Trotz kleiner Mankos ein toller Auftakt einer Fantasy-Reihe, in die ich nur allzu gerne abtauchte.
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"Die Wälder des Schwarzen Königreiches raschelten nicht im Wind, sie schienen zu frösteln.
Und sie knarrten nicht im Sturm, sie stöhnten."
(S. 548)
Das Gleichgewicht in Albion ist im Begriff zu ...
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"Die Wälder des Schwarzen Königreiches raschelten nicht im Wind, sie schienen zu frösteln.
Und sie knarrten nicht im Sturm, sie stöhnten."
(S. 548)
Das Gleichgewicht in Albion ist im Begriff zu kippen. Es herrscht Krieg und als Leser steht man hier wahrlich zwischen den Fronten dieser zweier Streitmächte und somit auch zweier Völker.
Zum einen haben wir hier die Armee aus dem Süddal, welche sich aus angelsächsischen und fränkischen Soldaten, sowie Söldnern aus Samnia und Iberia zusammensetzen. Hierbei steht Bellamus im Focus - Liebhaber der Königin des Süddals und eine wichtige Schachfigur dieser, um ihr Reich zu vergrößern. Er ist ein Emporkömmling ohne Titel oder Rang und trotzdem befehligt er einen Teil der Armee. Bellamus ist ein geschickter Taktiker, der seinen Feind genauestens studiert. Auch mit den Anakim hat er sich intensiv beschäftigt. Er kennt ihre Schwächen und Stärken und er hat den Mut diesem primitiven Volk, bestehend aus Barbaren, entgegenzutreten.
"Jeden Tag verloren sie mindestens ein Dutzend Soldaten auf der Suche nach Proviant an Rudel von erschreckend wilden Wölfen oder gigantischen Bären.
Diese Bestien benahmen sich nicht wie die wilden Tiere südlich des Abus.
Es war Bellamus nicht klar, was seine Männer falsch machten oder warum sie den Zorn dieser Raubtiere erregten,
die andererseits die Anakim so friedlich zu dulden schienen."
(S. 208)
Und somit wären wir bei den Nordländern, den Anakim, deren unwirtliches und karges Land im Begriff ist an die Südländer zu fallen. Die Bewohner des Schwarzen Königreiches unterscheiden sich vor allem durch deren Größe von den kleinen Menschen im Süddal. Sie sind wahre Riesen, beherrschen keine Schrift, dafür eine Sprache, welche wie Donnergrollen klingt und sie weisen eine weitere körperliche Besonderheit auf - unter ihrer Haut befindet sich eine sogenannte Knochenrüstung, ein innerer Panzer sozusagen und dadurch sind sie nahezu unverwundbar.
In diesem Handlungsstrang begleiten wir Roper. Nach einer fürchterlichen Schlacht bei der sein Vater, der Schwarze Lord, fiel, sitzt nun er auf dem Thron und ist Lord des Schwarzen Königreiches. Er ist gerade mal 19 Jahre alt, unerfahren und überfordert, doch er hat keine Zeit sich mit der Situation langsam auseinanderzusetzen, denn es wird bereits nach seinem Leben getrachtet. Der Feind ist jedoch nicht nur die Armee aus dem Süden, welche wie Heuschrecken über das Schwarze Königreich herfallen...der wahre Feind sitzt neben ihm im Ratssaal und diesen gilt es zuerst auszuschalten.
Roper mag jung sein und in der Schlacht ungeübt, doch was ihm an Erfahrung fehlt, macht er mit seinem Köpfchen und seinem Mut wett. Er ist Bellamus also nicht unähnlich und beide sind durchaus sympathisch. Es ist daher schwierig sich hierfür für eine Seite zu entscheiden....lassen wir die Schwerter sprechen.
"Er hatte noch nie ernsthaft darüber nachgedacht, warum er eigentlich regieren wollte.
Blickte er zurück, dann vermutete er, dass es daran lag,
dass er sein ganzes Leben darauf vorbereitet worden war
und dass die Alternative der Tod war."
(S. 356)
Hierbei handelt es sich um einen Fantasy mit historischen Zügen. Vieles erinnert an die Schlachten zwischen Schotten und Engländern und auch das Reich Albion sieht auf der Karte Großbritannien nicht unähnlich.
Der flüssige und leichte Schreibstil, sowie der packende Plot, ließen mich schnell durch die knapp 600 Seiten huschen.
Die Atmosphäre wurde von dem jungen Autor gut eingefangen und somit konnten mich vor allem die Schlachtszenen und die Beschreibungen des Settings vom Schwarzen Königreich begeistern.
Auch die Art die verschiedenen Settings kennenzulernen war fantastisch. Hier werden das Reich oder gewisse Orte nicht einfach nur beschrieben, man lernt diese durch Charaktere kennen, wie z.B. einen berittenen Boten der durch das Hindrunn reitet. So verfährt der Autor auch bei den verschiedenen Figuren. Weiters erhält man Einblick in beide Seiten und dies ohne, dass die Spannung dadurch verloren geht.
"Denn jetzt zeigten sie ihre wahre Stärke: die in ihren großen Eschenbögen lag.
Sie machten sie bereit, nockten ihre Pfeile auf die Sehnen und feuerten auf die Schwarzfelsen.
Die gefiederten Pfeile zischten durch die Luft.
Es war ein Geräusch, als flöge ein ganzer Himmel voller Sperlinge auf die Legionäre zu."
(S. 35)
Doch es gibt auch etwas zu bemängeln.
So gut gezeichnet die Charaktere auch sind, fehlt ihnen doch die Tiefe und gerade die beiden Protagonisten, Roper und Bellamus, konnten mich nicht gänzlich überzeugen. Beide sind ZU perfekt. Sie scheinen keinerlei Schwächen zu haben und wenn, dann wissen sie davon und diese werden zu ihren Stärken umgewandelt - ergo, doch keine Schwächen.
Vor allem Roper schien mir zu perfekt und allwissend. Der junge Bursch von gerade mal 19 Jahren, hat eine einzige Schlacht miterlebt und diese endete in einer Katastrophe, in der nächsten Schlacht agiert er, als wäre er ein erfahrener Feldherr und scheint mehr Ahnung von Kriegsführung zu haben, als Kommandanten, welche schon fünfzig Schlachten hinter sich haben. Und natürlich gehen diese Taktiken auch immer auf.
Des Weiteren ist so manche Dialogführung zwischen Kommandanten, egal ob Süddal oder Schwarzes Königreich betreffend, kaum auszuhalten. Jeder scheint hier jeden Zucker in den Arsch zu blasen, indem sie sich gegenseitig versichern wie toll und besonders der Andere ist. Dies lässt mich dann doch gezwungenermaßen an Klein-Mädchen-Dialoge denken -> "Du bist toll" - "Nein, Du bist toll." - "Aber du bist viel toller!". Ich mag das nun etwas überspitzt darstellen, aber ich konnte mich dieses Gedanken nicht ganz verwehren. Zum Glück kommen solche Dialoge nur äußerst selten vor, haben sich jedoch in mein Hirn eingebrannt.
Zugegeben das Rad wird hier auch nicht neu erfunden - alles schon mal gelesen oder gesehen und doch war die Story durchwegs unterhaltsam, spannend und weist nur wenige Längen auf. Wenn Längen auftreten, dann durch den etwas zu melodramatischen inneren Monolog, den Roper immer wieder führt.
Ansonsten erwarten einem Intrigen, das Spiel um Macht, Schlachtengetümmel und auch die Pest erlebt man hautnah und authentisch mit. Dies alles in einem tollen atmosphärischen Setting.
Diese Ausgabe beinhaltet eine Karte von Albion und im Anhang einen Glossar der Häuser und Hauptcharaktere des Schwarzen Königreiches.
Fazit:
Trotz der oben angeführten Mankos, fühlte ich mich herrlich unterhalten. Ich liebe das Setting des Schwarzen Königreiches mit seiner rauen Landschaft, seinen ebenso rauen Bewohnern. Ich tauchte nur allzu gerne in die Story ab und in die Wälder mit heulenden Wölfen ein und stürzte mich, wie die Anakim, begeistert in die Schlacht.
Es ist also durchaus ein toller Auftakt einer Fantasy-Reihe aus der ich nur ungern in die Realität wieder auftauchte, wenn auch mit kleinen Schwächen. Ich für meinen Teil, bin auf jeden Fall auf die Fortsetzung gespannt.
© Pink Anemone