Der sympathischste arrogante Fatzke, der mir seit langem untergekommen ist
Dieser Roman polarisiert offenbar – zumindest gibt es sehr weit auseinandergehende Meinungen. Was mir dabei auffiel: wer andere Bücher von Kristina Ohlsson kennt, ist meist enttäuscht. Wer dieses Buch ...
Dieser Roman polarisiert offenbar – zumindest gibt es sehr weit auseinandergehende Meinungen. Was mir dabei auffiel: wer andere Bücher von Kristina Ohlsson kennt, ist meist enttäuscht. Wer dieses Buch als Erstes von ihr gelesen hat, war in der Regel zufrieden damit. Ich gehöre zur zweiten Kategorie, und auch ich muss sagen: es hat mich mitgerissen und ich fand es wirklich gut.
Ich kann – wie gesagt – nicht schreiben, was diesen Roman von Ohlssons anderen Büchern unterscheidet. Aber ich kann sagen, was mir daran gefallen hat (und was nicht). Zunächst mal: Martin Benner ist eine super Hauptfigur. Er ist nicht aalglatt, er hat Macken… sogar ziemlich viele. Er ist – um es auf den Punkt zu bringen – aber der sympathischste arrogante Fatzke (das treffendere Wort darf ich hier wohl eher nicht schreiben), der mir seit langem in einem Roman untergekommen ist. Manchmal hätte ich ihn schütteln wollen, manchmal hab ich die Augen verleiert… und manchmal war er mir irgendwie ganz nah. Ich finde, schon allein für Martin hat die Autorin Beifall verdient.
Auch die Konstruktion des Thrillers ist erstaunlich, denn die Handlung wirkt wie ein Sog. Genauso, wie Martin aus heiterem Himmel in eine riesige, perfide Geschichte hineingezogen wird, so wird auch der Leser in diesen Strudel aus Geheimnissen, Korruption, mafiaähnlichen Strukturen hineingezogen. Ich hatte das Gefühl, gut nachvollziehen zu können, wie Martin an seine persönlichen Grenzen kommt und irgendwann kaum noch einen Ausweg sieht.
Und nun komme ich zu dem Grund, weshalb ich doch einen Stern abgezogen habe: das Ende. Leider ist der Thriller nämlich nicht in sich abgeschlossen. Man hat das Gefühl, es wird einfach zwischendrin abgebrochen. Klar, der Leser soll natürlich auch den nächsten Band kaufen, der clevererweise schon angekündigt ist für Mitte Juni 2017. Hat die Autorin das Ende bewusst so gewählt? Oder ist das ein Schachzug des Verlags, um die Verkäufe der neuen Reihe in die Höhe zu treiben? Mir hätte es besser gefallen, zumindest auf einige offene Fragen bereits im ersten Teil Antworten zu lesen. Denn so hatte ich leider das Empfinden, dass ich mitten im Buch aufhören musste. Und das bleibt leider als negativer Eindruck hängen.
Aber auch ich kann natürlich nicht anders: Band 2 ist schon auf der Wunschliste vorgemerkt. Die Story ist einfach zu gut.