen Ende der Insel ohne großen Luxus. Marlene verliebt sich in die von der Insel stammende Janne. Aber auch die Insel ist plötzlich eine andere, der Deichbau wurde lange Zeit vernachlässigt und die Insel droht bei einer starken Flut unterzugehen.

Das Setting auf der vor langer Zeit versunkenen Insel Strand und dem legendären Rungholt ist etwas außergewöhnliches. Die Schilderung des Lebens in diesem Erlebnisdorf sind gut dargestellt. Der Schreibstil ist ruhig und eher distanziert und läßt viel Raum für eigene Gedanken.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.03.2024

Ein etwas anderer Roman

0

Beim Lesen vom Buch Leute von früher habe ich mich etwas schwer getan, in diese Geschichte herein zukommen. Das Cover zum Buch gefällt mir sehr gut. Auch der Schreibstil liest sich sehr flüssig. Als Marlene ...

Beim Lesen vom Buch Leute von früher habe ich mich etwas schwer getan, in diese Geschichte herein zukommen. Das Cover zum Buch gefällt mir sehr gut. Auch der Schreibstil liest sich sehr flüssig. Als Marlene einen Job angenommen hatte und auf die Insel fährt um dort ihre Stelle als Verkäuferin anzutreten, kommt ihr erstmal alles merkwürdig vor. Ab einem bestimmten Abschnitt, wird vom Personal verlangt, ein Kostüm anzuziehen. Ansonsten dürfen Sie nicht in die Stadt. Dort lernt sie auch Janne kennen, eine die von dort kommt. Es dauert aber noch eine Zeit, bis sie sich näher kommen. Marlene fährt auch zwischen drin zu ihrer Freundin nach Hamburg, die feiert dort ihren 30 Geburtstag. Als sie wieder zurück ist, kommt sie Janne immer näher. Irgendwie hat Marlene aber das Gefühl, dass Janne und die anderen Einheimischen ein Geheimnis mit sich herum tragen. Eine Geschichte die zum Schluss nochmal richtig spannend wurde.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere