Warum romantisieren wir sowas?
Auf Instagram sehe ich oft, dass als Lieblingsautorinnen vieler LeserInnen neben Namen wie Colleen Hoover oder Sarah J Maas, auch oft LJ Shen fällt. Ich hatte vor diesem Buch nichts von der Autorin gelesen ...
Auf Instagram sehe ich oft, dass als Lieblingsautorinnen vieler LeserInnen neben Namen wie Colleen Hoover oder Sarah J Maas, auch oft LJ Shen fällt. Ich hatte vor diesem Buch nichts von der Autorin gelesen und wusste nur, dass ihre Bücher in eine düstere Richtung geht und sie gerne mit Grenzen spielt. Was das dann umgesetzt bedeutet, hat mich leider negativ überrascht und „Cruel Castaways“ war eines der problematischsten und seltsamsten Bücher, die ich seit langer Zeit gelesen habe.
Schon seit er 15 ist verbinden Arsene und seine Stiefschwester Grace starke Hassgefühle. Immer wieder versuchen sie sich gegenseitig umzubringen, sind aber besessen voneinander und können so auf der anderen Seite die Finger praktisch nicht voneinander lassen. Später heiraten sie. Doch nach kurzer Zeit stirbt Grace und Arsene verliebt sich in die starrköpfige Winnie, die trotz anfänglicher Abneigung besser zu ihm passt, als erwartet.
Ich weiß, dass dieser Klappentext definitiv zu wünschen übriglässt, aber ich kann dieses Buch leider nicht besser beschreiben. Die gesamte Handlung, praktisch alle Charaktere und das Konzept an sich waren in meinen Augen leider furchtbar. Aber lasst es mich ausführen. Ich bin generell niemand, der kein Dark Romance liest und alle Bücher in diesem Genre verurteilt. Solange es einen klaren consent gibt und die entsprechenden Trigger Warnungen zu Beginn des Buches. Ich suche nicht explizit nach spicy Büchern oder brauche in jedem Buch die entsprechenden Szenen, aber solange eine gewisse Balance zur Handlung da ist, sie gutgeschrieben sind und nicht in jedem Kapitel existieren stören sie mich nicht. Das ist also nicht mein Problem mit dem Buch. Ich denke, dass es auch im Dark Romance Bereich Abstufungen gibt, Grenzen die gewahrt werden sollten. Dazu gehört für mich eben beispielsweise der Konsens, alles was in Richtung extremer Erniedrigung, Stalking oder sogar sexuellen Missbrauch etc. geht, ´überschreitet für mich jegliche Grenzen. Ich verstehe es einfach nicht. Warum müssen wir das romantisieren? Warum finden wir es heiß, wenn ein Mann seine Frau wie Abschaum behandelt? Es ergibt keinen Sinn.
Ich wusste nicht, dass ich mich mit „Cruel Castaways“ in diesen Bereich bewege und war etwas geschockt. Arsene ist wirklich unaushaltbar. Er wertet Frauen konstant ab, beurteilt sie, entpersonalisiert sie und macht sie zu Objekten. Grace ist in keinem Stück besser. Die Beziehung der Beiden ist auf allen Ebenen problematisch und extrem ungesund – angefangen bei ihren ständigen gegenseitigen Beleidigungen, öffentlichen Erniedrigungen, Mobbing und mehreren Versuchen sich gegenseitig Umzubringen (!!!!). Das ist kein Balance-Akt zwischen Gefühlen mehr, zwischen Ablehnung und Anziehung, dass ist einfach nur krankhaft und ich kann nicht wirklich nachvollziehen, wie man beim Lesen Freude haben kann. Zudem bezeichnen sie sich in der Öffentlichkeit als Bruder und Schwester, wir sind also praktisch inzestoes unterwegs.
Ab der Hälfte bessert sich Arsenes Character (zumindest minimal), aber überzeugen konnte mich weder dieser Charakterwandel noch seine Beziehung zu Winnie, die das ganze Buch über eher blass bleibt. Trotzdem bekommt das Buch für diese etwas besseren Kapitel, die mit dem eigentlich akzeptablen Schreibstil ganz annehmbar sind
2 statt nur 1 Stern.
In Zukunft muss ich mich noch genauer informieren, was in einem Buch/mit einer AutorIn auf mich zukommt, denn in diesem Fall war ich offensichtlich nicht die richtige Zielgruppe