Glücksmomente
„Das Archiv der Herzschläge“ von Laura Imai Messina basiert auf einer wahren Geschichte
Verlag: btb in der Penguin Random House Verlagsgruppe
Shūichi, ein vierzigjähriger Illustrator und Autor mit einem ...
„Das Archiv der Herzschläge“ von Laura Imai Messina basiert auf einer wahren Geschichte
Verlag: btb in der Penguin Random House Verlagsgruppe
Shūichi, ein vierzigjähriger Illustrator und Autor mit einem angeborenen Herzfehler wurde als Kind von seiner Mutter sehr beschützt aufgezogen und alle negativen Vorfälle wurden von ihr weggewischt.
Sie sammelte massenhaft Glück für ihren Sohn und negative, traurige oder ängstliche Situationen wurden von ihr geleugnet. Nach ihrem Tode kommt Shūichi zurück in sein Elternhaus um es auszuräumen und zu renovieren. Dort begegnet er einem kleinen Jungen, der täglich einige Dinge seiner Mutter, die Shūichi bereits in Kartons verpackt hatte, stahl.
Als er herausfindet, dass seine Mutter sich täglich um das Kind kümmerte, seine Hausaufgaben betreute, mit ihm lernte und seine Lieblingsspeisen kochte, will auch er Kenta unterstützen.
Die beiden gehen eine ungewöhnliche und leise Freundschaft ein; der kleine Kenta fühlt sich sehr wohl bei Shūichi und öffnet diesem unmerklich sein Herz. Doch gibt es ein Geheimnis, welches den achtjährigen Jungen sehr belastet. Darf er es seinem neuen Freund anvertrauen oder zerstört er damit die Verbindung?
Shūichi hingegen lernt durch Kenta, seine Vergangenheit zu akzeptieren und eine große Wunde beginnt in seinem Herzen zu heilen. Zart und einfühlsam wird von Trauer und Hoffnung, Tod und Leben erzählt. Die Autorin zeigt uns die Herzen der Protagonisten und ihre authentische Beschreibung der Charaktere öffnen das Herz des Lesers für das Schicksal und die zweite Chance der Hauptprotagonisten.
„Die Wahrheit ist, dass wir nie einen absoluten Wert haben. Nichts und niemand hat einen absoluten Wert. Wir sind, was wir sind, nur durch die Bezeichnungen, die uns in die Welt rufen, die Rollen, mit denen wir uns in das Leben der anderen eingraben.“ (Seite 169)
Immer wieder wird zwischen der eigentlichen Handlung von zwei kleinen Jungen erzählt, welche eine Freundschaft pflegen. Was es mit diesen beiden Kindern auf sich hat, erfährt man Stück für Stück in dem Roman.
„Wenn man weint, rettet man sich dadurch ein wenig.“ (Seite 170)
Als Shūichi zufällig über die Insel Teshima und das Archiv der Herzschläge erfährt, möchte er mit Kenta dorthin fahren. Welche Überraschung er dort erfährt, berührt mich als Leser:in unglaublich.
Das Archiv der Herzschläge, entworfen von dem französischen Künstler Christian Boltanski, gibt es in Wirklichkeit. Man kann dort verschiedene Herzschläge von Menschen aus aller Welt hören und gerne auch seinen eigenen Herzschlag aufnehmen.
Laura Imai Messina erzählt unaufgeregt, leise und doch ausdrucksstark und intensiv von dem Prozess des Loslassen, des Neubeginns und dem Festhalten des Glücks. Der Roman ist unterteilt in drei Teile mit jeweils einigen Kapiteln. Kleine Illustrationen geben dem Buch eine wunderschöne japanische Note. Abschied und Neubeginn werden von der Autorin feinfühlig beschrieben. Zwischen Gegenwart und Vergangenheit zeigt uns die Geschichte den Funken Hoffnung und die Glücksmomente auf.
Im Glossar kann man die japanischen Begriffe nachlesen, auch wurden im Anschluss Literaturhinweise vermerkt.