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Veröffentlicht am 13.11.2024

Nicht so gut wie Band 1, aber immer noch super! Ich liebe die ganz eigene Mythologie!

A Venom Dark and Sweet – Was uns zusammenhält
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Auch dieser zweite Band konnte mich wieder mit einer eindrucksvoll geschriebenen Welt voller Magie und Überraschungen überzeugen!

Weil A Venom Dark and Sweet der zweite Band nach A Magic Steeped in Poison ...

Auch dieser zweite Band konnte mich wieder mit einer eindrucksvoll geschriebenen Welt voller Magie und Überraschungen überzeugen!

Weil A Venom Dark and Sweet der zweite Band nach A Magic Steeped in Poison ist, enthält diese Rezension eventuell Spoiler für den ersten Band!

Während ich in Band 1 A Magic Steeped in Poison noch recht enttäuscht von Kangs Darstellung war, hat sie mir hier wesentlich besser gefallen. Er ist nicht mehr nur der kleine Junge, der alles glaubt, was sein imposanter Vater ihm erzählt, sondern er fängt an selbst nachzudenken, Ungereimtheiten zu erkennen und letztlich auch für das einzustehen, was ihm wichtig ist. Und trotzdem ist da unterschwellig noch der verzweifelte Wunsch, an eine heile Welt zu glauben. Dieser Zwiespalt kam mir sehr realistisch vor, so sehr mich die häufige Erwähnung von „mein Vater wird bestimmt manipuliert, so etwas würde er doch nie tun“ irgendwann auch etwas genervt hat.

Ning war in Band 1 noch die unerfahrene Teemagierin, die irgendwie in fremde Machenschaften hineinstolperte, als sie eigentlich nur ihre todkranke Schwester retten wollte. Inzwischen weiß sie, was sie kann, und wie sie ihre Fähigkeiten nutzen muss, um ihre Ziele zu erreichen. Ning ist an ihren Erlebnissen enorm gewachsen und es hat mir richtig Spaß gemacht, ihrem weiteren Werdegang und Abenteuer zu folgen. Dabei habe ich auch große Freude an den kurzen Szenen gefunden, die ihre Begleiter*innen und Verbündeten in den Fokus stellen.

Neben der großen Rahmenhandlung „gut gegen böse“, die genauso gut geschrieben war wie im ersten Teil (ich betone das so oft, weil ich leider wiederholt die Erfahrung machen musste, dass Band 2 qualitativ nicht mit Band 1 mithalten kann), ist für mich jedoch die von chinesischen Legenden, Mythen und kulturellen Praktiken inspirierte Welt das besondere Element von A Venom Dark and Sweet, das mich so sehr fesseln konnte:

Gottheiten, die die Welt schufen und diese anschließend gegen einen von ihnen, der abtrünnig geworden ist, verteidigen müssen. Magische Wesen, die allgegenwärtig sind und durch bestimmte Rituale angerufen werden können – und die dann tatsächlich in Erscheinung treten und helfen können, wenn man sich als würdig erweist. Naturmagie, zum Beispiel lebendige Wälder, die entweder helfen können oder – nun ja, das Gegenteil. Menschen, die sich aus Gier nach Wohlstand und Macht von ihrem jahrhundertealten Glauben abgewandt haben und dann die Konsequenzen tragen müssen. Gegenstände, die sich unter den richtigen Bedingungen in andere Gegenstände verwandeln können. Albträume, die richtig körperlich und wahr werden können.

Und über all dem schwebt in A Venom Dark and Sweet ein zarter Schleier aus im leichten Wind schwebender, halbtransparenter Seide, langen dünnen Schwertern und fiesen kleinen Wurfsternen, kunstvollen Frisuren, Tee als Allheilmittel und magische Tinktur, Eleganz und grundlose Brutalität, Rechtschaffenheit gegen absolute Bösartigkeit – so viele Elemente, die ich aus anderen chinesischen Medien kenne und die für mich die entscheidenden Details ausmachten, durch die aus den einzelnen Erzählsträngen und Legenden ein Gesamtbild wurde.

Natürlich kann ich nur aus meiner europäischen Perspektive beurteilen, wie realistisch/historisch korrekt oder fiktionalisiert einige dieser Darstellungen in A Venom Dark and Sweet sind. Wahrscheinlich spielt auch eine große Portion Romantisierung für ein westliches Publikum hier eine Rolle. Trotzdem passt die Art und Weise, wie diese Geschichte über 2 Bände erzählt wurde, sehr gut in das Bild, das andere chinesische und taiwanesische Serien, Filme und Bücher bisher für mich aufgebaut haben – eingebaut in eine ganz eigene Welt der Tee-Magie.

Diese Fortsetzung zu lesen hat mir großen Spaß gemacht und mich ein bisschen aus meiner Leseflaute hervorgeholt. Insgesamt hat mich das Buch nicht so sehr vom Hocker gehauen wie Band 1 (vielleicht einfach deshalb, weil die Welt nicht mehr neu für mich war?) und es gab ein paar kurze Durchhänger, aber diese wurden schnell wieder von überraschenden Wendungen oder spannenden Momenten unterbrochen. Ich bin fast ein bisschen traurig, dass nach diesem zweiten Teil nun Schluss ist und könnte mir gut vorstellen, mit neuen Hauptfiguren und einem neuen Abenteuer noch einmal in diese Welt abzutauchen.

Veröffentlicht am 13.11.2024

Endlich mal Partner auf Augenhöhe!

Book Lovers - Die Liebe steckt zwischen den Zeilen
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Ich gebe zu: Book Lovers habe ich mit einer gehörigen Portion Skepsis begonnen. Bisher waren alle Liebesromane, die inhaltlich irgendwie mit der Buchbranche verwoben waren, ein Reinfall für mich. Der Blick ...

Ich gebe zu: Book Lovers habe ich mit einer gehörigen Portion Skepsis begonnen. Bisher waren alle Liebesromane, die inhaltlich irgendwie mit der Buchbranche verwoben waren, ein Reinfall für mich. Der Blick durch die romantisierende rosarote Brille im einen Extrem (Typ „schrulliger Buchladen im kleinen Dorf, in dem jede*r Angestellte ein Klischee für sich ist“) oder am anderen Ende der Skala die eiskalten Geschäftsfrauen ohne Skrupel, die von einem herrischen Männchen erst mal an die Leine genommen werden mussten, und eben die herrischen sogenannten Alpha Männchen, die den Ton angeben, weil sie ja ach so clever und dadurch den nach Liebe lechzenden Frauen heillos überlegen sind.

Als es dann auch hier in Book Lovers mit der Geschäftsfrau losging, erwartete ich das Schlimmste – und wurde positiv überrascht.

Nora ist zwar sehr karriereorientiert, aber das ist eben nicht alles, was ihre Figur ausmacht. Sie ist fantasievoll, fürsorglich, hat Ziele und Träume – und setzt sich selbst ganz unten auf ihre Prioritätenliste, was ihr oft genug um die Ohren fliegt. Sie ist feministisch durch und durch – und damit meine ich intersektionalen Feminismus und Respekt vor den Entscheidungen anderer Frauen, selbst wenn diese das exakte Gegenteil dessen sind, was sie sich selbst ausgesucht hätte.

Gleich am Anfang wird Nora mit dem Bild konfrontiert, das andere Menschen von ihr haben, und ist erschüttert. Sie sagt über eine Szene und eine Romanfigur in einem Buch, das von ihr inspiriert wurde:

Und wieso sollte ich, nur weil ich selbst keine Kinder will, eine schwangere Frau dafür bestrafen, dass sie eine andere Entscheidung als ich getroffen hat? Mein Lieblingsmensch ist eine schwangere Frau! Und ich bin praktisch von meinen Nichten besessen. Nicht jede Entscheidung, die eine andere Frau trifft, ist irgendein großer Vorwurf an andere Frauen mit anderem Leben. (Position 1420, Kindle App)

Dieses Zitat finde ich bezeichnend für ihren Charakter: Nora geht selbstbestimmt durch die Welt und lässt gleichzeitig andere Menschen ihre eigenen Leben leben. Das macht sie erfolgreich, aber auch sehr einsam.

Charlie tritt zuerst als verschrobenes (natürlich heißes) Feindbild auf (enemys to lovers, hello!), entwickelt sich aber schnell zu einem ebenbürtigen Gleichgesinnten, während die gegenseitige Abneigung aber noch eine ganze Weile unterschwellig weiterbrodelt. Die Spannung zwischen ihm und Nora war durchweg spürbar. Was mir in Book Lovers aber sehr gefallen hat, ist, dass diese Spannung nicht durch extrem erotische innere Monologe oder endlose detaillierte Beschreibungen körperlicher Reaktionen ausgedrückt wurde, sondern vielmehr durch den Austausch von Ideen, die Überraschung beim Aufdecken von Gemeinsamkeiten – eine intellektuelle Verbindung, wenn man so will. Die körperliche Ebene kommt später, obwohl von Anfang an deutlich gemacht wird, dass eine gewisse Anziehung besteht.

Ich hatte beim Lesen von Book Lovers zum ersten Mal seit einiger Zeit das Gefühl, dass beide Partner wirklich auf Augenhöhe zueinander stehen und dass ihre Lebensvorstellungen zusammen passen. Das war eine sehr willkommene Abwechslung!

Das Kleinstadtsetting hat mich wieder einmal an Gilmore Girls denken lassen, was zwar stellenweise etwas dick aufgetragen war, aber insgesamt sehr stimmig wirkte und einen netten Kontrast zu Noras Großstadtleben bot.

Veröffentlicht am 13.11.2024

Spannendes Thema, schwach umgesetzt

Solartopia – Am Anfang der Welt
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Dystopische Geschichten kenne ich bisher eher aus Jugendromanen für ältere Leser*innen oder aus der allgemeinen Belletristik, aber weniger im Kinderbuchbereich. Deshalb war ich sehr neugierig, wie Solartopia ...

Dystopische Geschichten kenne ich bisher eher aus Jugendromanen für ältere Leser*innen oder aus der allgemeinen Belletristik, aber weniger im Kinderbuchbereich. Deshalb war ich sehr neugierig, wie Solartopia die Kombination aus Existenzangst, zweifellos gewaltvollen Strukturen und einem Fokus auf Klimathematik und Pflanzen als schützenswerte Lebewesen hinbekommen würde – und das irgendwie kindgerecht, immerhin wird das Buch ab 12 Jahren empfohlen.

Ich finde, diesen Spagat schafft Solartopia tatsächlich: Nach dem anfänglichen einfachen, aber idyllischen Leben in Turris schliddern Nova und Finn in die Utopie, die die titelgebende Stadt Solartopia repräsentiert, bevor diese glänzende Fassade nach und nach große Risse bekommt und sie schließlich in einem Grauen aus Arbeitslagern, Verschwörungen und dem Verrat durch die Reichen und Mächtigen ankommen. Über all dem schwebt ein dünner Schleier der Fantasy, sodass ich mich ständig gefragt habe, was als nächstes passieren würde – schließlich scheint alles möglich zu sein, wenn es mystischen Smog, Funken sprühende Pflanzen und Menschen gibt, die diese Pflanzen auf mysteriöse Weise kontrollieren können.

Für mich ist Solartopia die Geschichte eines Mädchens, das nach und nach den kindlichen Blick auf die Welt verliert und die Realität zu sehen lernt, während es gleichzeitig am Idealismus festhält und bereit ist, für eine bessere Welt zu kämpfen. Einige Entwicklungen der Handlung haben mich sehr überraschen können (dicker Pluspunkt!) und machen mich neugierig, wie die Geschichte in Band 2 fortgesetzt wird.

Allerdings hat die Schreibweise mich nicht recht fesseln können. Das kann und möchte ich nicht allein auf die Tatsache schieben, dass ich allein durch mein Alter nicht mehr zur Zielgruppe gehöre (es gibt genug Bücher für Kinder und Jugendliche, die auch mich noch vom Hocker hauen), sondern auf die teilweise einfach spannungslosen Szenen. Natürlich muss viel beschrieben werden, und natürlich sehen wir die Geschehnisse durch Novas Augen und nehmen damit ihren naiven Blickwinkel ein, aus dem alles groß und aufregend und neu ist, und in ihren einfachen Worten erzählt wird. Trotzdem hätte dieses Buch nach meinem Empfinden an so mancher Stelle gestrafft werden können.

Apropos naiver Blickwinkel von Nova: dass sie sechzehn Jahre alt ist, vergisst man schnell. Ich habe gegen Ende wirklich nicht mehr gewusst, wie alt sie ist, und extra für diese Rezension nochmal nachgelesen. Sie kam mir mehr wie eine Zehnjährige vor. Wie sollte Nova unter ihren besonderen Umständen auch all die Dinge lernen und die Erfahrungen machen, die in unserer Gesellschaft Jugendliche ausmachen? Dieser sehr junge Eindruck von ihr ist auch Grund dafür, warum mir eine bestimmte Szene gegen Ende zwischen Nova und Jeff sehr unangenehm war. Es fühlte sich einfach falsch an.

Ich kann mir eine erwachsenere Version dieser Geschichte sehr gut vorstellen, an ein Publikum von vielleicht 16, 17 Jahren gerichtet. Es könnten viel mehr Details aufgearbeitet werden, die hier nur kleine Randerscheinungen sind: Politische Strukturen, das Schulsystem der Solaris, die geheimen Rettungsmissionen von Jeff, die Tribute-von-Panem-artigen Außenbereiche mit dem glänzenden Solartopia im Zentrum, Armut und Hunger vs. überbrodelnder Reichtum, Verrat und Verschwörung, Klimaschutz und menschengemachte Umweltvernichtung, Existenz- und Zukunftsängste – das alles bietet großes Potenzial für eine Ausarbeitung für ältere Lesende.

Veröffentlicht am 13.11.2024

Eine kleine Kopie von Harry Potter mit einer Prise Drachen

Smaragour - Die Dracheninsel
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Kurzgesagt ist Smaragour. Die Dracheninsel eine tolle Fantasy-Geschichte voller Abenteuer, Geheimnisse und vor allem Drachen. Ich hatte wirklich Spaß beim Lesen und werde das Smaragour definitiv meinem ...

Kurzgesagt ist Smaragour. Die Dracheninsel eine tolle Fantasy-Geschichte voller Abenteuer, Geheimnisse und vor allem Drachen. Ich hatte wirklich Spaß beim Lesen und werde das Smaragour definitiv meinem zwölfjährigen Neffen empfehlen, der mich schon nach neuen Buchtipps gefragt hat, weil er mit Percy Jackson durch ist.

Wenn ich mehr ins Detail gehen soll, dann fallen mir für meinen Geschmack viel zu viele Ähnlichkeiten zu Harry Potter auf. Es gibt sicherlich auch Parallelen zu anderen Büchern des Genres für diese Zielgruppe – das lässt sich manchmal schlicht nicht vermeiden -, aber wirklich extrem fand ich, wie nah an dem bekannten Zauberinternat die Geschichte von Smaragour gestrickt wurde.

Im Fokus steht eine Dreiergruppe aus zwei Jungs und einem Mädchen, die Regeln brechen (müssen), um Geheimnisse aufzudecken und gegen einen gefährlichen und von Obrigkeiten unterschätzten Feind anzutreten. Es gibt am Anfang des Schuljahres eine Zuordnung in Gruppen, die in Türmen wohnen (wie die vier Häuser von Hogwarts), die Lehrer geben Plus- und Minuspunkte für Verhalten (wie die Hauspunkte), Drachenreiter und Arbeiter werden getrennt (wie Zauberer/Hexen und Squib, mit ähnlicher Verachtung den Arbeitern gegenüber).

Ein Höhepunkt von Smaragour ist ein großes Turnier zwischen drei Drachenreiterschulen (wie das Trimagische Turnier), die Hauptfigur Jamie hört unter bestimmten Bedingungen Geräusche, die andere nicht hören können (wie der Basilisk in den Wasserleitungen in Hogwarts), es gibt einen verbotenen Abstecher in die Bibliothek. Ein fieser Junge, der offenbar zur Elite gehört, macht sich über unsere Helden lustig (wie Malfoy) und er heißt auch noch fast exakt so wie Draco Malfoys Sohn in Harry Potter und das verwunschene Kind, eine Lehrerin erinnert extrem an Professor McGonagall.

Jamie zeigt großes Talent fürs Fliegen und hat ein Familienmitglied, das auch gut darin war (wie Harry und sein Vater, nur fliegen sie hier auf Drachen und nicht auf Besen). Der lange unbenannte Bösewicht der Geschichte „war einst der begabteste Drachenreiter der [Drachenreiterschule]“ (wie Voldemort als einer der Vorzeigeschüler von Hogwarts), das Drachenreiter-Internat ist ein imposantes Gebäude mit Türmen in abgelegenen Bergen (wie Hogwarts) – es sind einfach viel zu viele und viel zu auffällige Details und Momente, die viel zu eindeutig von Harry Potter inspiriert sind.

Das wird den jungen Leser*innen wahrscheinlich nicht oder nicht so stark auffallen, aber mir fiel es schwer, diese Dinge zu übersehen. Für mich heißt das nicht, dass die Geschichte schlecht ist, das hatte ich eingangs ja schon gesagt. Ich mag besonders die Botschaft oder Moral, die sich hinter Smaragour verbirgt: Wenn die Gesellschaft dich in eine Schublade steckt, musst du dich nicht damit zufrieden geben. Du darfst all die Dinge lernen, die es dir ermöglichen, aus der Schublade auszubrechen und deine eigenen Ziele zu erreichen.

Es wird auch großer Wert auf Integrität gelegt. So sagt Tex, Jamies beste Freundin und Komplizin, in einer Szene, dass sie lieber selbst stolz auf sich ist, als dass sie sich entsprechend den gesellschaftlichen Erwartungen verbiegt, nur um ihre Eltern stolz zu machen. Das sind Werte, die ich gern an Kinder vermittelt sehe.

Mir fehlt neben diesen positiven Aspekten aber eine kreativere und vor allem eigene Weltgestaltung, und das ist mein einziger, wenn auch großer Kritikpunkt an Smaragour.

Es ist bei all den bereits existierenden Geschichten und Welten mit Magie und Drachen bestimmt schwer, das Rad neu zu erfinden. Trotzdem halte ich es für zu einfach, sich das Grundgerüst von Harry Potter zu nehmen, die Drachenreiter-Idee nur noch um dieses Gerüst zu wickeln und mit ein paar eigenen Details auszuschmücken, bis die Geschichte steht. Es gibt viele Bücher, die für meinen Geschmack zu nah an Harry Potter sind, aber es ist mir lange nicht mehr so extrem aufgefallen wie bei Smaragour.

Warum müssen unsere Helden zwei Jungs und ein Mädchen sein, wobei das Mädchen wie Hermine später dazustößt? Warum nehmen drei Schulen an dem Turnier teil? Warum gibt es Figuren, die so ähnlich zu Malfoy, McGonagall und sogar Madam Hooch sind? Warum gibt es die Gruppen, die in Türmen wohnen und zum Schuljahresanfang zugewiesen werden? Schon diese paar Beispiele sind Elemente, die man problemlos anders gestalten und sich damit von der Vorlage Harry Potter lösen könnte, ohne die eigentliche Handlung zu sehr zu verändern.

Ich fand zum Beispiel eine Disziplin des Turniers großartig, in der die Drachenreiter mitsamt ihren Drachen in Höchstgeschwindigkeit durch einen abwechslungsreichen und gefährlichen Parcours aus Röhren fliegen müssen, was leichter klingt als es scheinbar ist. Auf die Idee wäre ich nie gekommen, und das war einer der wenigen Momente, in denen ich wirklich sehen konnte, was die Autorin eigentlich kann.

Fazit


Ich finde es schade, dass sich Smaragour stellenweise wie eine kleine Kopie von Harry Potter angefühlt hat und so wenig von der Struktur der Welt, der Gestaltung der Charaktere und der Entwicklungen der Handlung nach einer eigenständigen Idee klang. Trotzdem bin ich neugierig, wie die Geschichte weitegeht und werde nach Band 2 Ausschau halten – der dann hoffentlich mit mehr eigenen Ideen und weniger Hogwarts-Schablone aufwarten kann.

Veröffentlicht am 13.11.2024

Künstlerisch gut gemacht, aber trotzdem nicht mein Fall

Stolz und Vorurteil
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Ich habe es vor einigen Jahren mit Jane Austens Stolz und Vorurteil versucht, aber weder die Geschichte noch die Art, wie die Autorin diese erzählt, konnten mich wirklich fesseln. Graphic Novels tragen ...

Ich habe es vor einigen Jahren mit Jane Austens Stolz und Vorurteil versucht, aber weder die Geschichte noch die Art, wie die Autorin diese erzählt, konnten mich wirklich fesseln. Graphic Novels tragen ihre Storys auf einer ganz anderen Ebene als Romane. Deshalb habe ich der bekannten Geschichte hiermit eine zweite Chance gegeben.

Und ich muss sagen, diese grafische Version gefällt mir tatsächlich gar nicht so schlecht! Ich mag den Zeichenstil und die Farbwahl. Besonders toll finde ich, dass die einzelnen Abschnitte, die nach Jahreszeiten unterteilt sind und mit einem kurzen Zitat beginnen, jeweils andere dominierende Farben haben: Der Frühling ist sehr grün, im Sommer gab es viele Gelbtöne usw. Damit meine ich nicht nur Naturdarstellungen, sondern auch die Kleider der Figuren und die Hintergrundfarben, wenn zum Beispiel für eine Menschenmenge nur in Farbe angedeutete Schemen gezeichnet sind.

Der Farbwechsel ist mir sofort aufgefallen und ich habe ein paar Seiten zurückgeblättert, was mein Bauchgefühl bestätigt hat. Das ist eine subtile Weise, um verstreichende Zeit auch optisch abzubilden und bei Unterbrechen der Lektüre weiß man direkt, wo in der Handlung man stehen geblieben war. Mir gefällt auch, dass am Ende ein paar Skizzen und Entwürfe enthalten sind, beispielsweise für Details an der Kleidung. Es ist deutlich, dass die Illustratorin Tara Spruit weiß, was sie tut.

Allerdings konnte mich die Geschichte von Stolz und Vorurteil selbst erneut nicht abholen. Die Figuren waren klischeehaft, die getroffenen Entscheidungen oft extrem spontan und ohne wirkliche Grundlage, die Romantik und Liebe kaum spürbar. Natürlich muss beachtet werden, dass diese Graphic Novel wesentlich weniger Raum hat als der Originalroman, um die Figuren aufzubauen und eine glaubwürdige Erzählung zu spinnen. Ich finde das fast angenehmer als das Original, das mir stellenweise viel zu ausführliche und langatmige Phasen hatte. Trotzdem, für mich ist Stolz und Vorurteil auch in dieser Variante leider nicht das richtige Buch. Ich kann auch die Romantisierung, die Mr. Darcy in der Popkultur erfährt, schlicht nicht nachvollziehen, aber das ist ein anderes Thema.

Eine kurze Bemerkung am Rande: Es war nicht immer überdeutlich, aber einige Panels waren eindeutig von der Filmadaption mit Keira Knightley inspiriert. Einzelne Gesichtsausdrücke und bestimmte Perspektiven kamen mir so vor, als könnte man ein Standbild aus dem Film darüber legen (oder irgendeinen anderen Film der Schauspielerin), so nah waren sie an Keira Knightleys Gesicht – und das fiel sogar mir auf, die den Film nur ein einziges Mal vor bestimmt fast 10 Jahren gesehen hat. Das kann gut („beinah lebensecht!“) oder schlecht („abgekupfert?“) gewertet werden; Für mich war es schlicht ein Zeichen dafür, dass Spruit gut recherchiert hat und echte Gesichtszüge zeichnen kann, ohne sich im Detail zu verlieren.

Fazit


Dies ist meiner Meinung nach eine gelungene Umsetzung als Graphic Novel, leider von einer Geschichte, der es auch in diesem Format nicht gelingt, mich zu überzeugen. Es ist deutlich, dass die Macherinnen dieses Buches ihr Handwerk verstehen und viel Arbeit in das Ergebnis geflossen ist. Ich hätte Lust, mehr von Tara Spuits Arbeit zu sehen – besonders, wenn sie nicht Stolz und Vorurteil betreffen. Mit dem Roman habe ich dann jetzt wirklich abgeschlossen, die zweite Chance hat leider nichts gebracht. Einen Versuch war es wert, um immerhin habe ich damit eine vielversprechende neue Illustratorin für mich entdeckt!