Cover-Bild Mehr Schwarz als Lila
19,95
inkl. MwSt
  • Verlag: Rowohlt Berlin
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 256
  • Ersterscheinung: 17.02.2017
  • ISBN: 9783871341755
Lena Gorelik

Mehr Schwarz als Lila

Mit siebzehn ist das Leben kompliziert. Alex trägt lieber Schwarz als Lila, ihr Vater schweigt die meiste Zeit, und ein Papagei soll ihr die Mutter ersetzen. Die besondere Freundschaft mit Paul und Ratte ist das, was Alex an ihrem Leben liebt. Die gefühlte Eintönigkeit lassen die drei in Mutspielen hinter sich, bei denen es keine Grenzen gibt. Und dann taucht Johnny Spitzing auf, der junge Referendar, den sogar Alex gut findet. Auf der Klassenfahrt nach Polen jedoch macht Johnny ihr klar, dass sie nur seine Schülerin ist; Ratte, die sich verliebt hat, entfernt sich; und ihr bleibt nur noch Paul, den Alex, von tausend Gefühlen überrannt, küsst – am unpassendsten Ort der Welt, in Auschwitz. Jemand fotografiert, das Bild geistert durchs Netz, und plötzlich reden alle über Alex und die Jugend von heute, der Papagei entfliegt, Paul verschwindet, und Alex erkennt: 'Das ist jetzt mein Film, und das Leben muss ich ganz alleine steuern.'
Lena Gorelik erzählt von einer überforderten Siebzehnjährigen, die der Welt mit Witz und einer Spur notwendigem Stolz gegenübertritt. Wie nebenher wirft sie Fragen auf – wie kann man Erinnerung vermitteln, wie frei kann man sein? Vor allem aber geht es ums Erwachsenwerden und um die Bilder, die wir von uns selbst und anderen haben. Ein packender, jugendlich glühender Roman für jüngere wie für erwachsene Leser.

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Lesejury-Facts

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.05.2018

Das Schweigen war kein Gutes

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„Ein schönes Bild, das von Jugend erzählt, von Freiheit und dem Jetzt. Die Jugend, und wenn sie bei Jugend immer von Freiheit sprechen, dann deshalb, weil sie vergessen haben, dass Gefühle endlos scheinen.“


Inhalt


Alex ...

„Ein schönes Bild, das von Jugend erzählt, von Freiheit und dem Jetzt. Die Jugend, und wenn sie bei Jugend immer von Freiheit sprechen, dann deshalb, weil sie vergessen haben, dass Gefühle endlos scheinen.“


Inhalt


Alex ist Teil einer gut funktionierenden Dreierfreundschaft, bei der sie in ihren schwarzen Klamotten die sein kann, die sie ist, weil auch ihre Freundin Ratte mit den Rastalocken, nicht in ein Schema passt und Paul, der dritte im Bunde für das intellektuelle Niveau sorgt. Gemeinsam sind sie stark und passen aufeinander auf. Dieses Gleichgewicht wird jedoch auf eine harte Probe gestellt, nachdem der junge Referendar Herr Spitzing den Unterricht übernimmt. Denn plötzlich wird der neue Lehrer für Alex zu einer Größe, die ihre Freundschaft belastet, denn Offenheit bezüglich ihrer Gefühle kann sie sich nicht leisten, weder gegenüber dem Lehrer noch gegenüber ihren Freunden. Und als Ratte auch noch eine andere Frau in ihr Herz lässt, zerbricht das, wofür Alex bisher gelebt hat. Ein wir gibt es nicht mehr und für ein Du fehlt ebenfalls jegliche Grundlage …


Meinung


Nachdem mich sowohl die Thematik, als auch die positiven Rezensionen sehr angesprochen haben, wollte ich diesen Roman über eine 17-Jährige mit ihren Ängsten und Nöten nur zu gern lesen, nicht zuletzt, weil mich die Ausgangssituation sehr an meine persönliche Geschichte erinnert hat. Und tatsächlich gelingt es der, mit mir fast gleichaltrigen, Autorin ein sehr bewegendes, authentisches Buch über das Erwachsenwerden zu schreiben, über die Wucht der ungebremsten Gefühle, über Zweifel, Probleme und Ängste, die zwar nicht immer eine dramatische Grundlage haben aber für die Jugendlichen doch das Zentrum ihres Lebens sind. So fängt sie ihre Protagonisten sehr ehrlich und offen, sehr emotional und impulsiv ein, zeigt aber auch, dass ihr Handeln zwar auf zahlreichen, mannigfaltigen Gedankengängen beruht, die Wirkung aber teilweise eine ganz andere ist, als gewünscht.


Das Besondere an diesem Buch ist sicherlich auch seine Sprache, die in kurzen Sätzen, manchmal nur Fragmenten eine bunte Palette an ernsthaften, wichtigen Überlegungen aufgreift und sie einfach so in den Raum hineinstellt, als könnte man sich genau das nehmen, was man möchte und das andere einfach stehen lassen. Sehr interessant auch der Schachzug mit dem Adressaten des Buches. Denn „Mehr Schwarz als Lila“ richtet sich eigentlich an Herrn Spitzing, jenen Lehrer, der für Alex so viel mehr sein sollte, als eine Aufsichtsperson. Trotzdem wirkt das „Du“ im Text nicht fremd, man kann es gut verallgemeinern und fühlt sich als Leser sicherlich noch mehr angesprochen als derjenige, der hier verstehen sollte, was er zerstört hat und warum er Alex dennoch weitergebracht hat auf ihrem persönlichen Weg in die Freiheit.


Was mir neben der hervorragend dargestellten Geschichte über das Erwachsenwerden gefehlt hat, ist eine gewisse Bedeutsamkeit, die über das Profane hinausgeht. Es fiel mir zwar nicht schwer, mich in die Protagonisten hineinzuversetzen, doch manchmal wirkte das Geschehen viel zu einfach, zu belanglos, zu uninteressant. Gerade der Part mit der Lehrer-Schüler-Liebe wurde eher oberflächlich behandelt. Immer da, wo ich hoffte, auch im Erwachsenen einen wichtigen Part zu finden, verlief das Gesagte etwas im Sand. So legt die Geschichte den Fokus auf eine Freundschaft, die durch einen anderen Menschen zerstört wird, wer das eigentlich ist und warum, scheint ziemlich bedeutungslos.


Fazit


Ich vergebe 4 Lesesterne für diesen einprägsamen, zeitlosen Roman über junge Menschen, die gezwungen sind, ihren Weg zu finden, nicht nur innerhalb einer Freundschaft, sondern auch ganz allein für sich selbst. Die begreifen müssen, welche Verantwortlichkeiten entstehen, wenn man andere verletzt, aber auch welche Innigkeit sich entwickelt, wenn man ehrlich gegenüber den eigenen Gefühlen ist. Empfehlenswert ist dieses Buch vor allem für junge Erwachsene und solche, die sich noch gut an das Auf und Ab der Gefühle in der Pubertät erinnern. Einer Lebensphase, der man nicht entkommen kann und die gleichermaßen Last und Freude sein kann – für alle Beteiligten. Von der Autorin selbst möchte ich sehr gern noch weitere Bücher kennenlernen, ihr Text hier bleibt mir in Erinnerung und lässt mich auch nach der Lektüre noch über die Inhalte nachdenken, das mag ich sehr.

Veröffentlicht am 21.03.2017

Drei Freunde, ein Referendar und Spiele, die an ihre Grenzen stoßen

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Alex ist siebzehn und hat seit sechs Tagen das Haus nicht mehr verlassen, denn Paul ist verschwunden und Ratte redet nicht mehr mit ihr. Dabei gab es eine Zeit, in der die drei unzertrennlich waren. Doch ...

Alex ist siebzehn und hat seit sechs Tagen das Haus nicht mehr verlassen, denn Paul ist verschwunden und Ratte redet nicht mehr mit ihr. Dabei gab es eine Zeit, in der die drei unzertrennlich waren. Doch plötzlich ist nichts mehr vor vorher. Ein neuer Referendar kommt an die Schule, zu dem sich Alex hingezogen fühlt. Und auch Ratte verliebt sich und hat plötzlich weniger Zeit für sie. Alex handelt zunehmend intuitiv und ohne nachzudenken und hält an den Spielen fest, die sie, Ratte und Paul doch schon immer gespielt haben. Doch irgendwann stößt jedes Spiel an seine Grenzen…

Cover und Titel des Buches scheinen farblich auf den ersten Blick nicht zusammenzupassen, ihre Bedeutung wird beim Lesen aber schnell klar. Das Cover des Buches zeigt ein rot-grünes Gefieder und spielt auf Alex‘ Papagei an, den ihr Vater ihr vor neun Jahren kurz nach dem Tod ihrer Mutter geschenkt hat. Der Titel bezieht sich auf ihre Vorliebe, ausschließlich schwarz zu tragen und damit verbundene Diskussionen mit ihrer besten Freundin Ratte, ob ihre Hose nun eher dunkellila oder schwarz ist. Doch bevor man das und noch viel mehr über die Protagonistin erfährt, lernt man sie zu Beginn des Buches in einem Moment kennen, in denen sie sich emotional im freien Fall befindet. Um zu erklären, wie es so weit kommen konnte, springt die Ich-Erzählerin einige Monate in die Vergangenheit.

Hier lernt der Leser Alex, Ratte und Lena als verschworenes Dreiergespann kennen. Sie verbringen ihre Zeit meistens gemeinsam. Wenn ihnen langweilig ist, dann spielen sie Spiele wie „Stell dir vor“, in denen sie sich gegenseitig zu übertreffen versuchen. Doch dann wird alles anders, denn ein neuer Referendar unterrichtet die Klasse und lädt die drei bald ein, mit ihm eine Ausstellung zu besuchen. Er, den Alex im Buch nur als „Du“ anspricht, trifft sich fortan häufiger mit den dreien. Alex fühlt sich immer stärker zu ihm hingezogen, handelt ohne nachzudenken und muss sich mit den unerwarteten Konsequenzen auseinandersetzen.

Ich erlebte Alex als authentische Protagonistin, die sich mitten im Erwachsenwerden befindet und sich von ihren Gefühlen leiten lässt. In literarischer Sprache beschreibt sie, was in ihr vorgeht. Dabei macht sie großzügig Gebraucht von Stilmitteln, denn schließlich sind sie die Verbindung zu ihm, der sie in Deutsch unterrichtet. Oft verfällt sie auch ins Stakkato oder erinnert sich an Songtexte, die ihre Gedanken wiederspiegeln. Nach einer Eingewöhnungsphase konnte ich mich gut auf diese ungewöhnliche Sprache einlassen und sie wurde für mich zunehmend zur Stimme von Alex.

Mit Alex‘ Worten vor Augen konnte ich gut nachvollziehen, wie es so weit kommen konnte, dass sie sich privat mit einem Referendar trifft und Gefühle für ihn entwickelt. Dieses brisante Thema verarbeitet die Autorin behutsam und unaufgeregt, sodass der Fokus darauf lag, welchen Einfluss Alex‘ Gefühle und auch die von Ratte und Paul auf ihre Freundschaft haben. Ich muss aber sagen, dass die drei auf mich eher wie Schüler von vor zehn, zwanzig Jahren als wie von heute wirkten. Ihr Verhalten empfand ich oft eher als typisch für die Jugend der 90er / 2000er als der heutigen Zeit. Durch wenige Verweise wie die Jagd auf Pokemon wurde die Handlung aber im Hier und Jetzt fixiert, wodurch für mich ein etwas unstimmiger Eindruck entstand.

Die Handlung spitzt sich schließlich zu. Das Chaos in Alex‘ Innerem treibt sie zu immer impulsiveren Handlungen, die Grenzen testen und schließlich überschreiben. Ein mittels Foto festgehaltener Moment ist es schließlich, der Alex emotionales Kartenhaus in sich zusammenstürzen lässt. Hier findet man sich schließlich in der zu Beginn des Buches geschilderten Situation wieder und die Geschichte wird zu einem Abschluss geführt, der mich berühren konnte und dessen Botschaft ich als sehr stimmig und passend erlebte.

„Mehr schwarz als lila“ erzählt die Geschichte von Alex, ihren beiden besten Freunden und einer Menge Gefühlen, die alles durcheinander bringen. Die ungewöhnliche, mit Stilmitteln beladene Sprache wurde für mich bald zu Alex Stimme, die von Freundschaft, Liebe und dem Erwachsenwerden erzählt. Eine ruhige und zugleich starke, authentische Geschichte, die ich sehr gern weiterempfehle.