La Vie en rose oder Seerosen in Pink
Irgendwie hat Marie noch nicht den Absprung gekriegt. Ihr Kunststudium an der Sorbonne stagniert, während andere längst atemberaubende Jobs gefunden haben. Unter anderem Maries Ex-Freund Antoine, der sie ...
Irgendwie hat Marie noch nicht den Absprung gekriegt. Ihr Kunststudium an der Sorbonne stagniert, während andere längst atemberaubende Jobs gefunden haben. Unter anderem Maries Ex-Freund Antoine, der sie verlassen hat für eine Tätigkeit am MoMA in New York, eine neue Liebschaft inclusive. Nur Marie treibt noch ziellos durch Paris, pendelt ein wenig verloren zwischen einem Aushilfsjob im Musée de l`Orangerie und dem Café von Lola und Fabien an der Place de la Contrescarpe. Tag für Tag führt Marie im l`O Menschen durch die zum Träumen schönen Seerosenbilder von Monet, nur ihre Promotionsarbeit zu diesem Thema will einfach nicht den Weg aufs Papier finden. Eine besondere Führung durch die Ausstellung reißt Marie aus ihrer Lethargie, denn nach einem fachlichen Palaver mit dem Lehrer einer deutschen Schulklasse beschließt die Stadt an der Seine, ihr ausgerechnet diesen Jan immer vor die Füße zu schicken.
Für mich war dieser zweiter Sommerroman über Paris ein wunderbares Wiedersehen mit all den Charakteren, die rund um die Place de la Contrescarpe leben und lieben. Besonders schön fand ich auch die Orangerie als Handlungsort, denn die Seerosensäle haben eine geradezu magische und meditative Atmosphäre, die ich selbst auch schon erleben durfte. Auch wenn ich dem Roman entnehme, dass diese heute eher überlaufen und kein Geheimtipp mehr sind. Nicht so recht verstehen mag ich, warum sich der Verlag beim Cover anstelle der pastelligen Farben der Bilder von Monet in zarten Blautönen für ein kreischendes Pink entschieden hat.
Die Geschichte von Marie und Jan selbst fand ich wirklich bezaubernd, vor allem weil die beiden lange Zeit auf getrennten Wegen durch Paris unterwegs sind, in Gedanken jedoch stets beieinander.
Während das Cover in Pink daherkommt, hat die Autorin die (wundervolle) rosarote Brille des ersten Paris-Bandes ausgezogen. Dieses Mal wird nicht mehr ganz so unbeschwert geschwelgt und genossen. Gerade das Thema Alkohol wird anhand der Schülergruppe wirklich differenziert dargestellt, und auch das Paar der Geschichte greift bezeichnenderweise lieber zur Limonade. Das ist natürlich völlig korrekt und auch wichtig, aber leider nimmt der schulmeisterlich erhobene Zeigefinger für mich ein wenig der Geschichte ihre Leichtigkeit und Unbeschwertheit. Weil aber genau das die große Stärke des ersten Romans war, bleiben die „Sommerfarben“ in ihrer Atmosphäre ein klein wenig dahinter zurück. Trotzdem weiß die Geschichte zu bezaubern und ich kehre auf jeden Fall gerne ein weiteres Mal an die Place de la Contrescarpe zurück.