Der Rest ist Schweigen!
In Heidelberg wird eine Leiche entdeckt. Sie ist erstochen worden und in barocke Kleidung gehüllt. Wer macht so etwas? In der Jackentasche befindet sich ein Brief, der genau zu einem anonymen Brief passt, ...
In Heidelberg wird eine Leiche entdeckt. Sie ist erstochen worden und in barocke Kleidung gehüllt. Wer macht so etwas? In der Jackentasche befindet sich ein Brief, der genau zu einem anonymen Brief passt, den der Heidelberger Kommissar Alfred Melzer bekommen hat. In diesem Fall bittet er seinen pensionierten Freund Friedrich Gontard zu Hilfe. Bei den Briefen handelt es sich um Briefe von Liselotte von der Pfalz. Was aber am deutlichsten daraus hervortritt ist, dass hier auf Missbrauch hingewiesen wird. Was hat das aber alles mit dem Toten zu tun? Lilli, die Tochter des pensionierten Kommissars Gontard schreibt gerade eine Semesterarbeit zum Thema Liselotte und kann hier aufklärend zu Hilfe eilen.
Bei den nun anstehenden Ermittlungen stoßen die Kommissare auf die Mauern des Schweigens. Keiner will was wissen, keiner was gesehen haben und unternommen hat natürlich auch niemand etwas. Nur eine Lehrerin erzählt vom angeblichen Missbrauch einer ihrer Schülerin, aber leider gibt sie sich auch schneller geschlagen, als dass sie Hilfe geben kann.
Als dann ein zweiter Toter auftaucht, auch er ist in barocke Kleidung gesteckt, beginnt den Kommissaren der Fall aus den Händen zu gleiten.
Wer mehr wissen möchte, sollte dieses Buch lesen.
Fazit:
Wer glaubt, hier einen wirklichen Krimi vorzufinden, wird eher enttäuscht werden; denn in diesem Buch ist im Vordergrund Kindesmissbrauch das Thema. Die Autorin Lilo Beil schreibt zu diesem höchst brisanten Stoff hier anfangs aus der Sichtweise der Opfer, dann aus der Sicht des Kriminalfalls, der sich daraus Jahre später entwickelt.
Die Schilderung eines dieser Kinder, die Briefe an den lieben Gott schreibt und um Hilfe bittet, hat mir eine Gänsehaut auf den Körper getrieben und ich musste mir ein paar Tränen aus den Augen wischen. Hier hat sie voll den Kern getroffen. Dann beschreibt die Autorin die Hilflosigkeit der Eltern, die dann gerne alles unter den Tisch kehren, anstatt sich vor ihr Kind zu stellen und den Täter anzuzeigen. Sie laufen lieber weg, als sich den Dingen zu stellen. Leider ist das viel zu häufig der Fall und auch heute noch genauso wie es früher war, denn der Missbrauch war im Jahre 1973.
Der Kriminalfall an sich ist mir hier ein wenig zu kurz gekommen. Die Aufklärung fällt den beiden Ermittlern mehr oder weniger in den Schoß, denn wirklich ermitteln tun sie nicht. Zufälligerweise passt auf einmal alles zusammen und die „Täter“ gestehen in einem Tempo, dass einem schwindelig wird und es doch sehr zusammengeschustert wirkt.
Der Schreibstil ist gut und flüssig lesbar. Die Protagonisten sind teilweise sehr gut beschreiben, dafür andere doch eher blass. Trotzdem konnte ich mir die Charaktere sehr gut vorstellen und hatte ein Gefühl für die kribbelnde Atmosphäre im Buch.
Eine Leseempfehlung kommt von mir hier auf jeden Fall, denn dieses Thema sollte man viel mehr publik machen, es wird einfach immer noch totgeschwiegen.
Hier kommen von mir 4 Sterne, den Abzug habe ich ja schon erklärt.