Cover-Bild Die Schlachthaus-Tagebücher
14,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Ullstein Paperback
  • Themenbereich: Gesellschaft und Sozialwissenschaften - Soziale und ethische Themen
  • Genre: Sachbücher / Politik, Gesellschaft & Wirtschaft
  • Seitenzahl: 240
  • Ersterscheinung: 01.03.2021
  • ISBN: 9783864931635
Lina Gustafsson

Die Schlachthaus-Tagebücher

Maike Barth (Übersetzer)

Wer dieses Buch liest, wird nie wieder Fleisch essen!

Die Tierärztin Lina Gustafsson beginnt, auf einem Schlachthof zu arbeiten, um dort die Tierschutzrichtlinien zu überwachen und die Tiere auf Krankheiten zu untersuchen. Was sie erlebt, ist eine endlose Aneinanderreihung von Tierquälerei. Mit einem genauen Blick auf die Tiere beschreibt sie die Brutalitäten, denen die Schweine beim Verladen, Transport, Aufbewahren und Schlachten ausgesetzt sind. Entstanden ist ein erschütterndes Plädoyer, das sich für die Rechte der Lebewesen einsetzt, die in der Nahrungskette ganz unten stehen.

»Die Schlachthaus-Tagebücher sind das Eindringlichste und Intelligenteste, das ich seit langem gelesen habe.« Helsingborgs Dagblad

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

  • Dieses Buch befindet sich bei Anna625 in einem Regal.
  • Anna625 hat dieses Buch gelesen.

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.03.2021

Erschreckend ehrlich

0

Lina Gustafsson ist Tierärztin. Um die Bedingungen für Schlachttiere zu verbessern, nimmt sie für einige Monate einen Job auf einem schwedischen Schlachthof an. Ihre Aufgabe ist es unter anderem, die neu ...

Lina Gustafsson ist Tierärztin. Um die Bedingungen für Schlachttiere zu verbessern, nimmt sie für einige Monate einen Job auf einem schwedischen Schlachthof an. Ihre Aufgabe ist es unter anderem, die neu ankommenden Tiere zu begutachten und darauf zu achten, ob einzelne Tiere Verletzungen haben, sodass sie bei der Schlachtung vorgezogen werden können. Außerdem überprüft sie mit anderen Tierärzten gemeinsam den Umgang des Stallpersonals mit den Schweinen und nimmt an Kontrollen zur Lebensmittelsicherheit teil.

Dass ihre Arbeit nichts für schwache Mägen ist, ist wohl jedem klar - in ihren ersten Tagen wird Lina herumgeführt, sieht die verschiedenen Stationen, die die Schweine durchlaufen: von der Ankunft über das Treiben und Vergasen bis hin zum Entbluten und Ausweiden wird alles recht detailliert beschrieben. Immer wieder fallen Lina dabei Misstände und Tierquälereien auf. Schon beim Ausladen aus den Transportern werden die Tiere, die nach der oft stundenlangen Fahrt entkräftet und gestresst sind, mit Plastikpaddeln geschlagen, damit sie sich möglichst schnell in die Buchten treiben lassen, wo sie auf ihre Tötung warten. Viele lahmen oder haben Bisswunden. In den Buchten angekommen gibt es kaum Futter, und diejenigen, die über Nacht dortbleiben, stehen auf einer winzigen Fläche mit vielen anderen zusammen oft zentimetertief im Wasser. Beim Gang in die Gaskammer, in der sie unter Schmerzen mit Kohlendioxid getötet werden, kommen wieder die Plastikpaddel zum Einsatz.

Obwohl Lina diese Punkte immer wieder anspricht, reagieren viele Mitarbeiter nur gereizt und genervt, und ändern tut sich kaum etwas. Die Aussichtslosigkeit dieser Situation und Linas schwindende Hoffnung werden ebenso greifbar wie das Leid der Tiere. Der erschreckende Teil des Buches ist nichteinmal der, in dem die Körper der Schlachttiere aufgeschnitten und die Organe entnommen werden (Achtung, auch das wird mehrmals ausführlich beschrieben), sondern alles, was davor geschieht. Und dennoch entspricht der Umgang mit den Tieren ganz offiziell den Richtlinien, sodass Lina zwar Berichte über das ruppige Verhalten der Mitarbeiter an die Aufsichtsbehörden schicken und diese auch selbst immer wieder um einen sanfteren Umgang mit den ohnehin verängstigten Tieren bitten kann, das aber dann auch schon alles ist.

Linas anfängliche Empörung weicht bald dem Verdruss des Alltags - obwohl jeder Tag ein wenig anders abläuft und immer mal wieder etwas Unvorhergesehenes geschieht, sind sie am Ende doch alle gleich. Jeden Tag werden etwa 3.100 Schweine alleine auf diesem einen Hof geschlachtet, jeden Tag kommen dort völlig gestresste, verängstigte Tiere an, jeden Tag werden sie in ihrer Panik noch weiter mit den Plastikpaddeln getrieben. Und alles, was Lina tun kann, ist diejenigen zur Schlachtung vorziehen zu lassen, die offensichtlich große Schmerzen haben.

Die Sprache, in der Lina ihren Arbeitsalltag auf dem Hof schildert, ist nüchtern und sachlich, und lässt die Bilder für sich sprechen. Die einzelnen Kapitel sind kurz, denn jedes entspricht einer Art Tagebucheintrag. Das Buch ist nicht fiktiv, Lina Gustafsson hat, wie sie am Ende des Buches wiederholt betont, alles Beschriebene tatsächlich beobachtet und erlebt. Schlachtungen sind ein Thema, das die meisten Menschen lieber vermeiden, einfach weil sich niemand besonders gerne Gedanken darüber macht - und nicht ohne Grund ist es uns unangenehm, wie dieses Buch zeigt. Im Detail von den schlechten Bedingungen zu lesen, in denen die Tiere die letzten Stunden vor ihrem Tod verbringen, ist erschreckend. Noch erschreckender ist es jedoch, dass dies alles vom Gesetz als vollkommen in Ordnung eingestuft wird.

"Die Schlachthaus-Tagebücher" ist in seiner Ehrlichkeit und Ungeschöntheit nicht einfach zu lesen, und ich habe das Buch währenddessen immer wieder für eine Weile beiseite legen müssen. Dennoch bin ich am Ende sehr froh um den tiefen Einblick, den es dem Leser eröffnet.

Veröffentlicht am 01.04.2021

Ich weiß nicht was ich davon halten soll

0

Ich hatte und habe mit dem Buch ein kleines Problem. Anhand der Thematik war ich mir nicht sicher, ob ich es lesen sollte und danach hier vorstellen. Ich weiß, dass Tierschutz wichtig ist und jedem etwas ...

Ich hatte und habe mit dem Buch ein kleines Problem. Anhand der Thematik war ich mir nicht sicher, ob ich es lesen sollte und danach hier vorstellen. Ich weiß, dass Tierschutz wichtig ist und jedem etwas bedeuten sollte, doch viele Bücher drücken so auf die Tränendrüse und sind sehr einseitig in ihren Darstellungen dass es eine Qual ist sie zu lesen. Die Befürchtung hatte ich auch bei Die Schlachthaus-Tagebücher.
Lina Gustafsson studierte Tiermedizin, um das Leben von Tieren zu verbessern. Nachdem sie einige Jahren in einer Tierklinik gearbeitet und dort vor allem Hunde und Katzen behandelt hatte, wuchs ein Gedanke in ihr: Sie wollte lieber für die Tiere arbeiten, die das größte Leid ertragen müssen und die niemanden haben, der sich für sie einsetzt. Deshalb bewarb sie sich bei der schwedischen Lebensmittelaufsichtsbehörde als Veterinärin und begann im Oktober 2017, auf einem Schlachthof zu arbeiten.
Ich habe oft die Erfahrung gemacht, dass jemand Tiermedizin aus genau diesem Grund studiert: Tieren zu helfen und in einer Kleintierpraxis zu arbeiten. Dass es auch noch ganz andere (weniger schöne) Aspekte der Tierarztarbeit gibt, wird entweder verdrängt oder man ist sich dessen nicht bewusst. Aber auch Versuchslabore und Schlachthöfe brauchen Tierärzte. Allerdings ist es fraglich wie man einem Tier helfen kann, das demnächst sterben soll.
Ich schweife ab. Wie man sieht habe ich Die Schlachthaus-Tagebücher gelesen und wurde in meinem Vorurteil nicht bestätigt. Linda Gustafsson schreibt wie es ist und ihre Reaktion darauf. Es wird nichts verniedlicht, verharmlost, aber auch nicht sehr drastisch beschrieben. Man kann das Buch lesen ohne Übelkeit zu bekommen.
Und irgendwie ist das auch mein Problem. Der Tonfall des Buchs ist auf der einen Seite durchaus persönlich (und zeigt viel von der Persönlichkeit der Autorin), auf der anderen Seite zu sachlich. Anders gesagt: Das grausame Schicksal der Schweine habe ich zur Kenntnis genommen, es hat mich aber nicht berührt.
Die Verhältnisse im Schlachthof sind nicht optimal, auch auf dem Transport sind die Verhältnisse beängstigend, aber irgendwie schafft es die Autorin nicht die schrecklichen Bilder vor mir zu visualisieren. Tatsächlich lässt mich die Schlachthofgeschichte ziemlich kalt.

Und das ist das Problem, das ich mit dem Buch habe: Liegt es an mir, dass ich schon so verroht bin, dass ich nicht wahrhaben will und kann, welchen Zuständen in den Schlachthöfen vorherrschen können. Oder Linda Gustafsson schafft es mit ihren Worten nicht mich zu berühren.

Der Leser wird wohl selber entscheiden müssen, was er von diesen Tagebüchern halten soll. Ich kann von meiner Seite nur sagen, dass ich die Abläufe interessant fand.
Mein Essverhalten verändert das Buch allerdings nicht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil