Zweigeteilt
Zum Inhalt:
Candace, Tochter eines chinesischen Einwandererpaares, bekommt eine Stelle, bei der sie viel mit Produzenten in aller Welt - besonders in China - verhandeln muss. Als von dort nicht nur Bibeln, ...
Zum Inhalt:
Candace, Tochter eines chinesischen Einwandererpaares, bekommt eine Stelle, bei der sie viel mit Produzenten in aller Welt - besonders in China - verhandeln muss. Als von dort nicht nur Bibeln, sondern auch ein neuartiges Virus exportiert wird, erkranken die Menschen an einem Fieber, welches sie zu dementen Wesen mutieren lässt, die Verhalten immer wieder wiederholen. Glücklicherweise wird sie von einer Gruppe Überlebender in New York gefunden und reist mit ihnen weiter. Aber auch diese Gemeinschaft erweist sich als fragil.
Mein Eindruck:
Ohne Corona - ja, der Roman wurde davor geschrieben und wird jetzt schon als fast prophetisch gehypt - wäre das Buch eine von vielen Dystopien geblieben, - noch dazu eine mit einer unsympathischen Protagonistin. Denn Candace tut vor allen Dingen eins: Sie kreist um sich. Zuerst lebt sie ziellos vor sich hin (der Eltern Geld sei Dank), dann verschweigt sie ihrer Beziehung, dass sie ein Kind erwartet und bemerkt schließlich fast nur nebenbei, dass ihre Umgebung vor die Hunde geht. Und auch als Dystopie kann man viele - sagen wir einmal "Anleihen" - bei ähnlichen Werken finden: Die Gottesfurcht bei "Das letzte Gefecht", die Herkunft des Virus bei "Contagion", die absolut tödlichen Folgen bei "28 Days Later", der Schutz der Schwangeren bei "Children of Men".
Keine Frage hat der Roman Stärken, die vor allen Dingen in den Teilen in China bzw. in den Erinnerungen an die verstorbenen Eltern liegen. Es ist spannend zu lesen, wie zerrissen vor allen Dingen die Mutter in ihrer Gefühlswelt war. Einerseits die kapitalistischen Verlockungen mit Kosmetika und schnellen Autos, andererseits der Wunsch, wieder eine wichtige, angesehene Person zu sein, - was sie in China war. Doch das Leben von Candace in New York streift nur manchmal diese Zerrissenheit, - fast hat man das Gefühl, die Autorin versucht sie vorzuspielen. Einerseits wird das fotografische Talent Candaces betont, andererseits sollte doch gerade eine Person mit einem suchenden (und sehenden) Auge schneller merken, dass die Auslagen der Geschäfte mit verschimmelten Lebensmitteln gefüllt sind, weil die Leute dem Fieber zum Opfer gefallen sind. Ein Kuriosum am Rande: Trotz fehlender Körperteile (z.B.: Unterkiefer) und ohne Nahrungsaufnahme leben die Virus-Opfer weiter und können sogar Auto fahren.
So bleibt der Eindruck eines Buches, das zwar durch die eine Hälfte (Virus und Folgen) Aufmerksamkeit erregt, seine Stärken jedoch in der anderen Hälfte, dem Teil der Vergangenheit hat.
Mein Fazit:
Die Vergangenheit von Candace und ihren Eltern ist lesenswert und preiswürdig, die Gegenwart auf Effekt gebürstet