Routiniert geschrieben, aber nicht mehr als Einheitsbrei
Jared Rush ist ein erfolgreicher Maler, der allerdings seit Jahren keine neuen Gemälde mehr kreiert hat. Statt dessen ist er getrieben von dem Wunsch nach Rache an Daniel, dem Sohn des Mannes, der einst ...
Jared Rush ist ein erfolgreicher Maler, der allerdings seit Jahren keine neuen Gemälde mehr kreiert hat. Statt dessen ist er getrieben von dem Wunsch nach Rache an Daniel, dem Sohn des Mannes, der einst seine Familie in den Ruin getrieben hat. Als er dessen Freundin Melanie zufällig kennenlernt, ersinnt er einen perfiden Plan, um sie als Mittel zum Zweck zu benutzen. Er will sie malen und da seine Bilder immer erotischer Natur sind, will er sie nackt und unverfälscht haben. Jared lockt Daniel mit einem fingierten Pokerspiel in die Falle und Melanie ist der Einsatz.
Lara Adrian hat hier ein weiteres Spin-off zur 100-Reihe geschrieben, das über weite Strecken durchaus unterhaltsam ist. Auch wenn wir auf alte Bekannte der Vorgängerbände treffen, sind Vorkenntnisse nicht zwingend erforderlich. Mal wieder gelingt es ihr, komplexe und sympathische Charaktere zu erschaffen, die den Leser*innen schnell nahe sind. Aber dennoch bleibt es eine 08/15-Geschichte. Der reiche Bad Boy und die anständige junge Frau, die sich für ihre Familie opfert? Haben wir schon viel zu oft gelesen. Der dominante Mann, dem von seiner Angebeteten heftiger Widerstand entgegen gebracht wird? Auch das ist nicht neu.
Dass man beim Lesen von „Illusion“ nicht in Langeweile versinkt, verhindert der routinierte Stil der Autorin und die Sorgfalt, mit der sie ihre Protagonisten entwickelt. Gut nachvollziehbar und dargestellt sind hier Jades Zerrissenheit, als er erkennt, dass er von Melanie mehr will als nur seine Muse und Modell zu sein. Sie hingegen blickt recht schnell hinter die Fassade und bemerkt, dass nicht nur Rache ihn motiviert, sondern weit mehr dahintersteckt.
Lara Adrian baut die Erotik, die zwischen den beiden entbrannt ist, langsam aber stetig auf, bis sie sich in heißen Szenen entlädt. Auch die Spannung und die Entwicklung der Hintergrundgeschichte steigert sich mit jedem Kapitel. Wenn nicht der Verlag mit seinem viel zu informativen Klappentext einen Großteil der Lösung bereits vorweggenommen hätte, was wirklich ärgerlich ist. Ja, man hätte sich denken können, aus welchen Gründen Jared Daniel vernichten will - aber welche Motivation habe ich als Leser noch, ein Buch zu kaufen, wenn die Aufklärung schon von Anfang an klar ist?
Gestört haben mich auch einige inhaltliche Fehler, die ich mangelhafter Recherche der Autorin zuschreiben muss, sowie offensichtlich schlecht beziehungsweise zu direkt übersetzte Phrasen und Formulierungen, was dem Verlag anzulasten ist.
Gute Unterhaltung für einen Tag, wenn man keine allzu hohen Erwartungen an einen Liebesroman hat.