Meine Meinung: Nachts unter der steinernen Brücke ist nach Wohin rollst du, Äpfelchen… der zweite Roman, den ich von Perutz lese. Dieses hat mir ja schon sehr gut gefallen und so war ich gespannt, auf ...
Meine Meinung: Nachts unter der steinernen Brücke ist nach Wohin rollst du, Äpfelchen… der zweite Roman, den ich von Perutz lese. Dieses hat mir ja schon sehr gut gefallen und so war ich gespannt, auf diesen Roman, der schon gleich so anders ist. Anstatt mit einer Verfolgungsjagd und Heimkehrer-Thematik haben wir es hier mit einem historischen Roman zu tun, der noch dazu fantastische Elemente enthält. So bin ich wirklich ohne irgendwelche Erwartungen an das Buch gegangen und wollte die Geschichte auf mich wirken lassen. Schon gleich musste ich feststellen, dass wir es hier nur bedingt mit einer zusammenhängenden Geschichte zu tun haben, sondern jedes Kapitel eine eigene Geschichte erzählt. Diese spielen zu verschiedenen Zeiten und sind nicht einmal chronologisch geordnet. Die Hauptcharaktere wechseln sich ab und oft kann man auf den ersten Blick gar nicht den Sinn der einzelnen Geschichten erkennen. Das hat mich erst einmal aus dem Lesefluss geworfen denn ich bin kein und war auch noch nie ein Fan von Werken, die so aufgebaut sind. Was dahinter steckt ist natürlich sehr großen Können. Gerade Perutz als Mathematiker hat es einfach perfekt drauf, viele Verknüpfungen entstehen zu lassen, alles mit einem ganz bestimmten Sinn, zu einem ganz bestimmten Ziel hin zu schreiben, ohne das es der Leser erst einmal merkt und sich erst nach und nach alles verbindet. Mein Ding ist es aber besonders in diesem Fall nicht.
Das Thema an sich ist sehr schön. Es zeigt wichtige Aspekte des Judenhasses und allgemein der Situation der Juden seit jeher. Mit Sitz in der Stadt Prag hat Perutz da meiner Meinung nach einen guten Handlungsort gewählt denn Rabbi Loew gibt gerade für dieses Buch eine Menge her. Hier kommt auch der Fantasy-Aspekt zum Tragen denn genau der ist auch auf eine Weise enthalten, die ich euch leider nicht näher bestimmen kann, da das zu viel vorausgreifen würde. Er hat wohl mit dem Titel Nachts unter der steinernen Brücke zu tun. Aber auch hier hätte ich den Arbeitstitel des Werkes, Meisls Gut, schöner gefunden. Was genau damit gemeint ist, kann man auch erst am Ende erfassen aber dann sticht seine Botschaft mehr hervor.
Bei den Figuren des Buches war ich sehr enttäuscht. Es gibt keine wirklichen Protagonisten aber die, die es ansatzweise sind, sind für mich auf der einen Seite viel zu blass, auf der anderen Seite einfach nur super nervig. Identifikationsfiguren sind kein Muss für mich aber zumindest mit einem Charakter möchte ich ansatzweise mitfühlen. Das war hier leider unmöglich. Genauso habe ich viele einzelne Kapitel auch letztendlich, als mir der gesamte Zusammenhang klar war, nicht verstanden. Elementar sind das erste und das letzte Kapitel sowie Kapitel 7 genau in der Mitte. Aus diesen dreien hätte man mit ein bisschen mehr drum herum lieber eine Novelle oder etwas ähnlich Kurzes machen sollen.
Bewertung: Nachdem ich Wohin rollst du, Äpfelchen… einfach grandios fand, hat mich Nachts unter der steinernen Brücke leider sehr enttäuscht. Ich erkenne zwar Leo Perutz unglaubliches Talent an aber dieses Buch ist einfach nicht meins. Obwohl die Thematik sehr toll ist und ich auch irgendwie richtig vernarrt in Prag und die Rabbi Loew Geschichte bin, haben mich der unchronologische Kurzgeschichtenaufbau und auch die Protagonisten sehr gestört. Leider gibt es daher nur 2 von 5 Füchschen.