Allgemeines:
Wenn Worte meine Waffe wären ist im August 2018 bei Dressler, also in der Verlagsgruppe Oetinger erschienen. Das Hardcover hat 288 Seiten und wurde von Autorin Kristina Aamand geschrieben. Aamand hat mütterlicherseits dänische Wurzeln, väterlicherseits palästinensische. Katholisch und muslimisch sind ihre Eltern – eine interessante Kombination aus Religionen, die vermutlich auch einen nicht unerheblichen Beitrag zur Entstehung ihres Romans geleistet hat.
Rein optisch hat mich das Buch nicht angesprochen und wirkt auf mich eher wie ein Buch für jüngere Leser. In meinem Fall war es der Titel, der mir in die Augen gesprungen ist.
Inhalt:
„Sheherazades Mutter hat große Plane für ihre Tochter: Sie soll Ärztin werden, heiraten und ihr viele Enkel schenken. Deshalb geht Sheherazade auf eine Schule außerhalb ihres „Ghettos“. Doch als einzige Muslima muss sie dort viel einstecken. Hinzu kommt, dass ihre Mutter verstärkt Halt im Islam sucht und ihr Vater immer noch unter den Schrecken des Krieges leidet. Und so bleibt Sheherazade nur ihr Stift, mit dem sie kunstvoll-provokative Texte und Bilder zu Papier bringt. Doch dann passiert etwas, das nicht sein darf: Sheherazade lernt ein Mädchen kennen und verliebt sich in sie.“ (Quelle: Dressler)
Meine Meinung:
Nachdem ich den Titel des Buches gelesen habe, entstanden in meinem Kopf sofort Assoziationen. Wenn Worte meine Waffe wären… Wenn Worte meine Sprache wären.. Vielleicht klingt bei dem ein oder anderen von euch ebenfalls ein bestimmtes Lied im Kopf an. Begleitet von dieser Melodie bin ich also in den Roman versunken.
Der Fließtext der Geschichte wird von besonders gestalteten Seiten unterbrochen. Vermutlich sollen diese Seiten einen Ausschnitt aus Protagonistin Shes selbst gestalteten Gedanken darstellen. Ich habe diese Seiten jedoch nicht als ansprechend empfunden, fühlte mich eher aus der Geschichte herausgerissen als motiviert, weiterzulesen. Und damit spreche ich auch ein allgemeines Problem an, das mich während der Lektüre von diesem Buch begleitet hat: meine Motivation.
Ich lese sehr gerne und häufig Bücher, die Thematiken wie Flucht, Integration oder die Suche nach der eigenen Identität zum Thema haben, und habe auch in meinem beruflichen Umfeld viele Berührungspunkte mit diesen Themen. Falls ihr meinen Blog aufmerksam verfolgt, dann konntet ihr bestimmt schon einige Lesetipps in diese Richtung mitnehmen (ich sage nur: Sommer unter schwarzen Flügeln, Grenzlandtage, Tankstellenchips, …). Aber Wenn Worte meine Waffe wären hat mich einfach nicht eingefangen.
Bereits der Schreibstil der ersten Kapitel hat mich abgeschreckt. Natürlich ist es in Ordnung, wenn eine Person mit Migrationshintergrund sich selbst in Gegenwart einer blonden (und wie betont wird), deutschen Person als Kanakin zu bezeichnen. Aber ist das toll? Muss das Kapitel dann „Die Blondine und die Kanakin“ heißen? Will ich das so lesen? Denkt ein offensichtlich sehr intelligentes Mädchen wirklich so von sich? Ich glaube nicht! Und in diesen Stereotypen möchte ich auch nicht lesen. Das ist für mich kein Spiel mit Vorurteilen, sondern schlechter Schreibstil. Vor allem in einem Jugendbuch. Unreflektierte Jugendliche sollen nicht mit der Botschaft aus der Lektüre des Buches hinausgehen, dass es okay ist, ihre Mitschüler, Freunde, etc., die einen Migrationshintergrund haben, Kanaken zu kennen.
Mir ist nach diesen Kapiteln schwer gefallen, das Buch zu beenden. Mir fällt es an dieser Stelle auch schwer, euch noch weiter von diesem Buch zu erzählen, aber ich möchte es gerne tun. Denn mit Sicherheit sollte noch erwähnt werden, dass es Aamand zumindest in Ansätzen gelungen ist, mich doch noch von sich zu überzeugen. Sie liefert nicht wirklich etwas Neues, ich habe bereits viele Bücher gelesen, die einen ähnlichen Schwerpunkt haben. Innerhalb der Literaturlandschaft einen Ansatzpunkt zu finden, der wirklich neu ist, ist nicht einfach. Aber Aamand gelingt es, die Zerrissenheit, die vorgegebenen Erwartungen, die eine Kultur mit sich bringt, deutlich zu machen. Den Konflikt und die Suche nach der eigenen Identität einer Muslima in der westlichen Gesellschaft. Zwischen den Stühlen zu stehen und doch etwas ganz anderes zu wollen. Eine andere Liebe zu wollen, andere Ziele zu haben.
Mit Sicherheit ist dieses Buch auch wesentlich überzeugender, wenn man bisher nichts in diese Richtung gelesen hat. Vermutlich lernt man dann auch mit diesem Buch, zu verstehen. Ich habe es bereits durch viele andere gelernt und kann euch Wenn Worte meine Waffe wären aus meiner persönlichen Sicht und Leseerfahrung nur bedingt empfehlen. Nichtsdestotrotz handelt es sich um einen hochaktuellen Roman.